Aufsteiger Paderborn will aus alten Fehlern lernen

Paderborn – Am eher beschaulichen Flughafen in Ostwestfalen ging es ungewohnt hoch her. «Nie mehr 2. Liga», skandierten hunderte Fans des SC Paderborn im Terminal des Airports bei der Ankunft ihrer Aufstiegshelden aus Dresden.

Inbrünstig und schon leicht angeheitert stimmten auch die Profis nach der schönsten Niederlage der Vereinsgeschichte in die Gesänge ein und feierten zusammen mit dem Anhang ausgelassen das zweite heimische Fußball-Wunder. «Dieser Erstliga-Aufstieg ist noch viel höher einzuschätzen als der im Jahr 2014», kommentierte der sichtlich bewegte Manager Markus Krösche.

Nur zwei Jahre nach dem Fast-Abstieg in die 4. Liga gehört Paderborn wieder zur Beletage des deutschen Fußballs. Weil sich Verfolger Union Berlin in Bochum mit einem 2:2 begnügen musste, kam das junge Team von Trainer Steffen Baumgart trotz eines 1:3 in Dresden als Tabellenzweiter hinter dem 1. FC Köln ins Ziel. Für Torschütze Philipp Klement ging damit ein Kindheitstraum in Erfüllung: «Wenn man so fußballverrückt ist wie ich, ist die Bundesliga ein Lebensmittelpunkt. Wahnsinn, dass wir jetzt dazugehören.»

Für den Club aus der Fußball-Provinz ist es die zweite Chance. Die Fehler aus der Spielzeit 2014/15, als dem Abstieg aus dem Oberhaus der ungebremste Fall in die Drittklassigkeit folgte, sollen sich nicht wiederholen. «So einen Absturz wird es nicht mehr geben. Sportlich weiß man es nie genau, aber alles andere werden wir sauber im Griff haben», versprach Präsident Elmar Volkmann mehr Nachhaltigkeit.

Vor allem der deutliche Zuwachs bei den TV-Einnahmen von aktuell 8,39 Millionen Euro auf rund 30 Millionen Euro verschafft mehr finanziellen Spielraum. Der Etat für das Team dürfte von derzeit 6,8 Millionen Euro auf etwa 15 bis 20 Millionen Euro steigen. Gesucht werden vor allem zwei zusätzliche Außenverteidiger, weitere Backups für die Positionen in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld.

Dumm nur, dass ausgerechnet der erfolgreiche Kaderplaner der vergangenen beiden Jahre den Verein wohl verlässt. Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass der von vielen Clubs umworbene Krösche künftig bei RB Leipzig sein Glück versucht. «Diese Personalie liegt nicht allein in unserer Hand. Aber erstmal muss ein anderer Verein bei uns anklopfen, das ist offiziell noch nicht geschehen. Dann muss Markus Krösche zu uns sagen: Jawohl, ich will gehen», sagte Volkmann. Noch hat der SC-Präsident die Hoffnung auf einen Verbleib des 38-Jährigen nicht aufgegeben. «Solange das nicht geschehen ist, sind es nur Spekulationen.»

Krösche selbst verweigerte zuletzt konkrete Aussagen zu seiner Zukunft und verwies wiederholt auf seinen bis 2022 datierten Vertrag. Ein Wechsel des ehemaligen Paderborner Profis nach Leipzig wäre ein herber Verlust für den Aufsteiger. Schließlich erweckte der im März 2017 eingestellte Sport-Geschäftsführer den schwer angeschlagenen Problemfall im Zusammenspiel mit dem rund einen Monat später verpflichteten Coach Baumgart zu neuem Leben. Für den Fall der Fälle sieht Volkmann den Verein gerüstet: «Wir werden nicht ganz unvorbereitet sein, wenn es passieren sollte.»

Ungeachtet dieser Personalie stellte Baumgart für die kommende Spielzeit ähnlich couragierte und erfrischende Auftritte seines offensivstarken Teams wie im Fußball-Unterhaus in Aussicht: «Wir gehen da nicht hin und sagen: Wir gehen wieder runter. Wir wollen da schon bleiben, auch wenn es schwer wird.»

Fotocredits: Robert Michael
(dpa)

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