Bittere Neulings-Erfahrung für Borger/Büthe: «Tut weh»

Rio de Janeiro – Mit einer langen Umarmung ließ sich Karla Borger von Olympiasieger Jonas Reckermann trösten. Ihre langjährige Partnerin Britta Büthe sprach mit Tränen in den Augen von einem «Gefühlswirrwarr».

Gerade hatten die Olympia-Neulinge in der olympischen Beachvolleyball-Arena die bittere Erfahrung gemacht, die schon Tausende Sportler nach ihrer Olympia-Premiere mit nach Hause genommen haben. «Da kannst du mit den Psychologen reden wie du willst, es war ein komplett anderes Turnier», beschrieb die 27 Jahre alte Borger den besonderen Druck und die Atmosphäre in Rio.

Zwar zeigten Borger/Büthe im Achtelfinale gegen die brasilianischen Gold-Favoritinnen Larissa und Talita ihr bestes Spiel an der Copacabana. Das 0:2 (17:21, 19:21) und damit das Turnier-Aus aber konnten die Stuttgarter Beachgirls nicht abwenden. «Wir haben zu viele Fehler gemacht, das geht auf dem Top-Niveau nicht. Mal war Britta gut, mal Karla. Aber beide sind hier nie auf das gleiche gute Level gekommen», urteilte ein enttäuschter Trainer Srdjan Veckov, der seine Arbeit mit dem Team nach zwei Jahren beendet.

«Ich habe immer gesagt, das kann man nicht simulieren», erklärte Reckermann zu den speziellen Anforderungen an einen Olympia-Neuling. Er hatte das auch erlebt, als 2004 mit seinem damaligen Partner Markus Dieckmann wie jetzt für Borger/Büthe schon im Achtelfinale Endstation gewesen war.

Acht Jahre später holte er als erfahrener Olympionike mit Julius Brink in London die Goldmedaille. «Wir haben damals in Athen auch nicht unser bestes Beachvolleyball gespielt und hatten mit den Umständen bei Olympia zu kämpfen», erinnerte sich Reckermann: «Auch die Mädchen haben gemerkt, dass man sich davon nicht ganz freimachen kann.»

Alles größer, alles bunter, alles wichtiger als normal. Schon im ersten Turnierspiel auf dem riesigen Centercourt an der Copacabana wurden Borger/Büthe «von allem völlig überrumpelt», gestanden sie. Von dem katastrophalen Auftakt gegen die Schweiz konnte sich das Duo nie wirklich freimachen. «Sie hatten zu viel Druck im Kopf, dass sie nicht zurückgekommen sind», urteilte Trainer Veckov, der gleich zu seiner Familie nach Belgrad flog. Die Spielerinnen wollen noch etwas Olympia genießen, beim Rudern und Handball. Und ihre Freundin Lena Schöneborn beim Modernen Fünfkampf unterstützen.

«Ich weiß nicht, ob man das im Leben noch einmal erlebt», sagte Borger, die der verpassten Chance nachtrauerte, die durchaus verwundbaren Brasilianerinnen in einen dritten Satz zu treiben. «Die Chance war da. Das tut weh», erklärte die Abwehrspielerin. Klar, Platz neun beim Olympia-Debüt sei «ganz okay», das könne man mitnehmen: «Aber es ist nicht das, was ich wollte.»

Auf der Welttour hatte das Schwaben-Duo schon mehrmals bewiesen, dass es mindestens um die Halbfinalplätze mitspielen kann. Um neue Zukunftspläne zu schmieden, werden Borger/Büthe sicher eine Weile brauchen.

Fotocredits: Sebastian Kahnert
(dpa)

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