Bremen im Herzen: Kölner Pizarro will alter Liebe weh tun

Minsk (dpa) – Claudio Pizarro ist ein Profi durch und durch. Bayern-Präsident Uli Hoeneß nannte ihn einst hochachtungsvoll einen «Schlawiner».

Und so wurde der Peruaner mühelos vom Fan zum Spion. «Natürlich habe ich das Werder-Spiel gegen Mönchengladbach geschaut», sagt die Bremer Vereins-Ikone. Doch diesmal nicht als Unterstützer: «Ich habe geschaut, wie sie spielen. Damit ich weiß, wie ich am Sonntag ein Tor gegen sie schießen kann.»

Würde dies im Kellerduell mit dem Tabellenletzten 1. FC Köln gegen den Vorletzten Werder gelingen, würde der erfolgreichste ausländische Torschütze der Fußball-Bundesliga seiner alten Liebe richtig weh tun – und vielleicht sogar ganz besonders dem Mann, der ihm so weh tat. Denn so sehr der 39-Jährige es auch verbergen will: Das in seinen Augen ungerechtfertigte Aus in Bremen schmerzt ihn sichtlich.

Von 1999 bis 2001, von 2008 bis 2012 und von 2015 bis 2017 ging Pizarro für Werder auf Torejagd. Im Sommer fühlte er sich noch gut und fit genug für eine weitere Saison. Trainer Alexander Nouri sah das anders. Pizarro war vereinslos. Bis die abgestürzten Kölner in höchster Not riefen. Und ausgerechnet vor dem ersten Wiedersehen wackelt Nouri in Bremen nun so sehr, dass einige Medien trotz öffentlicher Treuebekenntnisse von Manager Frank Baumann von einem Endspiel für den Coach sprechen.

Rache will Pizarro – offiziell – aber nicht nehmen. Rücksicht aber auch nicht. «Werder ist in meinem Herzen. Aber am Sonntag werde ich an Köln denken, nicht an Werder», sagt der Peruaner: «Es ist für beide eine schwierige Situation, deshalb kann ich leider kein Mitleid haben. Ich werde versuchen, ein Tor zu schießen und zu gewinnen. Das wäre zwar schade für Werder. Aber eben gut für uns.» Nur eines will er aus Respekt unterlassen: «Jubeln werde ich nicht. Höchstens innerlich.»

Bei der Frage, warum er nicht bei Werder geblieben ist, verfliegt Pizarros gute Laune schlagartig: «Weil sie nicht wollten, dass ich bleibe», antwortet er kurz angebunden. Am Geld habe es nicht gelegen: «So weit sind wir gar nicht gekommen.» Auf das Angebot Baumanns, irgendwann in anderer Funktion für Werder zu arbeiten, antwortete er nach eigener Auskunft: «Ich schließe das nicht aus.» Innige Liebe klingt irgendwie anders.

Doch bei aller Verbitterung lassen sich die Bremer Argumente nachvollziehen. Pizarro habe desöfteren Sonderrechte im Training in Anspruch nehmen müssen, berichten Beobachter. Ein einziges Tor erzielte er in der vergangenen Saison. Und auch bei seinen zwei Einsätzen für den FC konnte er noch nicht beweisen, eine Verstärkung zu sein. Er ist ein echter Knipser, ein Schlitzohr, doch sein Alter lässt sich eben nicht leugnen.

Pizarro ignoriert solche Marginalien. Er habe Probleme mit der Fitness gehabt, sagt er, «aber jetzt ist alles gut». Und dann spricht er von der WM 2018, an der er mit Peru teilnehmen will, einer Fortsetzung seiner Karriere und dem Wunsch, am Sonntag von Anfang an zu spielen. Ob all das realistisch ist, bleibt abzuwarten. Doch vielleicht ist er für das ein oder andere Highlight noch gut. Eines am Sonntag hätte ein besondere Pointe.

Fotocredits: Federico Gambarini

(dpa)
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