BVB-Chef Watzke warnt vor weiterer Spieltags-Zerstückelung

Düsseldorf – Die Fußball-Bundesliga ist ein Traditionsprodukt. Sie geht am Freitag mit der Partie zwischen Meister Bayern München und Bayer Leverkusen in ihre 55. Saison – und mit Neuerungen für die Fans.

So beginnt die zweite Sonntags-Begegnung künftig erst um 18.00 statt wie bisher um 17.30 Uhr. Maximal je fünfmal pro Saison finden sonntags um 13.30 und montags um 20.30 Uhr Spiele statt. Damit sollen die Vereine entlastet werden, die donnerstags in der Europa League aktiv waren.

Die Verantwortlichen der Branchenführer München und Dortmund bewerten die Entwicklung grundsätzlich als logisch. «Wenn das eine oder andere Spiel an einem anderen Zeitpunkt ist, finde ich das nicht so schlimm», sagt Uli Hoeneß. «Das gibt den Leuten die Möglichkeit, mehr Fußball zu schauen.» Das sei nicht so schlecht, argumentiert der Bayern-Präsident. Der Samstag als Hauptspieltag werde ja beibehalten.

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke fordert indes mit Nachdruck: «Es darf keine weitere Zerstückelung geben.» Ihm wäre es am allerliebsten, wenn alle Partien am Samstagnachmittag stattfänden. «Aber dann bekommen wir so wenig Fernsehgeld, dass wir international gar keine Chance haben» – in dieser Watzke-Einlassung steckt die Logik.

Schalke-Sportvorstand Christian Heidel ist ebenfalls dieser Meinung. In einer dpa-Umfrage sagte er, man müsse den TV-Sendern die Möglichkeit geben, die hohen Investitionen in den Fußball refinanzieren zu können. «Für Fußballromantiker müssten alle Spiele am Samstag um 15.30 Uhr angepfiffen werden. Doch dann könnten wir international nicht mehr konkurrenzfähig bleiben.» Klar sei aber, «dass wir nun an einer Grenze angekommen sind.»

Andere sind gleichfalls skeptisch. Aus Sicht der TV-Anbieter sei es aktuell nachvollziehbar, meint Hannover-Manager Horst Heldt: «Aber es muss auch das Ende der Entwicklung sein.» Die Funktionäre dürften es nicht zu weit treiben, warnt Wolfsburgs Trainer Andries Jonker mit Verweis auf andere Länder: «In Spanien wird in der ersten Liga manchmal am Sonntag um 12.30 Uhr gespielt. Ich weiß nicht, ob das gut ist. Auch in Holland wird zu solchen Zeiten gespielt, das passt den Holländern nicht.» Was jetzt in Deutschland gemacht werde, sei in Ordnung. «Aber es darf am Ende nicht sein, dass die Leute nicht mehr ins Stadion kommen», bemerkte Jonker.

Rouven Schröder, Sportvorstand des FSV Mainz 05, glaubt, dass sich die Neuerungen im Spielplan nicht dramatisch auswirken werden, da es sich nur um wenige Partien handle. Grundsätzlich steht er einer weiteren Zerstückelung eher kritisch gegenüber. Schröder: «Bei aller Liebe zum Fußball darf es ab und an auch mal Zeiträume geben, an denen mal nicht der Ball rollt.»

Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz bezeichnet die neuen Montags-Spiele als gemäßigt. «Auf der anderen Seite, beim Streben nach mehr Geldzufluss ist klar, dass man auch was geben muss. Du kannst nicht für das gleiche Produkt automatisch mehr Geld bekommen, das macht keinen Sinn», kommentierte Preetz. Sein Kollege Jochen Saier hält die TV-Gelder speziell für Vereine wie seinen SC Freiburg für existenziell. Aber: «Für den Stadionbesucher ist die Zersplitterung des Spieltags kompliziert.» Im Vergleich zu anderen europäischen Ligen hält Saier die geänderten Anstoßzeiten gerade noch für vertretbar.

Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler will sich den Vorstellungen der Rechte-Inhaber öffnen: «Das heißt aber nicht, dass man jeden Wunsch erfüllen sollte.» Trotzdem meint auch er, dass der deutsche Fußball nur bei höheren TV-Einnahmen dauerhaft international wettbewerbsfähig bleiben könne.

HSV-Coach Markus Gisdol betrachtet das Ganze gelassen und sachlich: «Über die Anstoßzeiten mache ich mir keine Gedanken. Das muss man als Trainer so nehmen, wie es kommt.» Alle würden von diesem Kuchen profitieren: «Also werde ich das auch nicht kritisieren wollen» – aber mit Gisdols Prämisse, dass die Verbands-Verantwortlichen und die Sender im Auge behalten, wer das Produkt Fußball so wertvoll mache. Das sei vor allem der Fan, der Konsument.

Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)

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