Der letzte große Traum von Lahm & Co.

Doha – Bei den Aufwärmübungen im Sand von Doha ging der Kapitän voran. Wie in der Grube hinter einem Tor des Trainingsplatzes vor Palmen will Philipp Lahm seine Teamkollegen auch noch einmal beim ersehnten Triumph in der Champions League anführen.

«Ich bin jetzt auch schon ein paar Jahre Profi und habe einmal die Champions League gewonnen, stand dreimal im Finale», erinnerte Lahm an die glorreichen Endspieltage. «Da oben zu stehen und den Pokal entgegenzunehmen, man weiß wie schön das ist – und da will man unbedingt hin», schwärmte der 33-jährige Lahm.

In der Star-Ansammlung von Trainer Carlo Ancelotti ist besonders die Sehnsucht bei der alten Garde riesengroß: Der Wembley-Triumph 2013 soll kein einmaliges Erlebnis bleiben. Xabi Alonso, der damals noch nicht dabei war, strebt sogar Erfolg Nummer drei an.

«Natürlich weiß man, wenn man jetzt über 30 ist, dass das Ende näher kommt», sagte Arjen Robben. Dem 32-jährigen Niederländer, dem ein Jahr älteren Franck Ribéry (33) und dem schon 35-jährigen Xabi Alonso bleibt nicht mehr viel Zeit für den letzten großen Coup in Europas Elite.

Noch zählen die Stars aus der Ü30-Riege zu prägenden Figuren im Bayern-Spiel. Douglas Costa und Kingsley Coman können Ribéry und Robben noch nicht ersetzen. Joshua Kimmich hat Alonso noch nicht verdrängt und rechts hinten ist Lahm weiter unverzichtbar. «Ich bin 33 Jahre und habe alles gewonnen, aber ich habe Hunger», sagte der schon in Doha hochmotivierte Heißsporn Ribéry.

Für Uli Hoeneß ist das Regiment einer großen Münchner Mannschaft sowieso noch nicht beendet. Eine «Wachablösung» oder «das Ende einer Ära» herbeizureden, sei viel zu weit hergeholt, betonte der Präsident. Der FC Bayern solle weitere Titel gewinnen, er wolle die Missgünstigen «am Saisonende wieder weinen sehen».

Lahms Vertrag läuft wie die von Ribéry und Rafinha (31) verlängerten Kontrakte noch bis zum 30. Juni 2018. Lahm hatte jedoch wiederholt gesagt, dass auch in diesem Sommer Schluss sein könnte; der Posten des Sportdirektors könnte reizvoll sein. Aktuell aber visiert er das Ende seiner großen Karriere für das nächste Jahr an.

Eine Vertragsverlängerung von Robben um eine weitere Spielzeit wird erwartet. Wie Alonso hat er bei den Verhandlungen keine «Deadline». «Ich spiele jetzt noch auf Top-Niveau, das will ich gerne noch ein bisschen weitermachen», sagte der holländische Flügelspieler. «Der Körper ist gut, der Kopf ist gut – das ist das Wichtigste», gab sich auch der Spanier Alonso kein bisschen amtsmüde.

Kurz nachdem Alonso 2009 vom FC Liverpool zu Real Madrid – mit beiden gewann er den Henkelpott – gekommen war, wechselte Robben von den «Königlichen» an die Isar. Beim FC Bayern erlebte der Turbo-Dribbler fantastische Jahre. «Mein Traum, mein Ziel war immer, die Champions League zu gewinnen», blickte Robben zurück. Nach den Finalpleiten 2010 und 2012 war er mit seinem Siegtor dann der entscheidende Mann 2013 gegen Borussia Dortmund. «Es macht mich stolz, dass ich Teil der Entwicklung bin, die der Verein in den bald acht Jahren fußballerisch und auch neben dem Platz gemacht hat», hob Robben in Katar hervor.

Unter dem Champions-League-Spezialisten Ancelotti soll der große Coup noch einmal glücken. Als Trainer gewann der Italiener mit dem AC Mailand (2003, 2007) und Real Madrid (2014) dreimal die Königsklasse. Jetzt soll sich in diesem oder dem nächsten Sommer der letzte Titeltraum für die reife Bayern-Garde um Lahm erfüllen.

«Uns läuft irgendwo die Zeit davon, vor allem den älteren Spielern», sagte Lahm. Im Achtelfinale am 15. Februar und am 7. März gegen den FC Arsenal will die Generation Lahm den ersten Schritt Richtung Finale am 3. Juni im Millennium Stadium von Cardiff machen.

Fotocredits: Andreas Gebert
(dpa)

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