Der Magerwahn und das Schönheitsideal

Magerwahn und Schönheitsideal sind in unserer Zeit eng miteinander verknüpft. Doch der Trend geht zu einer dritten Emanzipationswelle, nicht jede Frau hat Lust und Zeit, sich einem Schönheitsideal zu unterwerfen, das sowohl ungesund ist als auch schlechte Laune macht. Und warum überhaupt hat sich die Idee manifestiert, dass eine Frau automatisch schöner wird, wenn sie aussieht wie ein Gerippe?

Erst vor kurzem schrieb eine Bloggerin über den Frust des Magerwahns. Sie selbst ist Mutter und hat einfach keine Zeit, sich den ganzen Tag nur um ihr Aussehen zu kümmern. Sie ist auch der Meinung, dass ihre Kleidergröße 40 vielen Männern gefällt und dass jeder seine eigenen Vorlieben beim anderen (oder gleichen) Geschlecht hat, die sich schlecht mit einem angestrebten Ideal vereinbaren lassen. Sie fotografierte ihren Körper in normalen Klamotten und löste damit einen Trend aus. Auf Twitter folgte eine Welle von Fotos, gepostet von normalen Frauen in normalen Kleidern.

Magerwahn führt nicht unbedingt zum Schönheitsideal

Vor ein paar Jahren hat die Firma Dove begonnen, mit „normalen“ Models zu werben und dabei vor allem eines ausgelöst: Die Diskussion, was normal eigentlich bedeutet. Die Frauen haben die Kampagne gut aufgenommen und trotzdem blieb ein Beigeschmack. „Normal“ im Sinne von mit Makeln behaftet wollte dann doch keiner sein. Obwohl diese Kampagen wenigstens ehrlicher war als die Idee der Frauenzeitschrift Brigitte, nur noch normale Frauen für die Fotostrecken zu benutzen. Die „normalen“ Frauen in der Brigitte waren dann Menschen, die aussahen wie Models und auch in Bademode keine Problemzonen hatten, nur eben hauptberuflich etwas anderes machten. Viele Leser hat das noch mehr verstört, da man bei Models automatisch davon ausgeht, dass sowieso alles mit Photoshop bearbeitet wurde, bei den „echten“ Menschen allerdings führte der Anblick zu einem noch schlechteren Gefühl. So oder so hat sich die Brigitte bereits entschlossen, wieder professionele Models zu casten, warum, das ist nicht ganz klar.

Frauen wachsen damit auf, ihren Körper zu hassen

Die meisten Frauen sind mit ihrem Körper unzufrieden. Deshalb boomt wohl auch der Schuhmarkt, während man in der Umkleidekabine alles sieht, passen Schuhe eigentlich immer, die Auswahl ist größer und man fühlt sich nicht sofort aus der Modewelt ausgeschlossen, wenn die Kleidergröße 38 übersteigt. Viele Frauen machen ihr Leben lang Diät, viele schaffen es trotzdem nicht, dünn zu werden. Und daran verdienen die großen Konzerne mit einem unendlichen Angebot an Fitnessprodukten, Abnehmkursen, Sportangeboten, Zeitschriften und unzähligen Kosmetika. Doch auch wer es geschafft hat, wird nicht automatisch glücklicher und schöner. Der große Trugschluss ist, dass Frauen perfekt aussehen, wenn sie dünn sind. Es gibt Frauen, denen es sehr gut steht, wenn sie schlank und sportlich aussehen, andere bestechen durch Weiblichkeit. Doch auch Frauen mit Kurven, die objektiv attraktiv sind, leiden unter dem medialen Druck. Sie verstecken sich, ob Layering oder große, sackige Kleider, Hauptsache man sieht keine genauen Konturen.

Leider fehlt vielen Frauen Selbstsicherheit. Eigentlich sind sich alle einig, dass Victoria Beckham einfach nur schrecklich und ungesund aussieht, sich selbst allerdings nehmen sie falsch war. Es wird deshalb Zeit, dass die Frauen mehr für die Verbreitung von verschiedenen Körperidealen plädieren. Die Fotos auf Twitter sind ein großartiger Anfang. Die wenigsten Menschen sehen aus wie in der Werbung, es hat also Sinn, dass es im Laden Klamotten für jeden Typ, für jeden Körper gibt. Außerdem ist es unglaublich langweilig, wenn alle Frauen gleich aussehen.

Joan, die Chefsekretärin von Mad Men hat einen großartigen Körper. Sie nervt die Diskussion darüber, doch die Zeit ist offensichtlich noch nicht reif, sich über ihr schauspielerisches Können zu unterhalten. Doch seit sie über die Bildschirme flimmert, haben viele weibliche Zuschauer ihre Meinung über Frauen über Kleidergröße 34 geändert. Ob die Kleider dem Körper passen müssen oder Kurven schön sind, Frauen mit einer gestörten Selbstwahrnehmung haben diese Sprüche nur als eine Aussage aus Mitleid empfunden, die darüber hinweg trösten soll, nicht dünn zu sein. Ganz schön gruselig.

Doch beim Anblick von Joan, gespielt von Christina Hendricks, wird eindeutig, dass die Sache mit den Kurven wahrhaftig stimmt. Neben ihr sieht jedes Gerippe aus wie ein Schluck Wasser.

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