Der Milliarden-Investor

Rio de Janeiro – Carlos Carvalho will eigentlich einer der Gewinner der Olympischen Spiele werden, mit stolzen 91 Jahren – aber sein Projekt hat zuletzt weltweit einige schlechte Schlagzeilen produziert.

Öffentlich kaum bekannt, ist Carvalho laut Bloomberg mit einem geschätzten Vermögen von über vier Milliarden US-Dollar einer der reichsten Brasilianer – und Bauherr des Olympischen Dorfes, das zur Eröffnung mit lecken Leitungen und verstopften Klos Ärger machte.

Carvalho gilt als «Patrón von Barra», als Mitschöpfer des Stadtteils, der mehr an die US-Stadt Miami als an Rio de Janeiro erinnert. Hier sind die meisten Olympia-Sportstätten. Zehn Millionen Quadratmeter Land soll er hier besitzen, oft bebaut mit Hochhausblöcken. Hier lebt die weiße Mittel- und Oberschicht, es gibt kaum lästige Favelas.

Carvalho steht für die Brasilianer, die mit dem Bauboom der goldenen Jahre reich geworden sind – und die zwischen Arm und Reich getrennte Welten bevorzugen. Er hat früh auf Barra gesetzt, wissend, dass sich die Stadt ausdehnen wird. Und baute zusammen mit dem Baukonzern Odebrecht das Olympiadorf. Sportler, Trainer und Betreuer wohnen hier: Es gibt 19 000 Betten, 10 650 Schränke, 11 152 Klimaanlagen.

Nach Olympia muss alles raus, dann will Carvalho mit dem Verkauf der Wohnungen als gehobene Apartments Kasse machen – sein Unternehmen hat ein Konsortium mit dem Baukonzern Odebrecht gegründet. Der studierte Ingenieur und Vater von vier Kindern lässt zu seinem Erfolgsgeheimnis erklären, er sei unermüdlich. Auch mit über 90 Jahren arbeite er montags bis freitags von 7 bis 19 Uhr. Der Zuzug nach Barra mehrte seinen Reichtum. Die Quadratmeterpreise sind lange stark gestiegen.

Sein Ansehen hat aber nach einem unglücklichen Interview im «Guardian» gelitten. Mit Blick auf die Favela Vila Autódromo, die Investoreninteressen in Barra weichen musste und deren Bewohner teils mit Polizeigewalt aus Häusern geholt wurden, sagte er: «Sie werden jetzt ihrem Standard entsprechend wohnen. Sie müssen gehen.» In den Randbezirken gebe es genug Platz, das Zentrum gehöre der Elite.

Zu Rios Bürgermeister Eduardo Paes pflegt er enge Kontakte, was Fragen aufwirft. 2012 spendete Carvalho 650 000 Reais (175 000 Euro) für die Wiederwahlkampagne von Paes. Kritiker monieren, dass bei Carvalhos Barra-Projekten zum Teil das Baurecht geändert worden sei, damit er viel höher bauen durfte. Ob das Olympia-Dorf seine nächste Goldgrube wird, ist aber noch nicht ausgemacht. Die tiefe Rezession könnte ihm das Geschäft verhageln. Und die schlechten Schlagzeilen.

Fotocredits: Jonathan Watts
(dpa)

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