Der VW Bus und seine Alternativen

Berlin – Wohl kein anderer Hersteller kann das Thema Kleinbus so mit Emotionen und Geschichte aufladen wie Volkswagen. Sobald ein Jubiläum des Typs ansteht, werden Geschichten ausgegraben von Hippies.

Die wählten den Bulli als ihren motorisierten Gefährten und mobiles Zuhause auf der Suche nach Freiheit auserwählten. Oder von Surfern, die mit Brett auf dem Dach die Wellenreviere in Kalifornien besuchten. Heute aber ist der VW Bus schlicht ein teurer Kleinbus, der sich der wachsenden Konkurrenz stellen muss – ein Überblick mit einigen Mitbewerbern:

– VW Multivan T6: Die aktuelle Auflage des Bulli T6 kam Mitte 2015 auf den Markt. Der Kleinbus mit bis zu neun Sitzen bietet eine Menge moderner Assistenzsysteme – vom Tempomat mit automatischer Abstandsregelung, über einen Totwinkelwarner bis zur Müdigkeitserkennung. Erhältlich sind Diesel- und Benzinmotoren, die eine Spanne von 62 kW/84 PS bis 150 kW/204 PS abdecken. Bestellbar sind neben Allradantrieb etwa auch ein Offroad-Fahrwerk oder ein tiefergelegtes Dynamikfahrwerk. Die Preise beginnen bei 30 000 Euro für den schwächsten Diesel. Die beliebte Campingausführung California kostet ab 42 120 Euro.

– Mercedes V-Klasse: Als der Stuttgarter Hersteller Mitte 2014 die neue V-Klasse in den Markt schob, hatten die einschlägigen Medienberichte meist einen Tenor. Mit der neuen V-Klasse könne man dem Platzhirschen endlich Marktanteile abjagen. Mercedes habe «einen richtig starken Konkurrenten auf die Räder gestellt», schrieb Autobild.de und erwähnte die «moderne Technik», während der VW das praktikablere Sitzkonzept biete. Aktuell kostet die V-Klasse mindestens gut 44 000 Euro. Den Stuttgarter Kleinbus treiben Dieselmotoren mit vier Zylindern und 100 kW/136 bis 140 kW/190 PS an. Die Campingausführung Marco Polo kostet ab 56 600 Euro.

– Opel Vivaro Combi: Auch der Bus aus Rüsselsheim hat nur Diesel zu bieten. Man kann das als Zeichen dafür werten, dass der Hersteller das Auto auch in der Pkw-Version eher als Pragmatiker sieht. Auf der Webseite wirbt Opel mit den Worten, mit dem seit 2014 verfügbaren Vivaro könnten Kunden «Ihre Firma ins beste Licht» rücken. Serienmäßig hat der Wagen eine zweite und dritte herausnehmbare Sitzbank für je drei Leute. Der Beifahrersitz lässt sich gegen Aufpreis drehen. Oder man investiert das Geld in eine starre Beifahrerbank für zwei. Die Vierzylinder leisten 70 kW/95 PS und 88 kW/120 PS, in der Biturbo-Variante kommen sie auf 92 kW/125 PS und 107 kW/145 PS. Ein Automatikgetriebe ist nicht verfügbar. Die Preise für den Vivaro Combi beginnen bei knapp 32 000 Euro.

– Ford Tourneo Custom: Nicht ganz neu, da seit 2012 am Markt, ist dieses Modell. Um zu betonen, dass es sich bei dem Kleinbus um einen Großraumvan mit komfortablem Anspruch handelt, wählte Ford einen neuen Namen. Denn eigentlich handelt es sich beim Tourneo Custom um die aufgewertete Version des Kleintransporter-Klassikers Transit. Mitfahren können bis zu neun Personen. Ford wirbt mit bis zu 30 verschiedenen Sitz-Konfigurationen. Ford sieht den Kleinbus als Geschäftswagen, aber auch als «vielseitiges Fahrzeug für Ihre Familie und Freunde». Als Antrieb dient ein Diesel mit zwei Litern Hubraum, der über sechs Gänge manuell geschaltet ja nach Ausbaustufe 77 kW/105 PS bis 125 kW/170 PS abgibt. Die Preise starten bei gut 39 500 Euro.

– Renault Trafic Combi: Die aktuelle Ausführung ist baugleich mit dem Opel Vivaro. Doch auch bei dem Modell, das einst als Lieferwagen begann und aktuell in dritter Generation auf den Straßen ist, werden Komfort und Konnektivität wichtiger. Smartphones und Tablets können angebunden werden, für bequemeres Reisen gibt es einen Tempomaten. Die Pkw-Version Trafic Combi für bis zu neun Personen verfügt über die gleichen Motoren wie der Opel. Insgesamt bewirbt Renault das Fahrzeug mehr als Familienauto als der Hersteller aus Rüsselsheim und startet bei 30 345 Euro. Zum Campingmobil mit vier Schlafplätzen umgerüstet bietet die Firma Karmann den Trafic in der Ausführung Colibri ab 40 950 Euro an.

– Peugeot Traveller:Eine weitere Allianz für mehr Synergie haben Peugeot, Citroën und Toyota geschmiedet. Die Modelle Traveller, Space Tourer und Proace Verso sind ebenfalls baugleiche Brüder. Auch sie verstehen sich als automobiler Brückenschlag zwischen privatem und gewerblichem Gebrauch. Der Traveller als Nachfolger des Transporters Expert verschiebt die Gewichte deutlich in Richtung Familie. Bestellbar sind Annehmlichkeiten wie elektrische Schiebetüren, Massagesitze vorn oder statt des Handschalters mit fünf Gängen ein automatisiertes Sechsgang-Getriebe. Die Glasflächen sind groß und erinnern gar nicht mehr an die durchgehenden Blechwände klassischer Lieferwagen. Bis zu neun Sitze können montiert werden. Motorenseitig sind Dieselaggregate im Angebot, die aus 1,6 beziehungsweise 2,0 Litern Hubraum 70 kW/95 PS bis 130 kW/177 PS schöpfen. Der Traveller kostet ab 35 650 Euro und damit genauso viel wie das PSA-Schwestermodell Citroën Space Tourer.

– Hyundai H-1 Travel: Einst als klassischer Van für den Personentransport gebaut, zeigt sich das Modell des südkoreanischen Herstellers nunmehr auch als Reisewagen für bis zu acht Personen mit optionaler Lederausstattung, Armlehnen und neigungsverstellbaren Rückenlehnen. Aber eine Auswahl moderner Fahrerassistenzsystemen gibt es quasi nicht im seit 2008 gebauten, 5,15 Meter langen Kleinbusmodell. Unter der Haube arbeitet ein 2,5-Liter-Diesel in drei Ausbaustufen mit 85 kW/116 PS, 100 kW/136 PS und 125 kW/170 PS. Der stärkste Selbstzünder nutzt statt des Sechsgang-Handschalters eine fünfstufige Automatik. Die Preise beginnen bei gut 31 800 Euro.

Fotocredits: Volkswagen AG,Ford,Jean-Brice Lemal,Robert Dieth,Peugeot,Hyundai,Adam Opel AG,Renault,Daimler AG
(dpa/tmn)

(dpa)
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