Der VW Sharan leidet früh an Altersschwäche

Berlin – Eines muss man ihm lassen: Der VW Sharan ist ein gutes Gefährt für die Familie. Er bietet viel Platz und einen variablen Innenraum mit fünf oder sieben, teils versenkbaren Einzelsitzen ebenso wie sicheres Fahrverhalten. Denn in Crashtests schneidet er gut ab.

Auch das Design, bei Vans oft der Knackpunkt für viele Kunden, geht als gediegen durch. Wären da nicht technische Fehltritte, die den Van nur bedingt zum Gebrauchtwagentipp machen.

Grundsätzlich gilt: je jünger, desto besser. Schneidet die erste Generation der Modellreihe (7M) bei der Kfz-Hauptuntersuchung (HU) unter dem Strich noch ziemlich mies ab, lichtet sich der Rauch bei der aktuellen Auflage – wenngleich auch diese im Vergleich zu allen beim Pflichtcheck durchgenommenen Autos immer noch recht schlecht dasteht, wie der «TÜV Report 2018» berichtet. Aber immerhin ist der zweite Sharan (7N) in fast jeder Disziplin besser als sein Vorgänger.

Zu den häufigsten Mängeln zählen beim 7N vor allem ausgeschlagene Querlenker vorn, mit denen er bereits bei der ersten HU nach drei Jahren negativ auffällt. Auch marode Bremsscheiben machen früh Sorgen. Besondere Problemzonen des 7M sind Bremsleitungen und -schläuche sowie die Lenkanlage und die Antriebswellen. Auch Rost ist ein verbreitetes Manko der Erstauflage. Der Report macht für die Fahrwerksmängel in erster Linie das hohe Gewicht des Sharan und dessen intensive Nutzung verantwortlich.

Auch der ADAC hat mit Blick auf seine Pannenstatistik das Qualitätsgefälle zwischen Erst- und Zweitauflage festgestellt, «aber auch die ganz jungen Sharans sind nur Mittelmaß», schreibt der Club. Sie plagen – wie schon den 7M – zum Beispiel Defekte an der Abgasrückführung, betroffen sind Diesel der Baujahre 2007 bis 2011.

Mit gleich ganz kaputten Motoren gehen Autos von 2007 bis 2012 in die Statistik ein. Ausschließlich Halter des älteren Sharan mussten zudem wegen undichter Sicherungskästen oder defekter Kupplungsnehmerzylinder (beides 2007) die Hilfe der Pannenhelfer in Anspruch nehmen. Bei Dieselmodellen von 2007 und 2008 streikten öfters auch Ölpumpen und Turbolader.

Die Liste der Rückrufe ist über die Jahre lang geworden. Seit 1998 hat der ADAC neun Aktionen gezählt. Zuletzt wurde im Februar 2018 an 34 000 VW-Modellen von 2011, darunter Sharans, nachgebessert, weil sich aufgrund von Dauerbestromung Bauteile überhitzen konnten und im Extremfall das Risiko von Fahrzeugbränden bestand.

Der VW Sharan ist seit 1995 auf dem Markt. Mit der Modellpflege von 2000 kam ESP serienmäßig an Bord. Während die Erstauflage noch ein Gemeinschaftsprojekt mit Ford war, wo es als baugleiches Modell den Galaxy gab, ist die seit 2010 erhältliche Zweitauflage ein reines VW-Projekt, von dem nur noch Seat mit dem baugleichen Alhambra profitiert. Diese erhielt ihr erstes Facelift 2015.

Angetrieben wird der Sharan mit Ausnahme einer LPG-Umrüstung beim 7M mit konventionellen Motoren und einem recht großen Leistungsspektrum. Die Diesel mit 1,9 und 2,0 Litern Hubraum generieren je nach Baujahr und Ausführung von 66 kW/90 PS bis 135 kW/184 PS. Die Benziner decken ein Spektrum von 85 kW/115 PS bis 162 kW/220 PS ab.

Während der Hubraum bei den Ottomotoren bei 1,8 und 2,0 Litern liegt, gibt es von der Erstausgabe auch größere Sechszylindermotoren. Die Zweitauflage ist dagegen auch mit einem Downsizing-TSI mit 1,4 Litern und 110 kW/150 PS im Programm.

Ein gebrauchter Sharan 1.4 TSI Trendline von 2011 wird laut «DAT Marktspiegel» der Deutschen Automobil Treuhand für durchschnittlich 11 500 Euro gehandelt. Dabei sind um die 115 000 Kilometer auf dem Tachometer anzunehmen. Ein gleich alter 2.0 TSI mit 147 kW/200 PS ist als Comfortline mit 13 900 Euro und gleicher Laufleistung vermerkt.

Soll es ein jüngerer Sharan 4Motion 2.0 TDI BMT mit 110 kW/150 PS von 2015 sein, sind 19 850 Euro gefragt, für die er im Durchschnitt gehandelt wird (61 000 Kilometer). Wer einen V6 sucht, muss im Falle eines Sharan 2.8 V6 Comfortline mit 150 kW/204 PS von 2010 noch knapp 10 000 Euro einrechnen und weit über 100 000 Kilometer Laufleistung.

Fotocredits: Volkswagen AG
(dpa/tmn)

(dpa)
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