Die Mercedes A-Klasse Limousine im Autotest

Berlin (dpa-infocom) – Mercedes zündet die nächste Stufe beim Ausbauplan für die Kompaktklasse – und das kann man diesmal wörtlich nehmen. Denn als Neuzugang in der Familie der Frontantriebsmodelle gibt im Januar eine Limousine der A-Klasse ihren Einstand.

Etwa 13 Zentimeter länger als das Steilheck, steht sie zu Preisen ab 30.916 Euro mit einem klassischen Stufenschnitt beim Händler. Für einen Aufpreis, der für Mercedes-Maßstäbe mit 700 Euro vergleichsweise bescheiden ist, wird aus dem jugendlichen Wirbelwind eine seriöse Limousine von 4,55 Metern, die in der Tradition des einstigen Baby-Benz steht.

Anders als beim 190er gibt das Stufenheck diesmal allerdings nicht den Spießer, sondern trägt seinen Rucksack mit Stolz und Schick. Und dabei sieht die Limousine nicht nur schön aus, sondern ist obendrein auch noch schnittig gezeichnet. Denn nach wochenlangem Feinschliff im Windkanal hat sie mit 0,22 den geringsten cw-Wert aller Serienfahrzeuge.

Kein Wind, kein Wispern

Das macht sich auch beim Fahren bemerkbar. Denn erstens reduziert das nach Angaben der Schwaben vor allem im Alltagsbetrieb den Verbrauch, etwa auf der Autobahn. Und zweitens streicht der Wind so sanft ums Auto, dass es innen hörbar leiser zugeht als in anderen Kompakten. Man wähnt sich dadurch tatsächlich in einer souveränen Limousine. Das ist allerdings der einzige Unterschied, den man beim Fahren zur normalen A-Klasse ausmachen kann. Und schon dafür braucht man feine Ohren.

Fahrgefühl wie beim Steilheck

Weil der Radstand identisch ist und der Unterschied auf der Waage kaum ins Gewicht fällt, fühlen sich Limousine und Steilheck für den Fahrer ansonsten gleich an. Erst recht, weil auch das von Smartphones inspirierte Ambiente identisch ist. Hier wie dort schaut man in das imposante Cinemascope-Cockpit. Es zieht sich über die Hälfte des von der Ambientebeleuchtung kunterbunt illuminierten Armaturenbretts.

Es gibt in beiden Varianten den großen Touchscreen und den intelligenten Sprachassistenten, der so gut funktioniert wie Apples Siri oder Amazons Alexa. Selbst die von innen beleuchteten Lüfterdüsen sind identisch. Man muss als Fahrer deshalb schon in den Rückspiegel schauen, wenn man wissen will, in welchem Auto man sitzt.

Hinten kein Unterschied

Für die Hinterbänkler sieht das nicht viel anders aus. Denn auch wenn das Dach früher abfällt, sind Zustieg und Kopffreiheit im Fond vergleichbar. Und weil es die Limousine mit sechs Zentimetern Radstand nur in China gibt, ändert sich auch am Platz für die Beine nichts.

Den größten Unterschied gibt es deshalb beim Kofferraum: Der hat zwar jetzt eine kleinere Klappe, doch schluckt er dafür 420 statt 370 Liter und damit etwa eine Reisetasche mehr. Wem das nicht reicht, der kann mit zwei Hebeln an der Unterseite der Hutablage die Rückbank umfalten und so den Stauraum erweitern und die Ladelänge vergrößern.

Weniger Auswahl unter der Haube

Ein paar Eigenheiten leistet sich die Limousine auch bei der Auswahl der Antriebe. Denn Mercedes hat die Palette etwas zusammengestrichen und bietet das Stufenheck erst einmal nur mit drei Benzinern und einem Diesel an: Basismodell ist der A 200 mit einem 120 kW/163 PS starken und 1,3 Liter großen Vierzylinder.

Darüber rangieren mit jeweils 2,0 Litern Hubraum der A220 mit 140 kW/190 PS sowie der A250, der auf 165 kW/224 PS kommt. Einziger Diesel ist der A180d mit 85 kW/116 PS. Der Selbstzünder hat zwar mit 206 km/h die geringste Höchstgeschwindigkeit, dafür aber mit 4,1 Litern (CO2-Ausstoß 107 g/km) auch den niedrigsten Verbrauch. Für die Benziner nennt Mercedes zwischen 230 und 250 km/h, 5,2 und 6,5 Liter und 119 bis 149 g/km.

Souverän wie eine C-Klasse

Der Diesel und der Basis-Benziner mögen etwas mäßig sein. Doch wenn man mit dem A220 unterwegs ist, fühlt man sich souverän wie in einer C-Klasse. Nicht nur dass die Fahrleistungen mit einem Sprintwert von 7,0 Sekunden und einem Spitzentempo von 237 km/h in Ordnung gehen – den 190 PS und 300 Nm sei Dank.

Weil diese Version außerdem serienmäßig nicht nur mit Doppelkupplung, sondern auch mit Allradantrieb ausgeliefert wird, kann man die A-Klasse nicht einmal als billigen Fronttriebler outen.

Fazit: Star auf Zeit

Außen elegant, innen modern und obendrein mit einem moderaten Preisaufschlag – so wird die A-Klasse als Limousine zu einer interessanten Alternative für Umsteiger aus dem Stufenheck des Audi A3 und für Absteiger aus der Mercedes C-Klasse. Doch ihre Rolle als neuer Star unter den kleinen Limousinen hat sie nur auf Zeit. Denn im neuen Jahr kommt mit vergleichbaren Abmessungen, ähnlichem Ambiente und identischer Ausstattung ein neuer CLA und könnte der A-Klasse dann die Schau stehlen.

Datenblatt: Mercedes A220 4matic Limousine

Motor und Antrieb: Vierzylinder-Turbo-Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 1991 ccm
Max. Leistung: 140 kW/190 PS
Max. Drehmoment: 300 Nm bei 1600 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik
Maße und Gewichte
Länge: 4550 mm
Breite: 1796 mm
Höhe: 1446 mm
Radstand: 2729 mm
Leergewicht: 1502 kg
Zuladung: 530 kg
Kofferraumvolumen: 420 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 237 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,0 s
Durchschnittsverbrauch: 6,5 Liter/100 km
Reichweite: 780 km
CO2-Emission: 149 g/km
Kraftstoff: Normalbenzin
Schadstoffklasse: EU6d temp
Effizienzklasse: C
Kosten
Basispreis der Modellreihe (Mercedes A200): 30 916 Euro
Grundpreis des A 220 4Matic: 36 432 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer pro Jahr: 148 Euro
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Sieben Airbags, Spurhalte-Assistent, Bremsassistent
Komfort: Klimaautomatik, Keyless-Go, MBUX User Experience
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik

Alle Daten laut Hersteller

(dpa)
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