Draxlers Image-Probleme: Klopp ätzt wegen Wechsels zu PSG

Wolfsburg (dpa) – Die Tinte unter seinem neuen Vertrag mit Paris St. Germain war kaum getrocknet, da dürfte Julian Draxler sein Imageproblem klar geworden sein.

Während der Weltmeister erleichtert über das Ende seines großen Missverständnisses beim VfL Wolfsburg bereits mit einem PSG-Trikot für die Fotografen posierte, erwies sich Liverpool-Coach Jürgen Klopp an Weihnachten als schlechter Verlierer. Enttäuscht darüber, den 23 Jahre alten Ex-Schalker nicht nach England gelockt zu haben, stichelte Kloppo ordentlich gegen Draxler.

«Die Spieler sollten wissen, dass sie auch hier eine Menge Geld, angemessenes Geld, verdienen können, aber wir werden hier keine Dummheiten machen. Wir wollen die Spieler mit dem besonderen Charakter unseres Clubs überzeugen», echauffierte sich Klopp übereinstimmenden Medienberichten zufolge.

Satte bis zu 47 Millionen Euro inklusive Bonuszahlungen erhält Wolfsburg für den in den vergangenen anderthalb Jahren sportlich so enttäuschenden Draxler. Für den Hochbegabten hatte der VfL 2015 «nur» rund 36 Millionen Euro an den FC Schalke 04 bezahlt. Draxler ist nach Leroy Sané im Sommer (zu Manchester City) der bislang zweitteuerste deutsche Spieler, der die Bundesliga ins Ausland verlässt.

Es ist allerdings ein offenes Geheimnis, dass sich kaum Draxler selbst seinen zukünftigen Club ausgesucht hat, sondern der VfL darauf bedacht war, mit demjenigen zu verhandeln, der das meiste Geld für den Offensivspieler bietet. Doch Klopp ätzte vor allem gegen Draxler: «Wir glauben, wenn jemand nur von Geld motiviert ist und an einem gewissen Punkt Charakter zeigen soll, dann wird er es nicht tun.»

Polemik zwar, aber offensichtlich genau das, was viele Fußballfans in Deutschland derzeit über Draxler denken. Dessen Auftreten in den vergangenen anderthalb Jahren auf und neben dem Platz ist mit unglücklich noch zurückhaltend beschrieben. Ob der 23-Jährige dabei immer gut beraten war, ist eine andere Frage. In den sozialen Netzwerken wurden an Weihnachten genüsslich wieder Fotos von im Nachhinein verunglückten PR-Aktionen mit Draxler transportiert.

2013 hatte der FC Schalke Leinwände mit Draxlers Konterfei und der Aufschrift «Julian Draxler: Mit Stolz und Leidenschaft bis 2018» anlässlich dessen Vertragsverlängerung durchs Ruhrgebiet fahren lassen. Im Sommer 2015 wollte Draxler dann unbedingt und landete beim VfL. Wohl fühlte er sich dort ebenfalls nie.

Als vermeintlicher Nachfolger des überragenden Kevin De Bruyne geholt, erfüllte Draxler die hohen Erwartungen nie und wollte nach nur einem Jahr seinen erneuten Wechsel durch ein nicht mit dem VfL abgestimmtes Interview erzwingen. Die suggerierte Identifikation mit dem VfL war ad absurdem geführt. «Wolfsburger. Mit jeder Faser» hatte kurz zuvor noch auf Plakaten mit Draxlers Bild gestanden, mit denen der Verein für das Heimtrikot der Saison 2016/2017 geworben hatte.

Draxler musste in Wolfsburg bleiben, die sportliche Gegenleistung tendierte jedoch gen null. Nun wurde das Problem mit Verspätung vermeintlich gelöst. «Natürlich bedauere ich einerseits den Weggang von Julian, denn er ist ein herausragender Fußballer. Andererseits denke ich, dass dieser Schritt für alle Seiten der richtige ist», sagte VfL-Coach Valérien Ismaël zum Wechsel nach Paris.

Späte Genugtuung für Draxlers Ex-Clubs: Neben dem VfL, der kaum mit einer derart hohen Ablöse rechnen durfte, partizipiert auch Schalke und erhält nach dpa-Informationen rund vier Millionen Euro.

Der spektakuläre Wechsel könnte Auftakt einer – mal wieder – turbulenten Transferperiode in Wolfsburg werden. Dem Vernehmen nach könnten auch Luiz Gustavo, Ricardo Rodriguez, Vieirinha oder Carlos Ascues den sportlich abgestürzten VfL noch verlassen. Zudem besteht für den Kampf gegen den Abstieg in der Rückrunde noch deutlich Bedarf an Verstärkungen. Vor allem die Defensive ist vom inzwischen beurlaubten Sportchef Klaus Allofs glücklos zusammen gestellt worden.

Fotocredits: Marius Becker

(dpa)
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