Dreimal HSV-Geheimtraining vor Osnabrück-Gastspiel

Hamburg – HSV-Trainer Markus Gisdol nimmt das DFB-Pokalspiel beim Drittliga-Vorletzten VfL Osnabrück ernst. Wie ernst, das zeigt seine Maßnahme, seine Fußballer an den letzten drei Tagen vor dem Erstrunden-Match am Sonntag (15.30 Uhr) geheim trainieren zu lassen.

Der Hamburger Coach fordert von seinen Akteuren «volle Konzentration» auf das Duell mit dem Außenseiter, denn er möchte HSV-Pokalpleiten à la Eppingen (1:2 – 1974/75) oder Geislingen (0:2 – 1984/85) unbedingt vermeiden. «Das Osnabrück-Spiel wird eine sehr schwierige Aufgabe», meint Gisdol.

Seine Profis sollten gewarnt sein, auch wenn keiner aus dem aktuellen Kader dabei war, als der HSV 2009 in der zweiten Pokal-Hauptrunde im Elfmeterschießen (2:4) an der Bremer Brücke am VfL scheiterte. Um den mahnenden Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen, setzte Gisdol die dreimalige Abschottung an, von der er ohnehin ein Freund ist. «Für die Fans ist das natürlich schade. Wir wollen uns aber ganz aufs Pokalspiel konzentrieren», erläuterte der von Gisdol gerade wieder zum Kapitän bestimmte Verteidiger Gotoku Sakai.

Gisdols Vorgehen ist nachvollziehbar. Denn nach einer schwierigen und längst noch nicht abgeschlossenen Kaderbildung sowie zuletzt vier Vorbereitungsspielen ohne Sieg wissen die Hanseaten vor ihrem Pflichtspiel-Debüt nicht, wo sie stehen. Der aus Mönchengladbach geholte Offensiv-Allrounder André Hahn wird vermutlich das einzige neue Gesicht in der Startelf sein. «Für jeden Erstligisten ist es eine undankbare Aufgabe gegen einen Drittligisten zu spielen, der schon länger im Spielrhythmus ist», warnte Gisdol.

Exakt vier Punktspiele sind die Osnabrücker dem HSV voraus – wenn auch mit bescheidenem Erfolg. Zwei magere Unentschieden und zwei deftige Niederlagen stehen für den Drittliga-19. bisher zu Buche. Die Niedersachsen haben auf ihren Fehlstart reagiert und den Kroaten Adam Sušac von Erzgebirge Aue bis 2019 verpflichtet. Ob der Innenverteidiger, der am Freitag erstmals mittrainierte, schon im Pokal-Kader stehen wird, ist offen.

Während die Gastgeber nicht viel zu verlieren haben, ist der Pokal sportlich wie wirtschaftlich für die Hanseaten eminent wichtig. Ein K.o. könnte erheblich auf die Stimmung schlagen, das Weiterkommen dagegen kräftigen Rückenwind für den Liga-Start eine Woche später daheim gegen den FC Augsburg geben. Das weiß auch Vorstandschef Heribert Bruchhagen. «Natürlich sind da zwei Siege das Ziel.»

Wie wertvoll der lukrative Cup-Wettbewerb gerade für den klammen HSV sein kann, zeigt die vergangene Saison. Der unerwartete Sprung ins Viertelfinale spülte den Norddeutschen Mehreinnahmen in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro an TV- und Vermarktungserlösen sowie rund 1,7 Millionen Euro aus dem Ticketverkauf durch die Heimspiele gegen den 1. FC Köln (2:0) und Borussia Mönchengladbach (1:2) in die Kasse. Für diese Pokal-Spielzeit planen die Hamburger dennoch defensiv: Die 2. Runde und knapp 477 500 Einnahmen sind im Etat eingeplant.

Fotocredits: Daniel Reinhardt
(dpa)

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