Durch die Probstei: Mit dem Oldtimer in der Holzklasse

Schönberg (dpa/lno) – An seine erste Fahrt mit einer der historischen Züge der Schönberger Museumsbahn kann er sich nicht mehr erinnern. «Ich bin da reingeboren», sagt Stefan Dolezal. Sein Großvater hat den Museumsverein 1976 mit gegründet.

Dolezals mittlerweile gestorbener Vater fuhr später Touristen durch den Kreis Plön. Seit Jahren sitzt nun der 38-jährige Stefan im Führerhaus der Museumslok am Hebel. Der Hörgeräte-Akustiker ist leidenschaftlicher Eisenbahner. «An 35 bis 40 Wochenenden bin ich mindestens einen Tag hier.»

Mit Tempo 25 tuckert die mehr als 50 Jahre alte Diesellok vom Bahnhof am Schönberger Strand in Richtung Landesinneres. Gebaut wurde sie 1960 beim ehemaligen Kieler Lokhersteller MaK. Das laute Tuten des Typhons schallt über die Kornfelder der Probstei. «Als Eisenbahner macht man gerne Lärm», sagt Dolezal. «Das gehört einfach dazu.»

Fahrradfahrer längsseits der Strecke zücken ihre Mobiltelefone beim Anblick der historischen Waggons. Der älteste von ihnen stammt aus dem Jahr 1898. Innen verstrahlt er den längst verblassten Charme der einstigen Holzklasse. «Rund 20 000 Fahrgäste haben wir im Jahr», sagt Geschäftsführer Christian Aalders. Hinzu kämen etwa 25 000, die mit den Straßenbahnen der
Museumsbahn unterwegs seien.

Der «Kaffee-Express», wie Dolezal die Zugverbindung von Schönberger Strand über Probsteierhagen bis Schönkirchen nennt, ist an diesem Sonntag gut gefüllt. 60 Fahrgäste sind an Bord, der Großteil von ihnen Ostsee-Urlauber. Knapp eine Stunde braucht der Museumszug für die 16 Kilometer.

Nur die ersten vier Kilometer der Strecke gehören der Museumsbahn. Von Schönberg an ist der Zug dann auf öffentlicher Strecke unterwegs. Zwar hat die Landesregierung bereits beschlossen, die sogenannte Bahnstrecke von Schönberg bis Kiel wiederzubeleben. Fachleute rechnen mit einer Wieder-Inbetriebnahme der Strecke aber frühestens Mitte 2020.

Weil auf den Gleisen deshalb derzeit sonst niemand fährt, gibt es keine beschrankten Bahnübergänge. An vielen steht nur ein Andreaskreuz. Vor einer gefährlichen Kreuzung zieht sich Dolezals Kollege Kai Pöhlsen deshalb die Warnweste an und steigt aus, um den Verkehr zu regeln. Erst dann kann der Zug vorsichtig die Straße queren. Danach geht es nur schleppend voran mit Tempo 5, «weil die Kühe des Bauern den Lärm der Bahn nicht mögen», erzählt Lokführer Dolezal und zeigt mit dem Arm auf einen riesigen Kuhstahl direkt an der Strecke.

Knapp 20 Eisenbahner sorgen im Museumsverein dafür, dass die alten Waggons weiter durch die Probstei rollen. Teilweise verbringen sie an Wochenenden bis zu zwölf Stunden damit, die alten Maschinen in Schwung zu halten. «Verrückt sind wir alle ein bisschen», sagt Dolezal. «Man muss schon einen Spleen und ein Faible für alte Loks haben.» Sein Großvater sei mit seinen 89 Jahren immer noch regelmäßig dabei.

Nach knapp einer Stunde läuft die Museumsbahn in den Bahnhof Schönkirchen ein. Endstation. Nach einer kurzen Pause geht es dann wieder die 16 Kilometer zurück. An einen Job als Lokführer habe er nie gedacht, sagt Dolezal. «Ich wollte Hobby und Beruf immer trennen.» Dem 38-Jährigen reichen die rund 20 eigenen Touren im Jahr mit der Museumsbahn. Seit Ende Mai und noch bis Anfang September sind die Züge an den Wochenenden unterwegs.

Einige von Dolezals Vereinskollegen sind dagegen Berufs-Lokführer. «Die schrauben bei uns aber lieber an den alten Wagen und Loks herum», sagt er. Beispielsweise arbeiten sie an der Dampflokomotive aus dem Jahr 1920, die seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb ist. Rechtzeitig zu ihrem 100. Geburtstag soll sie aber wieder auf die Schiene.

Fotocredits: Carsten Rehder,Carsten Rehder,Carsten Rehder,Carsten Rehder

(dpa)
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