EM-Helden wollen Olympia-Flair ausblenden

Rio de Janeiro (dpa) – Zu einem Selfie mit Usain Bolt würde Uwe Gensheimer nicht Nein sagen. Ansonsten wollen sich der Kapitän der deutschen Handball-Europameister und seine Teamkollegen bei der Jagd nach der ersten Olympiamedaille seit Silber 2004 aber durch nichts und niemanden ablenken lassen.

«Wir wissen, dass wir an einem guten Tag jeden Gegner schlagen können. Wir wollen etwas ganz Großes erreichen», sagte Gensheimer. Teammanager Oliver Roggisch gab vor dem Turnierauftakt am Sonntag gegen Schweden die Marschroute für die «Bad Boys» bei den Sommerspielen am Zuckerhut aus. «Wir versuchen, Olympia nicht zu sehr zu genießen, sondern all das auszublenden, was außen herum passiert. Wir wollen unsere Spiele gewinnen und nicht gucken, was machen die Leichtathleten, die Schwimmer oder die Hockeyspieler», sagte er. «Wenn wir keinen Erfolg haben, macht auch das ganze Leben im Olympischen Dorf keinen Spaß.»

Für einen Schnappschuss mit dem schnellsten Mann der Welt würde Gensheimer aber kurz schwach werden. «Solche Geschichten sind doch heute ganz normal, das gehört zu unserem Leben. Da werden wir auch mitmachen, ohne dass jemand sagen muss, die Jungs konzentrieren sich nicht auf ihren Sport», bekannte der 29-Jährige.

Für den Weltklasse-Linksaußen, der nach dem Meistertitel mit den Rhein-Neckar Löwen in der Sommerpause zum französischen Topclub Paris St. Germain wechselte, und alle seine Mitspieler ist Olympia Neuland. «Da ist man natürlich aufgeregt, was da alles auf einen zukommt», räumte Gensheimer ein.

Roggisch fordert daher, alles auszublenden. «Es geht nur um Handball – das muss man in die Köpfe reinbekommen. All die anderen Dinge wie Doping, Sicherheit, Zika-Virus oder die besten Sportler der Welt interessieren uns nicht. Darüber können die Leute diskutieren. Wir werden das nicht tun», sagte er und fügte hinzu: «Jetzt kommt die Phase, wo es zählt. Da müssen wir voll da sein. Wir dürfen uns nicht von anderen Dingen verrückt machen lassen.»

Torwart Andreas Wolff, der beim überraschenden EM-Triumph zum Shootingstar avancierte, hat diese Vorgabe bereits verinnerlicht. «Ich werde mich voll auf das Turnier konzentrieren. Vielleicht ist am letzten Abend mit einer Medaille noch Zeit zum Feiern», betonte er. Wenn die Mannschaft ihr Optimum ausschöpfe, sehe er kaum einen Gegner, «der uns schlagen kann».

Dem olympischen Gedanken kann der ehrgeizige Neu-Kieler nicht viel abgewinnen. «Natürlich zählt nur eine Medaille. Du fährst ja nicht zu Olympia, um nur dabeigewesen zu sein», erklärte Wolff gewohnt forsch. «Das ist natürlich auch schön, davon kannst du deinen Kindern erzählen. Aber es ist wesentlich beeindruckender, wenn du auch etwas vorzuzeigen hast.»

Fotocredits: Bernd Thissen

(dpa)
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