Ende der Braunschweiger Idylle: Lieberknecht angezählt

Braunschweig (dpa) – Die ruhigen Zeiten sind in Braunschweig vorbei. Die Krise des vor der Saison hoch gehandelten Fußball-Zweitligisten hat Spuren hinterlassen.

Der lange Zeit als unantastbar geltende Torsten Lieberknecht steht nach fast zehn Jahren als Eintracht-Trainer zur Disposition. «Auf der Suche nach Eintracht», schrieb die «Braunschweiger Zeitung» vor einigen Tagen über das Ende der Idylle.

Seitdem Lieberknecht nach dem Sieg in Aue von einem «Endspiel für mich» gesprochen hatte, ist das Problem öffentlich. Anschließend verlor sein Team gegen den Tabellenletzten aus Kaiserslautern und liegt jetzt nur noch drei Punkte vor dem Relegationsrang. Die Partie in Sandhausen am Sonntag (13.30 Uhr) könnte schon wieder ein «Endspiel» sein. Auch deshalb reiste die Eintracht bereits am Freitag und damit einen Tag früher als sonst an.

Der Absturz vom Aufstiegsanwärter zum Abstiegskandidaten ist eine neue Erfahrung für Lieberknecht. Als er im Mai 2008 seinen Job übernahm, rettete er den Club in drei Spielen vor dem Sturz in die Viertklassigkeit und führte ihn danach immer weiter oben. 2013 stieg er mit dem niedersächsischen Traditionsclub sogar in die 1. Liga auf. Trotz des direkten Wiederabstiegs hielten die Verantwortlichen – gegen den Trend in der Liga – am Trainer fest.

Lieberknecht und Manager Marc Arnold galten lange als Traum-Duo des Profi-Fußballs. Gemeinsam mit Präsident Sebastian Ebel machten sie aus dem einstigen Chaos-Club einen seriösen Verein. Nun steigt im Abstiegskampf die Nervosität.

«Es kommt halt auch mal vor, dass es scheppert», wird Lieberknecht vom Internetanbieter «Sportbuzzer» zitiert: «Viele meinen, wir machen hier Ringelpiez mit Anfassen, aber das ist nicht so.» Sollte Braunschweig am Sonntag erneut verlieren, könnte es noch lauter scheppern.

«Es wäre schade, wenn der erfolgreiche Weg, den wir in den vergangenen Jahren gemeinsam zurückgelegt haben, jetzt scheitert», sagte Eintracht-Präsident Ebel. Der 44 Jahre alte Trainer, der sich selbst als «Emotionsbombe» bezeichnet, ist in der Führung des Vereins nicht mehr unumstritten. Rückhalt hat der Coach hingegen bei den meisten Fans. «Lieber Knecht als Klüngel», schrieben Anhänger auf ein Plakat, das sie beim bisher letzten Heimspiel im Stadion aufhängten.

Und die Spieler? «Das war bei uns in der Kabine kein Thema», versicherte zuletzt Kapitän Ken Reichel. Das klingt verwunderlich, zumal er selber auch noch sagte: «Das schweißt uns alle eher noch mehr zusammen.»

Fotocredits: Peter Steffen

(dpa)
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