«Epochal»: Cup-Coup eröffnet Eintracht neue Möglichkeiten

Berlin – Es war schon lange hell, als die Pokal-Helden von Eintracht Frankfurt den ersten Teil ihres Party-Marathons beendeten.

Bis in den frühen Morgen feierten die Hessen im Berliner Szene-Club «808» den ersten Pokal-Triumph seit 30 Jahren, ehe es am späten Mittag mit dem Flieger zurück nach Frankfurt zum großen Empfang auf dem Römer ging.

«Es war ein epochaler Abend, der in die Geschichte eingeht», beschrieb Sportvorstand Fredi Bobic die Bedeutung des 3:1 (1:0)-Sieges im Finale gegen den haushohen Favoriten Bayern München. Mit dem fünften Pokalsieg der Vereinsgeschichte hat die Eintracht zum Abschied von Trainer Niko Kovac den Weg aus dem grauen Fußball-Mittelmaß fortgesetzt und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft geschaffen. «Es ist unbeschreiblich, was uns das als Verein bringt», sagte Bobic über den so lange herbeigesehnten Erfolg. «Wir waren dran. Solch ein Titel bedeutet für Eintracht Frankfurt einfach unglaublich mehr.»

Dank des Triumphes zog die Eintracht direkt in die Gruppenphase der Europa League ein und spielt in der kommenden Saison doch noch international. «Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Europapokal-Saison, in der Sie bitte den deutschen Fußball würdig vertreten», äußerte DFB-Präsident Reinhard Grindel auf dem nächtlichen Fest-Bankett unweit des Brandenburger Tors seine Erwartungen.

Der Einzug nach Europa versetzt den Verein in die Lage, schneller zu wachsen als geplant. «Wir hätten unseren Weg auch ohne den Pokalsieg fortgesetzt, aber so sind die Voraussetzungen natürlich noch besser», betonte Vorstandsmitglied Axel Hellmann weit nach Mitternacht. Die zusätzlichen Millionen-Einnahmen – sowohl im DFB-Pokal als auch in der Europa League – verschaffen dem neuen Trainer Adi Hütter im Sommer völlig neue Möglichkeiten bei der Kaderplanung.

Bislang steht nur fest, dass Torwart Lukas Hradecky den Verein nach drei Jahren verlässt. «Viel Erfolg für die Eintracht in der Europa League. Vielleicht treffen wir uns dort nächstes Jahr», sagte der Finne und deutete damit einen Wechsel zum anderen deutschen Fix-Starter Bayer Leverkusen an. Für Hradecky wurde bereits Dänemarks Auswahl-Keeper Frederik Rönnow verpflichtet. Weitere Personalpläne wollte Bobic in der Stunde des großen Erfolges nicht machen: «Das bekomme ich mit nüchternen Gedanken gerade gar nicht hin.»

Auch Kovac blendete seine Zukunft, die beim Branchenprimus aus München liegt, aus. «Daran denke ich noch nicht. Für mich ist wichtig, diesen Titel mit diesem tollen Verein geholt zu haben. Ich bin froh, glücklich und stolz», beschrieb er seine Gefühle. «Und ich empfinde Genugtuung darüber, dass wir den Verein aufpoliert haben. Wir haben uns kontinuierlich gesteigert von einem Fast-Absteiger zu einem Finalisten und in diesem Jahr zum Sieger. Das ist eine großartige Leistung, die ich von niemandem schlecht reden lasse.»

Der Wechsel fällt ihm daher nicht leicht, zumal er der Eintracht viel zu verdanken hat. «Ich bin weg, aber ich werde diesen Club nie vergessen. Ich habe hier die Möglichkeit bekommen, in der Bundesliga anzufangen. Das wird immer in meinem Herzen bleiben», betonte Kovac. Seinen Kritikern, die ihn wegen des Wechsels zu den Bayern zum Teil scharf verurteilt hatten, richtete er aus: «Ich bin ein Mensch und erwarte Empathie. Ich habe nichts verbrochen, niemanden umgebracht.»

Die Eintracht könne nicht einfach aus dem Stand Dritter oder Vierter in der Bundesliga werden. «Man muss nüchtern bewerten, was mit dieser Mannschaft möglich ist und was nicht. Utopien kann man nicht realisieren.» Auch deshalb war der Erfolg Balsam für Kovacs in den vergangenen Wochen geschundene Seele. «Der Fußball schreibt die schönsten Geschichten», stellte er fest. «Wir sind alle verdammt glücklich, dass wir nach dreißig Jahren unsere SGE endlich mal wieder mit dem Pokal beschenken konnten.»

Und dann wagte Kovac doch noch einen kleinen Ausblick in die Zukunft. «Die Eintracht ist nicht nur Pokalsieger und spielt in der Europa League, sondern bestreitet auch das erste Pflichtspiel in der kommenden Saison», stellte er lächelnd fest. Nämlich im Supercup – vor heimischer Kulisse gegen die Bayern und damit auch gegen ihn.

Fotocredits: Andreas Wolf,Andreas Wolf,Arne Dedert,Peter Kneffel
(dpa)

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