Euphorie in Köln und Zittern in Hamburg vor «Ausnahmespiel»

Köln – 102 Jahre Bundesliga-Erfahrung, neun deutsche Meisterschaften und sieben DFB-Pokalsiege treffen am Abend aufeinander – und das in der 2. Liga.

Der 1. FC Köln empfängt den Hamburger SV zum absoluten Top-Spiel (20.30 Uhr/Sky). Kölns Trainer Markus Anfang nennt es ein «Ausnahmespiel». In Köln ist die Euphorie nach der jüngsten Erfolgsserie groß, in Hamburg herrscht derweil das große Zittern um den finanziell elementar wichtigen Wiederaufstieg.

MEHR ALS FUSSBALL: Für Anfang ist die Konzentration auf den Sport derzeit nicht einfach. Vor dem Nachholspiel in Duisburg (4:4) erlitt sein Vater Dieter einen Herzinfarkt. Der Zustand ist nach letzten Meldungen leicht verbessert, aber immer noch ernst. Keine 48 Stunden danach hatte Markus Anfang beschlossen: Es muss weiter gehen. Er bereitete das Team auf das Top-Spiel vor und will auch am Montag auf der Bank sitzen. Warum? «Weil Papa das so gewollt hätte.»

DREIFACH ÜBERBUCHT: In das Stadion in Köln passen 50.000 Zuschauer. Doch am Montag reicht das nicht aus. «Wir hätten 150.000 Karten verkaufen können», sagte Kölns Torhüter Timo Horn: «So ein großes Stadion kann man gar nicht bauen. Es ist schon unglaublich, wie verrückt die Kölner sind.» Und Anfang berichtete: «Jeder fragt nach Karten. So etwa wie im letzten Jahr gegen Arsenal.» Und das war ein Europa-League-Spiel.

HINSPIEL: Das Hinspiel in Hamburg war ähnlich brisant – und wurde eine extreme Enttäuschung. In einem ganz schwachen Spiel gewann der HSV mit 1:0. Kölns Sportchef Armin Veh nannte die Leistung seines Teams nachher «grottenschlecht».

GEGENSÄTZLICHER TREND: Die Hamburger waren Herbstmeister, seitdem ging der Trend bei beiden in unterschiedliche Richtungen. Köln war vor diesem Spieltag die beste Rückrunden-Mannschaft und könnte mit einem Sieg am Montag zehn Punkte zwischen sich und den HSV bringen. Der hat nur die elftbeste Rückrunden-Bilanz mit mehr Niederlagen als Siegen. «Wir wissen, dass wir über unsere Grenzen gehen müssen», sagte HSV-Trainer Hannes Wolf, der am Spieltag seinen 38. Geburtstag feiert. Köln-Keeper Horn frohlockt derweil: «Wir können mit Gelassenheit ins Spiel gehen. Ich hoffe, dass das am Ende der Vorteil ist und wir für eine Vorentscheidung sorgen können.

KEIN LASOGGA: Er war in dieser Saison oft der Mann für die wichtigen Tore, doch in diesem wichtigen Spiel muss der HSV auf Pierre-Michel Lasogga verzichten. Der 27 Jahre alte Stürmer laboriert seit mehreren Tagen an einer Muskelverhärtung im Adduktorenbereich. Die Ersatzmöglichkeiten sind begrenzt. Hee-Chan Hwang ist nach einer Verletzung noch nicht fit, Fiete Arp spielt derzeit in der U21. Wolf: «Man kann auch mit falscher Neun spielen. Wir basteln an Lösungen.»

Fotocredits: Stefan Puchner
(dpa)

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