Geschichten aus Pyeongchnag

Pyeongchang – Bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang gibt es auch abseits der Wettkampfstätten allerhand Berichtenswertes:

ENTSCHULDIGUNG: Eine unbedachte Äußerung hat Österreichs Skifahrerin Ricarda Haaser einigen Ärger beschert. Über ihren zweiten Lauf im Riesenslalom sagte die Olympia-17. im ORF-Fernsehen: «Vor allem oben war es viel besser, da bin ich nicht so schwul runtergefahren wie im ersten Lauf.» Ihre Aussage wurde in den sozialen Medien als schwulenfeindlich kritisiert. Die 24-Jährige bat später um Entschuldigung. «Im Interview nach dem Olympia Riesentorlauf habe ich mich heute in meiner Wortwahl vergriffen», schrieb die Tirolerin bei Facebook. «Sollte ich mit meiner Aussage jemandem zu nahe getreten sein, entschuldige ich mich dafür. Das war nicht meine Absicht.»

TRÄNEN DER TRAUER: Die Tränen, die Hollands Eisschnellläuferin Jorien ter Mors bei der Siegerehrung vergoss, waren kein Ausdruck der Freude über ihren Olympiasieg über 1000 Meter. «Bei jeder Siegerehrung denke ich an meinen Vater, der mich so intensiv unterstützt hat», begründete sie den emotionalen Ausbruch. Ihr Vater war im Mai 2013 an Krebs gestorben. «Papa hilf mir, Papa hilf mir», sei es ihr schon während des Rennens durch den Kopf gegangen. Auch im Studio des TV-Senders NOS war sie beim Anschauen ihres Rennes in Tränen ausgebrochen.

NACHRÜCKER: Die Vorbereitung auf seine zweiten Olympischen Spiele liefen für Eiskunstläufer Michael Christian Martinez von den Philippinen alles andere als normal. Der 21-Jährige hatte einen Start in Pyeongchang schon abgehakt und sich seinem Studium in Irvine/USA gewidmet, weil er die Qualifikation im Herbst in Oberstdorf um einen Platz verfehlt hatte. Als der schwedische Verband seinen Läufer Alexander Majorov aus sportlichen Gründen zurückzog, bekam der Nachrücker am 23. Januar überraschend die Nachricht. «Ich habe meine Tasche gepackt, die Schlittschuhe herausgeholt und bin in die Eishalle gefahren», berichtete er. Nach so kurzem Training konnte er am Freitag mit der Konkurrenz in Südkorea allerdings nicht mithalten: Nach einem vermasselten dreifachen Axel schied Martinez vor dem Finale aus.

SPÄTES COMEBACK: Nach Sotschi 2014 beendete er seine Karriere, doch ein Anruf seiner Teamgefährten hat Shane Dobbin zum olympischen Comeback überredet. In der Teamverfolgung der Eisschnellläufer wird der Neuseeländer mit 38 Jahren auf dem olympischen Eis stehen. Nach WM-Silber im Vorjahr strahlt der viermalige Inline-Skating-Weltmeister große Zuversicht aus. «Ich habe meinen Job zu Hause aufgegeben und denke, dass nun alles für uns drin ist», meinte er.

AMTSHILFE: Fußball hilft Skeleton – diese außergewöhnliche Konstellation verhilft dem österreichischen Sportlerpaar Janine Flock und Matthias Guggenberger bei den Winterspielen zu Höchstleistungen. RB Leipzigs Teamkoch Thorsten Probost leitete die beiden Skeletonis bei ihrer Ernährungsumstellung an. Er hatte bereits bei RB ein Konzept für «intelligente Ernährung» entwickelt, in der unter anderem auf Industriezucker verzichtet wird. Dieses Konzept übernahmen die beiden Österreicher und gehören auch deshalb zur Weltspitze.

LERNPAUSE: Eigentlich müsste Snowboardcrosserin Jana Fischer in diesen Wochen auch ein bisschen pauken. Die 18-Jährige steht vor dem Abitur, hat ihre Schulsachen in Pyeongchang aber zur Seite gelegt. «Bisher habe ich noch nicht so viel gemacht», berichtete die 18-Jährige. Das erste Olympia-Abenteuer hat Vorrang. Nach ihrem Viertelfinal-Aus will die Schülerin das Deutsche Haus genießen und sich ein Eishockey-Spiel anschauen. Schließlich bleibt zum Lernen Zeit genug, die Prüfungen stehen erst im Mai an.

HEIMATGEFÜHLE: Ein Hauch von Heimat gab es für den Sascha Brand, Pressechef des Slopestyle-Venues, im Krankenhaus in Gangneung. Zwei deutsche Kolleginnen brachten dem verletzten Klingenthaler dank der freundlichen Unterstützung des Deutschen Hauses deutsches Bier, Kuchen und andere Leckereien. Brand, der ansonsten an der Klingenthaler Vogtlandarena als Pressechef für Skispringen und Nordische Kombination fungiert, hatte sich bei einem Sturz während der ersten Olympia-Tage die Patellasehne im rechten Knie abgerissen. Er wurde in Gangneung operiert und muss etwa zwei Wochen einen Gipsverband tragen, ehe er wieder nach Hause kann.

Fotocredits: Jean-Christophe Bott
(dpa)

(dpa)
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