Gisdol will 500. Heimsieg – Hasenhüttl lässt rotieren

Hamburg – Nach einem perfekten Saisonstart muss der personell dezimierte Hamburger SV seine Frühform gegen Schwergewicht RB Leipzig unter Beweis stellen. Das Verschnaufen während der Länderspiel-Pause kam Markus Gisdol gelegen – die Ansetzung des Spiels am Freitagabend allerdings weniger.

«Das war ganz gut zum Runterkühlen, nach zwei Siegen war das hier schon heißgelaufen», sagt der 48 Jahre alte Chefcoach, der es genoss, zwei Wochen mit einem positiven Gefühl herumzulaufen.

Dabei kam die Länderspiel-Pause zum dritten Spieltag eigentlich zum falschen Zeitpunkt: Beim Training begrüßte Gisdol meist nur eine Handvoll Stammspieler – US-Nationalstürmer Bobby Wood reist sogar erst kurz vor Anpfiff an. «Das ist nicht optimal. Aber das ist die Ansetzung, das ist Vermarktung. Damit müssen wir leben. Mein Kollege hat die gleiche Problematik», meint Gisdol, der den zuletzt treffsicheren Wood trotz des langes Fluges von Honduras allzu gern einsetzen würde. Ist der 24-Jährige einfach zu müde, könnte Sven Schipplock für ihn auflaufen.

Kurz nach dem 0:4 in der Vorsaison im Volkspark – ebenfalls am dritten Spieltag – war Bruno Labbadia entlassen worden. Beim 3:0 im Rückspiel saß Gisdol auf der Bank und fügte RB die höchste Heimniederlage der jungen Geschichte zu. «Leipzig war die beste Pressingmannschaft der Hinrunde, wir eine der besten in der Rückrunde», konstatiert Gisdol. «Wir trauen uns für dieses Spiel einiges zu. Wir werden alles reinwerfen und versuchen, Paroli zu bieten.» Definitiv fehlen werden Aaron Hunt (Muskelfaserriss) und Nicolai Müller (Kreuzbandriss). Sie könnten durch Lewis Holtby oder Luca Waldschmidt vertreten werden.

«Das letzte Spiel haben sie klar dominiert, damit haben wir die Favoritenrolle geklärt. Wir brauchen eine Topleistung und müssen vieles richtig machen, um diesmal zu bestehen», sagt Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl, der einen selbstbewussten Gegner erwartet. Angesichts der hohen Belastungen einiger Nationalspieler wie Timo Werner, Emil Forsberg und Naby Keita kündigte er Rotationen an. Auch Werner und Top-Vorlagengeber Forsberg seien nicht «unantastbar», wobei der Doppeltorschütze für Deutschland gesetzt sein dürfte. Auf der Zehnerposition hat Hasenhüttl mit Bruma und Last-Minute-Neuzugang Kevin Kampl gute Alternativen: «Kevin hat gezeigt, dass er sofort da ist und mit ihm zu rechnen ist.»

Kopfschmerzen bereitet dem HSV die Stärke von Werner, der im Team gestoppt werden soll. «Ich sehe nur das perfekte Kopfballspiel von Timo Werner. Das ist großartig, wie er sich bewegt. Da wächst ein großer Spieler heran», sagt HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen. Mit Pfiffen im Volkspark gegen den nicht überall beliebten Angreifer rechnet Gisdol nicht: «Ich habe großes Vertrauen in unsere Zuschauer und habe noch nicht erlebt, dass sie auf einem Einzelnen rumgehackt haben. Sie sollen lieber ihre Energie darauf verwenden, uns anzufeuern.»

Ein Wiedersehen gibt es für Gisdol mit Förderer Ralf Rangnick. «Ich habe von ihm viel gelernt und ihm viel zu verdanken», sagt der jetzige Hamburger, den Leipzigs Sportdirektor einst aus Ulm nach Hoffenheim holte. Von den Mitteln, die Rangnick zur Verfügung hat, kann Gisdol aber nur träumen. «In der Abwehr sind wir nominell sehr dünn besetzt, da sollte nicht viel passieren. Auf diese Gefahr muss ich hinweisen», betont er – und baut so schon einmal vor, sollte es mit dem 500. Heimsieg des Bundesliga-«Dinos» nichts werden.

Fotocredits: Federico Gambarini
(dpa)

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