«Gold-Mädchen» des Volleyballs: Brasiliens Model-WG

Rio de Janeiro – In Bikinis posierten die brasilianischen Volleyballerinnen Sheilla Castro, Fabiana Claudino und Dani Lins für ein Hochglanz-Magazin in ihrer Heimat.

Die Spitzenspielerinnen gaben kurz vor den Olympischen Spielen in der Zeitschrift «Boa Forma» in knapper Bekleidung nochmal Tipps in Sachen Ernährung und Fitness. Brasiliens Volleyballerinnen sind nicht nur Botschafterinnen ihres in Südamerika sehr populären Sports, sondern auch attraktive Werbefiguren.

«Mit 13 war ich schon 1,85 Meter groß, da hat sich meine Mutter Sorgen gemacht und mich erstmal zum Arzt geschickt. Er hat dann vorgeschlagen, ich solle Sport treiben», erzählte die heute 1,95 Meter große Spielführerin Fabiana Claudino. «Das Probetraining beim Volleyball-Verein wollte ich eigentlich gar nicht machen, weil ich Model werden wollte. Zum Glück habe ich es doch durchgezogen.»

Mit Model-Ambitionen ist sie bei weitem nicht die einzige. Jaqueline Carvalho ist ebenfalls Stammgast auf Foto-Strecken von Magazinen. Von der Außenangreiferin erfährt man etwa in den launigen Blättern, dass ihr Mann Murilo Endres – vor Olympia bei Brasiliens Volleyballern ausgebootet – es gar nicht mag, wenn sie kurze Röcke trägt. In Rio de Janeiros Drogerien kann man «Jaque» nicht nur als Aufsteller aus Pappe für einen Konsumgüterkonzern, sondern auch in einem Werbefilm mit ihrer Mutter Josiane Costa bewundern.

So ein Leben im Fokus hat seine Tücken. «Vor dem Fotoshooting wollte ich eigentlich in eine Pizzeria essen gehen, habe aber dann lieber verzichtet», verriet Zuspielerin Dani Lins nach den Aufnahmen für «Boa Forma» mit Blick auf die nötigen Maß. Für Brasiliens Model-WG im olympischen Dorf gelten eben durchaus strenge Regeln.

Die Aufmerksamkeit, die Fabiana Claudino & Co. in ihrer Heimat genießen, ist mit jener für Deutschlands beste Volleyballerinnen nicht zu vergleichen. Dort ist Volleyball nur eine Randsportart. «Alle hier lieben Volleyball, mehr als Fußball», erklärte Außenangreiferin Gabi. «Wir wollen die Leute mitreißen.»

Mit fünf Siegen ohne Satzverlust sind die Brasilianerinnen förmlich durch die Gruppenphase bei Olympia gestürmt und treffen nun im Viertelfinale auf China. Nach 2008 und 2012 wollen sie ihr drittes Gold nacheinander holen.

Schon im Mai hatte Nationaltrainer Zé Roberto seine Auswahl im rund 100 Kilometer östlich von Rio gelegenen Küstenort Saquarema zusammengezogen, sieben Stunden am Tag Training inklusive. «Wir wissen, dass alle von uns Gold erwarten, wir können mit dem Druck jedoch umgehen», betonte Sheilla, die um die Schwere der Aufgabe vor heimischem Publikum weiß. «Es werden auch andere Länder um den ersten Platz kämpfen. Es wird immer schwerer.»

Eines der Fitness-Rezepte der Universalspielerin vom türkischen Spitzenclub Vakifbank Istanbul ist schon seit mehr als zehn Jahren Pilates. «Die Vorsorge ist grundlegend, weil unsere Muskulatur so stark beansprucht wird», erzählte Sheilla. Das Gewicht ist bei ihnen natürlich auch immer ein Thema. Vor allem in Brasilien, wo so deftig gekocht wird. Schwach werden Fabiana Claudino & Co. in der Regel aber höchstens bei Hausmannskost. «Ich kann der Küche meiner Mutter nicht widerstehen», räumte sie schmunzelnd ein.

Fotocredits: Mario Ruiz
(dpa)

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