Hannover 96 herzt Doppelpack-Joker Füllkrug

Augsburg – Bei der Frage nach der Belohnung war Niclas Füllkrug wesentlich zaghafter als Minuten zuvor bei seinem Doppelpack zum kuriosen 2:1-Comeback-Sieg von Hannover 96 in Augsburg.

«Vielleicht kaufe ich mir ein paar Schuhe, ich weiß nicht», sagte der Stürmer der Niedersachsen und präsentierte sein markantes Zahnlücken-Grinsen, nachdem er von Clubchef Martin Kind herzlich umarmt worden war.

Die Erleichterung beim Aufsteiger über den ersten Sieg nach vier Dämpfern in der Fußball-Bundesliga war groß – das Zustandekommen des Erfolgs dank Matchwinner Füllkrug machte die Dienstreise in den Süden nur noch süßer. Der Erfolg nach einer mehr als enttäuschenden ersten Halbzeit sei «natürlich glücklich», räumte Manager Horst Heldt ein, aber «uns ist vollkommen wurscht, wie man den Sieg tituliert».

Nicht «wurscht» war der Nachmittag dem Stürmer Füllkrug, musste der sich nach dem ersten Saisonviertel mit null Toren doch schon Kritik in der Öffentlichkeit anhören. Davon war in Augsburg keine Rede mehr. Nach Füllkrugs späten und von Aufsichtsratschef und Altkanzler Gerhard Schröder auf der Tribüne wild gefeierten Treffern in der 76. und 89. Minute hofft 96, dass beim gebürtigen Hannoveraner der Knoten geplatzt ist. «Heute war ich frei im Kopf», berichtete er.

«Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne zu machen», philosophierte Heldt in Bezug auf den Angreifer, der aus der Startelf geflogen war und erst nach gut einer Stunde eingewechselt wurde. «Vielleicht war es gut für ihn, nicht von vornherein in der Verantwortung zu stehen, das Tor machen zu müssen oder die Szene haben zu müssen», meinte der Manager des Tabellensechsten nach dem vorläufigen Ende des kleinen Formtiefs in der Bundesliga.

Füllkrug war eines der Offensiv-Versprechen im deutschen Fußball, mehr als 2,2 Millionen Euro überwies Hannover im Sommer 2016 an den 1. FC Nürnberg, wo der Profi mit 14 Toren in der 2. Liga beeindruckt hatte. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga hakte es beim 24-Jährigen. Von einer Krise wollte Trainer André Breitenreiter aber nichts wissen und lobte eher den «hohen Aufwand», den sein Schützling stets betreibt. «Er hat lediglich Abschlusspech gehabt», sagte der Coach.

Die Auftritte von Füllkrug waren symptomatisch für die Hannoveraner, die zuletzt in Mönchengladbach und gegen Frankfurt jeweils in der Nachspielzeit verloren hatten. «Ich glaube nicht, dass wir uns entschuldigen müssen», sagte Breitenreiter zum Sieg beim FCA.

Dabei waren die Gäste drauf und dran, es wieder zu vermasseln. Beim Stand von 1:1 stürmten drei Angreifer allein auf das Tor zu, doch Jonathas übersah die Nebenleute und scheiterte an Keeper Marwin Hitz (82.). «Da sage ich lieber nichts zu», meinte Füllkrug im Wissen, dass er den später Siegtreffer von Jonathas aufgelegt bekommen hatte.

Am Ende wurde der Matchwinner sogar noch bescheiden. «Wir brauchen das jetzt nicht zu hoch hängen», sagte Füllkrug und schien von hohen Ansprüchen oder gar kühnen Kampfansagen weit entfernt. «Ich habe zwei Tore geschossen, schauen wir mal, wie es weitergeht.»

Fotocredits: Stefan Puchner
(dpa)

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