Hausding springt zu Bronze vom Drei-Meter-Brett

Rio de Janeiro – Bei der Siegerehrung schaute Patrick Hausding seine Bronzemedaille lächelnd an und schüttelte immer wieder den Kopf. Mit der ersten Wassersprung-Medaille seit acht Jahren hat der Berliner den Deutschen Schwimm-Verband bei Olympia in Rio doch noch jubeln lassen.

Vom Drei-Meter-Brett holte er sein erstes olympisches Einzel-Edelmetall. «Ich habe den Wettkampf gewohnt kacke begonnnen, wie ich es öfter schon gemacht habe, mich dann aber abermals wieder stark zurückgekämpft», sagte Hausding.

«Es war eine Achterbahn», sagte Bundestrainer Lutz Buschkow über Hausdings turbulenten Wettkampftag. Dieser ließ sich mit der schwarz-rot-goldenen Fahne von den deutschen Fans bei der Medaillenvergabe lauter feiern als Chinas Olympiasieger Cao Yuan und der WM-Dritte Jack Laugher (Großbritannien) auf Platz zwei.

Rekordeuropameister Hausding hatte 2008 in Peking gemeinsam mit Sascha Klein Silber im Synchronspringen vom Turm gewonnen. Nun holte der 27-Jährige nach insgesamt drei vierten Plätzen bei Olympia die erste deutsche Medaille in dieser Disziplin seit dem Dreifacherfolg vor 104 Jahren. Die letzte olympische Einzelmedaille der Springer hatte Dörte Lindner (Bronze) 2000 in Sydney geholt – ebenfalls vom Drei-Meter-Brett.

Hausding hatte in Rio nur mit Mühe das Finale erreicht. Nach zwei verpatzten Sprüngen kam er als Zehnter des Halbfinales weiter. «Es hat ziemlich bescheiden angefangen, der viereinhalb Vorwärtssalto war ein Totalausfall. Im Finale will ich so gut springen wie ich kann», sagte Hausding nach der für ihn durchwachsenen Vorschlussrunde.

Dieses Vorhaben gelang. Der zweieinhalbfache Rückwärtssalto zum Auftakt war noch etwas verhalten, aber dann drehte Hausding auf. Der neu ins Programm aufgenommene viereinhalbfache Salto brachte ihn mit Noten bis 9,0 von Platz fünf auf den Bronzerang. Den hielt er vor den Augen seiner mitbangenden Freundin, der Handballerin Alexandra Swidirenko.

Der Berliner hatte vom Brett bei den Spielen in London Platz vier belegt. «Er ist schon öfter nach schwächeren Vorkämpfen befreit aufgesprungen», sagte Bundestrainer Buschkow. Er hoffte in Rio auf einen Platz unter den besten Sechs. Hausding bewahrte den Deutschen Schwimm-Verband wie Freiwasserschwimmer Thomas Lurz 2012 vor der olympischen Nullnummer.

Stephan Feck aus Leipzig wollte im Halbfinale im Gegensatz zum Vorkampf kaum etwas gelingen. Er schied auf Platz 17 aus. «Es war zum Kotzen», sagte der enttäuschte Feck. Er musste sogar den Anlauf zur Auerbach-Schraube abbrechen und kassierte dafür Punktabzüge. Da auch andere Konkurrenten Probleme mit den schwierigen Sichtbedingungen im gleißenden Sonnenlicht hatten, war für Feck dennoch ein Finaleinzug mit vergleichsweiser geringer Punktzahl möglich.

Das große Favoritenstraucheln hatte sich auch im Halbfinale am Vormittag fortgesetzt. Olympiasieger Ilja Sacharow aus Russland schied aus und verpasste sein drittes Gold in Serie. Laugher wackelte auch enorm, dreht aber im Finale auf. «Ich kann nicht erklären, warum alle so rumgeflogen sind», sagte Hausding. Buschkow wählte einen Vergleich aus der Tierwelt: «Das ist wie so ’ne Herde junger Rennpferde. Da wird ein Rennpferd auf einmal nervös, weil es eine Klapperschlange sieht, und jetzt steckt das Pferd das nächste an und immer weiter. Das war wie eine Kettenreaktion.»

Fotocredits: Friso Gentsch,Friso Gentsch,Friso Gentsch
(dpa)

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