Herrmanns Traum-Comeback in Gladbach: «Fällt einiges ab»

Mönchengladbach – Patrick Herrmann strahlte. Die Strapazen der langen Leidenszeit waren endgültig abgehakt. «Da fällt einiges von einem ab. Die letzten eineinhalb Jahre ist es nicht so gut für mich gelaufen», sagte der Offensivspieler von Borussia Mönchengladbach nach dem 3:0 gegen Aufsteiger SC Freiburg.

Herrmann war nach der Partie der gefragte Mann, obwohl er gar nicht lange auf dem Platz gestanden hatte. Erst in der 90. Minute eingewechselt, veredelte der 25-Jährige mit seinem Tor in der Nachspielzeit seinen Einstand und das Heimdebüt von Trainer Dieter Hecking.

«Ich hoffe, dass es für ihn der Wendepunkt war. Er hatte ein Scheißjahr 2016. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball. Ich freue mich für Patrick», sagte der 52 Jahre alte Fußball-Lehrer, der in seinen drei Spielen nun sieben Punkte sammelte. Die meisten der 47 194 Zuschauer freuten sich mit Herrmann, als dieser kurz vor dem Abpfiff nach einem Konter noch das 3:0 beisteuerte. Dass sein Schuss durch Freiburgs Alexander Igjnovski noch entscheidend abgefälscht wurde, sah Herrmann als Fügung des Schicksals. «Vielleicht hat da oben jemand mitgeholfen, weil die letzte Zeit nicht so schön war für mich», sagte der zweimalige deutsche Nationalspieler, der nach dem «Gänsehautmoment» die Hände vor das Gesicht schlug.

Herrmann war zuletzt eines der Gesichter der sportlichen Misere der Borussia. Anfang November 2016 zog er sich beim 0:3 in Berlin mehrere Bänderrisse im rechten Sprunggelenk zu und gehörte seitdem zu einer Liste prominenter Langzeitausfälle wie Ibrahima Traoré, die Neuzugänge Josip Drmic und Mamadou Doucouré oder Alvaro Dominguez, der sogar seine Karriere beenden musste.

Herrmanns Leidenszeit begann am 4. September 2015, als er in einem Testspiel in eine Werbebande rauschte. Nach einigen weiteren Spielen mit Beschwerden wurde ein Riss des hinteren Kreuzbandes im Knie diagnostiziert. Herrmann ließ die Verletzung ohne Operation behandeln. Die Entscheidung ersparte ihm eine noch längere Pause als die vier Monate. In der Vorbereitung zur laufenden Saison plagte ihn dann eine Schambeinentzündung. Es folgten ein Muskelfaserriss und die schwere Sprunggelenkverletzung.

Mit den Personalproblemen ging in der ersten Saisonhälfte der Absturz der Borussia einher, der in der Trennung von Trainer André Schubert gipfelte. Nun geht es wieder aufwärts. Neben Herrmann hatte Drmic gegen Freiburg einen weiteren Kurzeinsatz und war an der Entstehung des dritten Treffers beteiligt.

Das unter Schubert verloren gegangene Selbstvertrauen kehrte unter Hecking zurück. Die Führungsspieler Lars Stindl (73.) und Raffael (78.), schon beim 3:2 in Leverkusen erfolgreich, brachen gegen Freiburg den Bann. «Es war auch ein Ansatz von mir, mit diesen Spielern intensiver eine Minute länger zu sprechen, um ihnen zu zeigen: Ich bin da. Nehmt euch den Druck. Seht erstmal zu, dass eure Leistung stimmt», erläuterte Hecking.

Nun will die Borussia im Pokal-Achtelfinale am Dienstag (20.45 Uhr) beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth bestehen und in der Liga am Samstag bei Werder Bremen den positiven Trend untermauern. Kapitän Stindl wird dann allerdings Gelb-gesperrt fehlen. Vielleicht eine weitere Chance für Herrmann: «Für mehr bin ich schon bereit. Gegen Freiburg waren es zwei Minuten. Das sollte ich schon hinkriegen.»

Fotocredits: Federico Gambarini
(dpa)

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