Hitzlsperger als Retter im Abstiegskampf? 

Stuttgart – Das kleine Jubiläum von VfB-Sportvorstand Thomas Hitzlsperger fällt auf einen der wichtigsten Tage der jüngeren Vereinsgeschichte.

Wenn der Stuttgarter Krisenclub am Donnerstag (20.30 Uhr/Eurosport Player) im Relegations-Hinspiel gegen den 1. FC Union Berlin um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga kämpft, ist Hitzlsperger genau 100 Tage in der für ihn noch ungewohnten Verantwortung. Seine Lehrzeit erlebt der frühere Nationalspieler in einer prekären Zeit mit kniffligen Entscheidungen, desolaten sportlichen Auftritten und der permanenten Abstiegsgefahr.

«Die Zeit war brutal intensiv. Aber wenn alles gut gelaufen wäre, wäre ich jetzt nicht hier», bilanziert der 37-Jährige. «Ich musste schnell lernen, habe natürlich auch Fehler gemacht.»

Fehler hatte sich auch sein Vorgänger Michael Reschke geleistet. Am 12. Februar war deswegen der frühere VfB-Profi und Meister von 2007 vom Nachwuchschef überraschend zum Nachfolger befördert worden. Hitzlsperger stieg auf zu einem Verantwortungsträger, mit dem sich seit seinem Antritt die Hoffnung auf eine bessere VfB-Zukunft verbindet.

Dass dieser Job jedoch alles andere als vergnügungssteuerpflichtig ist, erlebte Hitzlsperger erstmals nach knapp zehn Wochen. Ende April beendete er mit der Trennung von Markus Weinzierl das nächste Trainer-Kapitel beim VfB. Der ihm aus dem Nachwuchs bekannte U19-Coach Nico Willig rettete die Schwaben zumindest vor dem direkten Abstieg. «Es gab schwierige Momente, aktuell scheint es zu funktionieren», sagte Hitzlsperger.

Noch muss der VfB aber das drohende Debakel abwenden. Die schwierige Zeiten sollen dann am kommenden Montag im Relegations-Rückspiel in Berlin ein Ende nehmen. Die Verpflichtung des bisherigen Kielers Tim Walter als Trainer für die nächste Spielzeit hat der Sportchef bereits perfekt gemacht. Darüber hinaus bleiben weitere Baustellen. Eine davon: Wie geht es etwa mit Kapitän Christian Gentner weiter, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft?

Angesprochen auf seine unklare Zukunft hatte sich Gentner zuletzt kritisch über seinen Heimatclub geäußert. Natürlich wurde Hitzlsperger auch darauf angesprochen. Bisher meisterte der frühere TV-Experte seine öffentlichen Auftritte jedoch souverän. Zurückhaltend und bedacht – so tritt Hitzlsperger auf und steht damit im Gegensatz zu seinem teils impulsiven Vorgänger Reschke.

«Hitze macht einen guten Job, er macht es sehr authentisch. Er ist ein guter Teamplayer», urteilte der frühere Nationaltorhüter Timo Hildebrand, einst sein Mitspieler beim VfB. Dass Hitzlsperger einmal den Weg als Sportvorstand einschlagen würde, hat sich für Hildebrand schon früh angedeutet: «Hitze war immer ein sehr eloquenter und ernsthafter Profi», sagte der 40-Jährige.

Auch der einstige Weltmeister Guido Buchwald sieht den VfB mit Hitzlsperger wieder auf einem besseren Weg. «Mit ihm und Sportdirektor Sven Mislintat geht es in die richtige Richtung. Es findet im sportlichen Bereich wieder ein Austausch statt», sagte Buchwald, der Reschke mehrfach kritisiert hatte.

Mit dem früheren BVB-Scout Mislintat hat sich Hitzlsperger Kompetenz an die Seite geholt und muss einen Kader planen, von dem er nicht mal weiß, in welcher Liga er nächste Saison spielen wird. Ein Abstieg wäre für den 52-fachen Nationalspieler ein herber Rückschlag. «Wir haben keinen Feuerwehrmann geholt, sondern jemanden, der den Verein langfristig entwickeln kann», sagte VfB-Präsident Wolfgang Dietrich. Diesen Anspruch haben die Verantwortlichen in der Vergangenheit oft formuliert. Es bleibt abzuwarten, ob Hitzlsperger die Zeit bekommt.

Fotocredits: Tom Weller
(dpa)

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