Köln setzt auf Fußball-Wunder

Köln – Fußballprofi Simon Terodde macht sich nichts vor. «Natürlich kann ich die Tabelle lesen – und ich bin Realist.»

Klare Worte des Winter-Neuzugangs über den 1. FC Köln. Und wenn der 29-Jährige das Bundesliga-Ranking vor Augen hat, sieht er Schlimmes: Platz 18 mit nur sechs Punkten, die schlechteste Hinrundenbilanz in der FC-Historie.

Da helfen wohl nur noch Durchhalteparolen, die der vom VfB Stuttgart verpflichtete Kölner Rückkehrer in zwei Sätzen zusammenfasst: «Wir werden uns richtig gut vorbereiten und in der Rückrunde alles raushauen. Wir werden nichts verschenken.» FC-Ikone Lukas Podolski versucht sich bei seinem Herzensclub als Mutmacher. Warum sollte nicht noch der Relegationsplatz drin sein? «Ich glaube daran, ich habe ein gutes Gefühl», ließ der Weltmeister unlängst im Fernsehen wissen.

Der Gemütszustand am Geißbockheim vor dem Rückrundenauftakt im Derby gegen Mönchengladbach an diesem Sonntag (15.30 Uhr/Sky) scheint sich generell verbessert zu haben nach der katastrophalen ersten Halbserie. Peter Stögers Trainer-Nachfolger Stefan Ruthenbeck jedenfalls gibt sich kämpferisch, will mit seinem persönlichen Engagement Courage vermitteln. «Wenn die anderen schwächeln, müssen wir da sein. Vier, fünf Siege in Serie – das hat es alles schon gegeben», sagte der 45-Jährige zuletzt dem «Express».

Das 1:0 am letzten Hinrundenspieltag gegen Wolfsburg soll der Beginn dieser unwahrscheinlichen, aber sicher nicht unmöglichen Entwicklung sein. Ansatzweise ist sportliche Besserung da: Am vergangenen Wochenende gab es den Gesamterfolg beim Blitzturnier in Bielefeld. «Jedes positive Erlebnis tut uns gut», bemerkte Ruthenbeck anschließend.

Viel wichtiger ist für den ehemaligen Aalener und Fürther Zweitligacoach aber der personelle Faktor: Langzeitverletzte wie Jonas Hector sind wieder dabei. Auch Simon Zoller, Yuya Osako, Sehrou Guirassy, Claudio Pizarro, Nikolas Nartey und Marcel Risse sind Optionen, die helfen können und sollen, das sportliche Wunder irgendwie möglich zu machen.

Dass sich die Profis in der Pflicht sehen, trotz aller Wirrnisse und schlechten tabellarischen Voraussetzungen ein Optimum aus sich herauszuholen, unterstreicht Terodde mit markigen Aussagen: Er wisse aus seiner früheren FC-Zeit, dass jeder Spieler eine große Verantwortung trage. «Wenn der FC spielt, fiebert fast die ganze Stadt mit. Deshalb musste ich nicht überlegen, als das Angebot kam» – so erklärt er seinen Entschluss, Aufsteiger Stuttgart zu verlassen.

Für ihn und die anderen im Ruthenbeck-Team wird das Ganze indes zu einer extremen Herausforderung: Der Rückstand auf den Hamburger SV auf Platz 17 und Werder Bremen (16.) beträgt jeweils neun Punkte. Wie sagte da der neue Sport-Geschäftsführer Armin Veh schon bei seiner Vorstellung am 11. Dezember: Er sei nicht blauäugig. Und für den 56-Jährigen, 2007 mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister, wäre es «ein Super-Wunder», sollte der FC den sechsten Abstieg noch verhindern können.

Fotocredits: Marius Becker
(dpa)

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