Kudla nach Bronze: Frechheit, Ringer abschaffen zu wollen

Rio de Janeiro – Als 2013 die olympische Traditionssportart Ringen auf der IOC-Streichliste stand, ging der Stern von Denis Kudla gerade auf. Er wurde Junioren-Europameister und dennoch brach plötzlich für ihn eine Welt zusammen.

«Für mich persönlich war es eine Frechheit, weil ich mir gedacht hatte, Ringen ist eigentlich die erste olympische Sportart. Wenn früher zwei Sportler gleich weit gesprungen sind oder gleich schnell gelaufen sind, wurde es entschieden durch den Ringkampf. Und ich finde, Ringen gehört zu Olympia dazu», sagte der erst 21-jährige Griechisch-Römisch-Spezialist nach seinem Bronze-Coup in Rio.

Mit einer wahren Energieleistung hatte der Olympia-Debütant am Montag einen Weltklasseringer nach dem anderen von der Matte gefegt. «Es war eine irre Wettkampfleistung», lobte Sportdirektor Jannis Zamanduridis. Bundestrainer Michael Carl machte die erste Medaille für den Deutschen Ringer-Bund seit dem Silber von Mirko Englich in Peking 2008 am «unbändigen Kampfwillen» fest.

So sank Kudla nach der Erfüllung seines Traums von der Medaille ungläubig auf die Matte, ehe er sich die deutsche Fahne schnappte und wie ein Irrwisch durch die Halle tobte. «Ein Hammergefühl. Es ist unbeschreiblich», jubelte der junge Mann aus Schifferstadt. «Seit ich sechs Jahre alt bin, tue ich alles für diesen Sport. Die Familie musste leiden, die Freundin, bei täglich zweimal Training. Jetzt hat sich alles gelohnt.»

Kurios: In Rio gibt es noch einen Sportler namens Denis Kudla – ein gebürtiger Ukrainer, der für die USA im Tennis startete. Aber in der ersten Runde ausgeschieden ist. Dem Ringer, der in Polen geboren ist, ist es egal. «Komisch, dass es hier einen gibt, der genauso heißt. Ich bin aber nicht der Typ, der jetzt durch das olympische Dorf rennt, um ihn unbedingt kennenzulernen. Er ist ein normaler Mensch wie jeder andere auch.»

Kudla konzentriert sich lieber aufs Ringen, auf die Verbesserung seiner Technik. Nur so konnte er im Bronze-Duell gegen den Weltklasse-Ungarn Viktor Lorincz erfolgreich sein. «Dabei war ich völlig kaputt nach dem knüppelharten Kampf gegen den Iraner», schilderte der Modelathlet, der im kleinen Finale der Kategorie bis 85 Kilogramm den WM-Dritten von 2013 sensationell durch die letzte Wertung bezwang. Zuvor hatte er in der Hoffnungsrunde gegen den Iraner Jomeh Habibollah Akhlghi ebenfalls dank der letzten Wertung gesiegt.

Fotocredits: Sergei Ilnitsky
(dpa)

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