Lauterer «Teufelskreis»: Mahnendes Beispiel für den VfB

Kaiserslautern – In diesen turbulenten Tagen mit dem Rücktritt von Trainer Jos Luhukay muss der VfB Stuttgart auf den Betzenberg. Dort, wo der 1. FC Kaiserslautern steht, wollen die Schwaben nie hin – auf den letzten Platz der 2. Bundesliga, von der Rückkehr ins Oberhaus weiter entfernt denn je.

Die «Roten Teufel» sind ein mahnendes Beispiel für einen Traditionsclub wie den VfB: So schnell wie gewünscht geht’s selten wieder hoch. «Viel darf nicht mehr passieren, dass wir nicht auch in diesem Teufelskreis landen», warnte VfB-Präsidentschaftskandidat Wolfgang Dietrich vor dem Südwest-Duell am Samstag (13.00 Uhr) im Fritz-Walter-Stadion. Keine Stunde nach dieser Aussage erfuhr Dietrich vom Rücktritt Luhukays.

Nach nur vier Spieltagen ist in Stuttgart die Euphorie dem Chaos gewichen: Sportvorstand Jan Schindelmeiser kümmert sich nach dem Ende der Transferperiode zwar wie geplant um die Zukunft des Vereins – allerdings nicht um die mittel- und langfristige, sondern mit der Suche nach einem Trainer mal wieder um die ganz kurzfristige.

Denn seine Kaderpläne ließen sich mit den Wünschen von Luhukay nicht vereinbaren. Der Coach grummelte vernehmbar und wurde am Mittwoch öffentlich vom Aufsichtsrat in die Schranken gewiesen. Einen Tag später war er weg.

In Kaiserslautern sitzt der bisherige Co-Trainer Olaf Janßen (49) gemeinsam mit den beiden Ex-VfB-Profis Andreas Hinkel und Heiko Gerber auf der Bank. Eine Interimslösung, betonte Schindelmeiser. Ein Nachfolge-Kandidat für Luhuky ist Markus Gisdol, der ebenso wie Schindelmeiser seine Bundesliga-Karriere bei 1899 Hoffenheim begann.

Beim 1. FC Kaiserslautern kennt man solche Szenarien. Die Pfälzer haben sich seit dem Abstieg 2012 personell immer wieder neu aufgestellt. Die Trainer Franco Foda, Oliver Schäfer, Kosta Runjaic und Konrad Fünfstück kamen und gingen. Der deutsche Meister von 1951, 1953, 1991 und 1998 kämpfte in den vergangenen Jahren teilweise mit massiven Finanzproblemen. In den letzten drei Spielzeiten wurde der Aufstieg verpasst. Der einstige Torjäger und langjährige Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz ging im April – ohne seine Mission erfüllt zu haben.

«Kaiserslautern ist auch durch viele schwierige und turbulente Personalentscheidungen gegangen», sagte Wilfried Porth, stellvertretender Aufsichtsratschef beim VfB Stuttgart. Er sieht aber auch klare Unterschiede zwischen den beiden langjährigen Erstligisten: «Die haben gar nicht die Infrastruktur, die wir hier haben. Mit Daimler und anderen großen Unternehmen in der Region.»

Die Gegend um Kaiserslautern gilt seit langem als strukturschwach. Was derzeit auch über die Zweitliga-Mannschaft des Fritz-Walter-Clubs zu sagen ist: Unter dem neuen Coach Tayfun Korkut steht der FCK nach vier Spieltagen sieglos am Tabellenende. Der Zuschauerschnitt sinkt wie die Hoffnung auf die Rückkehr in die Bundesliga immer weiter.

In Stuttgart erlebten zuletzt mehr als 50 000 Zuschauer mit, wie der VfB das Schwaben-Derby gegen den kleinen 1. FC Heidenheim verlor. Ernüchterung ist nun aber eingekehrt beim Tabellenneunten und fünfmaligen Meister. Wenigstens die Kulisse wird am Samstag beim Duell der Abgestürzten erstligareif sein – 45 000 werden erwartet.

Fotocredits: Christoph Schmidt
(dpa)

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