Leipzig startet Königsklassen-Partymarathon

Berlin – Kurz nach der rauschenden Champions-League-Einzugsparty fieberte RB Leipzig bereits den Duellen mit den ganz Großen Europas entgegen. Der wundersame Sprung als erster Bundesliga-Neuling in die Königsklasse 2909 Tage nach Vereinsgründung soll nur die vorläufige Krönung sein.

Abwehrmann Marvin Compper dachte schon in den Katakomben des Olympiastadions an «Madrid oder so». Sportdirektor Ralf Rangnick schwärmte: «Das ist unglaublich, diese Saison ist schwer in Worte zu fassen.»

Bis zum Morgengrauen feierte das Team die direkte Qualifikation im Leipziger Nobelclub L1 und erhielt vom Coach die Erlaubnis für einen Kurztrip in die Sonne. «Wenn der Druck wegfällt, ist das wie eine Explosion», sagte Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem 4:1-Sieg bei Hertha BSC, der auch die letzten Zweifel an der Qualifikation für die Champions League beseitigte. Danach folgte der Party-Befehl: «Der Cottaweg ist die nächsten Tage ein bisschen verwaist», erklärte Hasenhüttl mit Blick auf das RB-Trainingszentrum.

Noch im Olympiastadion hüpften Timo Werner & Co. am Samstagabend vor der Gäste-Kurve auf und ab und starteten zu einer Schampus-Bustour nach Leipzig. Ralph Hasenhüttl verneigte sich vor den eigenen Fans und gab vor dem «Schaulaufen auf hohem Niveau» gegen den FC Bayern bis Mittwochnachmittag frei.

Geschäftsführer Oliver Mintzlaff hielt den «historischen Moment» im Olympiastadion mit einem Selfie fest – und begann gleich mit den Planungen für den Sturm auf das europäische Establishment. «Jetzt gibt es keine wirkliche Sommerpause, sondern jetzt heißt es, dass wir den Verein für den internationalen Fußball flott machen», verkündete der sonst so kühle Rechner emotional.

Der Kern des Teams um den erneut überragenden Doppel-Torschützen Werner (12./54. Minute) soll auch in der Champions League angreifen. In der Breite benötigt der Kader allerdings einen Qualitätssprung, um die Erfolgsgeschichte nach dem Durchmarsch von der Oberliga Nordost in Europas Topliga binnen acht Jahren fortzuschreiben.

Vielleicht brauche es dafür «auch fünf oder sechs» Neuzugänge, rechnete Rangnick vor. «Wir werden auch jetzt für die Champions League keine bekannten, teuren Stars einkaufen. Sondern wir werden unserer Linie treu bleiben und junge, hochbegabte Spieler holen, die wir dann entwickeln.» Dabei gebe es auch «kein Bestreben», Reservist Davie Selke, der mit seinen zwei späten Treffern (89./90.+2) zum gefeierten Profi wurde, abzugeben.

Dass es angesichts der Debatte um eine Nähe zu Red Bull Salzburg Probleme mit dem Königsklassen-Startrecht geben könnte, glaubt Rangnick nicht. Dies sei einer der Gründe, warum er sein Amt bei den Österreichern 2015 aufgegeben habe. «Alle anderen bei uns im Verein arbeiten schon seit Monaten mit Hochdruck daran, die Bedingungen zu erfüllen, deshalb mache ich mir da überhaupt keine Sorgen.»

Der 58-Jährige versuchte erst gar nicht, seinen Stolz zu verstecken. Mit dem 20. Sieg stellten die Leipziger den Aufsteiger-Rekord des FC Bayern aus der Saison 1965/66 ein, Rangnick erinnerte im Moment des Erfolgs an den steilen Aufstieg. «Vor vier Jahren standen wir noch auf irgendeinem Schulsportplatz bei Union Berlin II, umgeben von Schneehaufen», sagte der Macher.

Nun feierten mehr als 10 000 Gäste-Anhänger rund um das Marathontor – es war nur der Start eines Leipziger Party-Marathons. Deshalb verschrieb Hasenhüttl reichlich Erholung für diese Woche. Am Samstag bekommt RasenBallsport im Duell mit den Münchnern schon mal einen Vorgeschmack auf das Champions-League-Niveau. Dabei geht es nach dem deutlichen 0:3 aus dem Hinspiel auch ums Prestige. «Da sollten wir schon wieder konkurrenzfähig sein», bemerkte Hasenhüttl schmunzelnd.

Fotocredits: Soeren Stache
(dpa)

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