Nagelsmann, Nouri und jetzt Ismaël? Trainertalente gefragt

Wolfsburg – Große Namen waren dem VfL Wolfsburg immer besonders wichtig. Der Club des VW-Konzerns hat gleich zweimal Felix Magath verpflichtet und sich früher auch gern mit Trainern wie Bernd Schuster oder Frank Rijkaard beschäftigt.

Wenn nun selbst dieses ehrgeizige und finanzstarke Fußball-Unternehmen darüber nachdenkt, Valérien Ismaël vom U23- zum Chefcoach zu befördern, dann zeigt das: Immer mehr Bundesliga-Clubs schauen auch bei der Trainersuche auf einen eigenen Nachwuchs. Trainertalente sind gefragt wie nie.

Dieser Trend ist nicht neu. Aber immer mehr Vereine folgen ihm, wie allein seit Beginn des Jahres 2015 die Fälle Werder Bremen (Alexander Nouri), 1899 Hoffenheim (Julian Nagelsmann), Borussia Mönchengladbach (Andre Schubert), Hertha BSC (Pal Dardai), Mainz 05 (Martin Schmidt) und auch die beiden späteren Absteiger Hannover 96 (Daniel Stendel) sowie der VfB Stuttgart (Jürgen Kramny) zeigen.

Frank Wormuth ist der Chefausbilder des Deutschen Fußball-Bundes. Bei ihm haben fast alle diese Namen ihre Fußballlehrer-Lizenz erworben. Seiner Meinung nach hat die Einführung der Nachwuchsleistungszentren vor mehr als zehn Jahren dem deutschen Fußball nicht nur deutlich mehr Talente beschert, sondern auch eine neue Trainergeneration.

«Nachwuchsbereich heißt heute: Das ist wie eine kleine Bundesliga», sagte Wormuth der Deutschen Presse-Agentur. «Der junge Trainer arbeitet dort hauptamtlich und macht vom Grundsatz her nicht viel anderes als der Profitrainer – nur auf einem einfacheren Level. So kann ein junger Trainer schon in diesem Bereich eine Karriere auf sehr hohem Niveau machen und den Verantwortungsträgern in seinem Verein entsprechend früh auffallen.»

Aber auch Wormuth weiß: Es gibt keine Gesetzmäßigkeit, dass Trainer aus dem eigenen Unterbau mehr Erfolg haben als ein etablierter Vorgänger. «Wenn ein junger Trainer in seiner Fachkompetenz überragend ist, braucht er auch die Sozial-, Sprach- und Führungskompetenz, um das zu vermitteln», sagte er. «Wenn er in der Bundesliga gestandene Profis vor sich hat und mit denen umgeht wie mit Jugendspielern, dann hat er ein Problem. Egal wie gut er ist.»

Da der Trend zum Nachwuchstrainer schon so lange anhält, gibt es auch für jeden Extremfall das passende Beispiel. Das Vorbild für alle heißt Thomas Tuchel. Der wurde 2009 mit Mainz 05 deutscher A-Jugend- Meister, übernahm danach das Profiteam des Vereins und ist längst bei Borussia Dortmund und in der Champions League angekommen.

Als größtes Trainertalent nach Tuchel galt einmal Thomas Schneider. Der VfB Stuttgart machte ihn im August 2013 zum Chefcoach, verband das mit enorm hohen Erwartungen – und feuerte ihn nur sechseinhalb Monate später schon wieder. «Es muss alles passen», sagte Wormuth. «Es gibt auch viele junge Trainer, die mal kurz hochgekommen sind und die man heute sucht.» Schneider ist seit 2014 Assistent von Joachim Löw bei der Nationalmannschaft. Der Ex-Nürnberger Michael Wiesinger dagegen arbeitet jetzt bei der SV Elversberg in der Regionalliga.

Da Clubs wie Hoffenheim, Hertha oder Mainz aber bislang so großen Erfolg mit eigenen Jugendtrainern haben, gibt es jetzt schon den nächsten Trend: Manche Vereine scouten junge Trainer längst ähnlich gezielt wie junge Spieler. «Wir wären ziemlich amateurhaft, wenn wir das nicht machen würden», sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans Joachim Watzke in einem «Kicker»-Interview. Auf diesem Weg verlor der BVB auch seinen A-Jugend-Trainer Hannes Wolf an den VfB Stuttgart.

In Wolfsburg kennt der Geschäftsführer Sport Klaus Allofs seinen Trainer Ismaël schon lange. Beide wurden 2004 mit Werder Bremen deutscher Meister. Neun Jahre später holte Allofs den Franzosen zum VfL. Ismaël durfte auch vor einem Jahr sofort zurückkehren, nachdem er beim 1. FC Nürnberg zwischenzeitlich als Chefcoach gescheitert war. Am Dienstag sagte Allofs ganz offen: «Ich habe ihn schon damals geholt, weil er ein Kandidat für die Erste Liga ist.»

Fotocredits: Uwe Anspach
(dpa)

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