Nordseeurlaub mit Gegenwind auf Hallig Hooge

Hallig Hooge – Schon am frühen Abend ist es stockdunkel. Auf dem Weg von der Hans- zur Backenswarft kann man die Hand vor den Augen nicht sehen. Wer jetzt auf Hallig Hooge noch draußen unterwegs ist, tastet sich Schritt für Schritt vorwärts.

Wenn gleich Theodor Storms Schimmelreiter am Horizont entlang galoppierte, würde es einen nicht wundern. Straßenlampen gibt es keine. Aber der Himmel ist voller Sterne – und auf einmal zeigt sich eine Sternschnuppe.

Es sind diese Momente, für die Gäste auf die nur 5,6 Quadratkilometer große Hallig im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches
Wattenmeer kommen. Lediglich rund 100 Menschen wohnen hier dauerhaft. Im Sommer wird Hallig Hooge von Touristen überspült, die bei Tagesausflügen für ein paar Stunden über die Hallig laufen, den Film im Sturmflutkino gucken, ein Krabbenbrot essen und dann wieder zum Hafen hetzen.

«Aber im Winter ist es ruhig», sagt Karen Tiemann, die zusammen mit ihrem Mann in einem Reetdachhaus von 1750 auf der Backenswarft wohnt. Das Haus hat schon ihren Großeltern gehört. «Da kann man mal rausgehen an den Deich oder zum Kaffeetrinken zu den Nachbarn.» Im Sommer hat die gebürtige Hoogerin dafür wenig Zeit. «In meiner Kindheit gab es im Winter keine Gäste, nur zu den Feiertagen. Die Saison ging bis Ende September.» Das hat sich inzwischen geändert. Aber auch heute sind im Winter nur die wenigsten Ferienwohnungen vermietet. Es gibt Tage, da hat nicht ein einziges Restaurant geöffnet – nicht mal Karen Tiemanns Café «Zum Blauen Pesel».

Beim Gottesdienst

Am Sonntagmorgen in der schönen, kleinen Halligkirche aus dem 17. Jahrhundert ist die Zahl der Gottesdienstbesucher überschaubar. Man hört den Wind draußen pfeifen. Swantje Boyens, an diesem Tag Küsterin, reicht jedem ein Gesangbuch. Einen eigenen Pastor hat
Hallig Hooge derzeit nicht, die Stelle soll 2019 wieder besetzt werden. Den Gottesdienst hält noch einmal Matthias Petersen, Pastor im Ruhestand, der dafür aus Kiel angereist ist.

«Die Hallig ist ein besonderer Ort», sagt Petersen. «Und der Winter hier ist wunderschön. Ich merke dann so etwas wie Entschleunigung, der Takt ist langsamer.» Und die Kontakte zu den Gemeindemitgliedern seien viel enger als in der Großstadt.

Gefühl von Weite und Unendlichkeit

Die Hallig ist klein, die Wege von Warft zu Warft sind kurz. Aber was viele Besucher hier empfinden, ist das genaue Gegenteil: ein Gefühl von Weite und Unendlichkeit. Das liegt vor allem an der Nordsee, die die Hallig umgibt und sie regelmäßig überspült. Im Schnitt fünf Mal im Jahr passiert das, meistens im Winter. Dann steht das Wasser überall, nur die Häuser auf den zehn Warften genannten künstlichen Erdhügeln bleiben trocken – wenn alles gut geht.

Dann pfeift der Orkan um die Hausecken, rüttelt an den Fenstern und Dachpfannen. «Es gibt Gäste, die kommen extra im Winter, um mal Landunter zu erleben», sagt Bürgermeisterin Katja Just.

Umrundung in drei Stunden

Dass es nicht viel häufiger zu Überflutungen kommt, liegt an dem Deich, der einmal um Hallig Hooge herumführt. Er ist elf Kilometer lang – in drei Stunden lässt sich die
Hallig umrunden, bei kräftigem Wind in vier. Und Wind gibt es hier oft und viel – gefühlt immer von vorn. Die Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer bieten neben Vorträgen auch Führungen an, selbst bei Minustemperaturen.

Es ist schon wieder später Nachmittag. Auf dem Priel vor der Kirchwarft schwimmt einsam eine Stockente. Die Wasseroberfläche kräuselt sich leicht. Am Horizont sind die Häuser der Hanswarft zu sehen – aber kein Mensch weit und breit. Man kann dabei zugucken, wie es dunkel wird. Bald ist es wieder schwarz wie die Nacht.

Hallig Hooge

Anreise: Hallig Hooge liegt südöstlich von Sylt etwa 18 Kilometer vor der Küste im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Im Winter gibt es bis auf Montag und Mittwoch eine tägliche Fährverbindung ab Schlüttsiel. Das Schiff nimmt auch Autos mit.

Übernachtung: Hallig Hooge hat zehn bewohnte Warften und rund 100 Einwohner. Viele Hooger vermieten Zimmer oder Ferienwohnungen, im Winter allerdings nur rund ein halbes Dutzend. Auch Restaurants, Cafés und die beiden kleinen Museen sind nur eingeschränkt geöffnet.  

Informationen: Touristikbüro Hallig Hooge (Tel.: 04849/91 00, E-Mail: info@hooge.de). Schutzstation Wattenmeer, Nationalpark-Seminarhaus Hooge (Tel.: 04849/229, E-Mail: hooge@schutzstation-wattenmeer.de).

Fotocredits: Andreas Heimann,Andreas Heimann,www.hooge.de,www.hooge.de,Andreas Heimann,Andreas Heimann,Andreas Heimann,Andreas Heimann,Andreas Heimann,Andreas Heimann,Andreas Heimann,Andreas Heimann
(dpa/tmn)

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