Patzer verdirbt Lochs Gold-Hattrick – Ludwig holt Bronze

Pyeongchang – Nach der Zieldurchfahrt blieb Felix Loch in sich zusammengesunken einige Sekunden lang sitzen und musste getröstet werden. Durch einen schweren Fahrfehler hatte der Ausnahme-Rodler bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang seinen sicher geglaubten Gold-Coup verpatzt.

Statt sich zum dritten Mal nacheinander als Einzel-Olympiasieger küren zu lassen, war der 1,91 Meter große Athlet nach Platz fünf im Olympic Sliding Centre nur noch ein Häufchen Elend. «Felix hätte bloß grad‘ nach unten fahren müssen», meinte sein Vater und Cheftrainer Norbert Loch. «Da muss man ihm einfach nur zur Seite stehen, so etwas kann mal passieren. Er hat sein Gold einfach nur weggeschenkt.»

Im Zielraum jubelte indes Olympia-Debütant Johannes Ludwig, der durch Lochs Fehler noch Bronze holte. «Ich weiß gar nicht, wie das funktioniert hat. Ich bin sprachlos, dass es gereicht hat. Es ist schade für ihn, aber Felix hat schon soviel erreicht im Leben», sagte der Oberhofer. «Johannes hat sich das Bronze wirklich erfahren in einem spannenden Rennen», meinte Cheftrainer Norbert Loch.

Olympiasieger wurde der Österreicher David Gleirscher vor dem US-Amerikaner Chris Mazdzer. «Ich habe nicht geglaubt, dass Felix so etwas passiert», meinte Gleirscher.

Da war er nicht der Einzige. «Unglaublich! Der Felix war eigentlich unglaublich sicher unterwegs. Ich war mir sehr sicher, dass er’s macht», sagte Lochs Idol und Mentor Georg Hackl. «Aber man hat im Rennverlauf gesehen: Es war ein großes Favoritensterben. Fehler können nun mal jedem passieren. Der Felix Loch wird’s überleben.»

Loch hatte 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi triumphiert. Zudem hatte er vor vier Jahren auch den erstmals durchgeführten Teamwettbewerb gewonnen. Mit seinem insgesamt vierten Gold hätte er Legende Hackl überholt.

Als Führender war der fünfmalige Weltmeister bei Eiseskälte und Schneegestöber in den Final-Durchgang gestartet. Doch an der schwierigen Kurve neun, in der schon andere Fahrer gescheitert waren, unterlief ihm das folgenschwere Malheur. «Das ist der Scharfrichter, die Kurve neun – und da ist es nun mal geschehen!», meinte Hackl. Zugleich gratulierte er Ludwig zu dessen Bronze-Gewinn. «Das ist ihm wahnsinnig zu gönnen. Hut ab vor seiner Leistung!»

Loch verschwand wortlos in die Kabine und wurde dort von Verbands-Vorstandschef Thomas Schwab getröstet. Auch IOC-Präsident Thomas Bach munterte ihn auf. Anschließend musste Loch noch zur Dopingprobe. «Er wird sich dort wieder sammeln», meinte Vater Norbert.

Loch hatte am Samstag mit einem starken zweiten Lauf die Halbzeit-Führung vor den beiden Final-Durchgängen erobert. «Man muss einen Schlitten haben, wo du den einen oder anderen Fehler korrigieren kannst. Es hilft nichts, wenn du mit Harakiri unterwegs bist», beschrieb Loch seine Herangehensweise. Im dritten Lauf am Sonntag klappte das noch, im vierten dann nicht mehr. Dass Andi Langenhan zum Abschluss seiner Karriere seine erste Olympia-Medaille als Zehnter deutlich verpasste, ging da fast unter.

Fotocredits: Daniel Karmann,Tobias Hase,Daniel Karmann,Tobias Hase,Daniel Karmann
(dpa)

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