Rennkanute Brendel gewinnt Gold – Weber/Dietze Zweite

Rio de Janeiro – Gold für Sebastian Brendel, Silber für den Kajak-Zweier der Frauen – doch die Erfolge der deutschen Rennkanuten wurden getrübt von der großen Trauer um den Tod von Slalom-Trainer Stefan Henze.

«Vielleicht sind wir heute auch alle ein bisschen für Stefan gepaddelt», konstatierte Deutschlands Vorzeige-Kanute Brendel, nachdem er seinen Triumph von London 2012 wiederholt und sich im Canadier-Einer über 1000 Meter erneut zum Olympiasieger gekürt hatte.

Dieses Kunststück schafften Weber und Dietze nicht ganz: In einem Fotofinish mussten sie sich am Dienstag nach 500 umkämpften Metern auf der Lagoa Rodrigo de Freitas ihren ungarischen Konkurrentinnen Gabriella Szabo und Danuta Kozak geschlagen geben.

Im Blickpunkt stand somit einmal mehr Brendel, der schon seit 2013 in wichtigen Rennen in seiner Paradedisziplin ungeschlagen ist. «Er hat eine Generation, eine Epoche geprägt. Er ist schon jetzt in den Fußstapfen von Birgit Fischer angekommen», befand der deutsche Verbandspräsident Thomas Konietzko mit Blick auf die achtmalige Olympiasiegerin. Stolz berichtete er über seine erste Gratulation: «Ich habe vorhin zu ihm gesagt: Du bist mein Kanu-Held. Ansonsten fallen einem zu Sebastian kaum noch Superlative ein.»

Brendel widmete seinen Triumph zu einem Teil auch Henze, der am Montag nach einem Verkehrsunfall an seinen schweren Verletzungen gestorben war. Dass Henze als Trainer des Slalombereichs mit dem davon losgelösten Rennsport-Team um Brendel im Alltag wenig zu tun hatte, konnte den Schmerz nicht lindern. «Die Nachricht geht an keinem spurlos vorbei», sagte Brendel.

Überraschend ließ er Spekulationen über ein baldiges Karriereende aufkommen. «Nächstes Jahr paddele ich auf jeden Fall noch. Dann werde ich auch entscheiden, wie es danach weitergeht», kommentierte er.

Mit einem fulminanten Schlussspurt distanzierte Brendel auf den letzten Metern den starken Brasilianer Isaquias Queiroz dos Santos, der bei seinem Heimspiel immerhin Silber einheimste. Die großen Emotionen setzten dem 1,92-Meter-Hünen bei der Medaillenzeremonie sichtlich zu. «Ich habe mit den Tränen gekämpft und um Fassung gerungen», schilderte Brendel, bei dem kurz vor Rennbeginn noch plötzliche Probleme im Lendenwirbelbereich aufgetreten waren. Aufhalten konnten die ihn aber nicht.

Weber und Dietze fehlte nicht viel zum zweiten Olympiasieg – es waren am Ende exakt fünf Hundertstelsekunden auf die Ungarinnen. Und dennoch herrschte Freude pur bei den Freundinnen aus Potsdam und Leipzig. «Das war richtig geil! Es war ein wahnsinnig gutes Rennen, wir haben uns an keiner Stelle etwas vorzuwerfen», sagte Weber, die mit Dietze, Sabrina Hering und Steffi Kriegerstein im Kajak-Vierer am Samstag eine weitere Medaillenchance hat. Obendrein tritt Weber noch im Einer an, gilt da aber als Außenseiterin. Angesichts des weiteren Programms kündigte Dietze nur eine gemäßigte Feier an: «Wir werden mit Orangensaft oder Apfelsaft anstoßen.»

Nichts zusammen lief stattdessen bei Max Hoff. Im Kajak-Einer über 1000 Meter belegte der Medaillenanwärter beim Sieg des Spaniers Marcus Walz nur Platz sieben. Auch weil ihn am Steuer festhängende Blätter früh beeinträchtigten. «Ich bin nach hundert Metern in so eine Blätterbank, dann hat sich’s verfangen, dann hatte ich keine Chance mehr, mitzufahren», sagte Hoff in Tränen aufgelöst. Auch auf den 33-Jährigen wartet allerdings eine weitere Medaillenchance mit dem Kajak-Vierer der Männer. «Ich hoffe, die Jungs können mich aufbauen», bilanzierte er.

Brendel hat ebenfalls einen weiteren Olympia-Start vor Augen: Im Canadier-Zweier mit Teampartner Jan Vandrey will er erneut aufs Podium. Die Vorläufe in dieser Klasse stehen am Freitag an, das Finale soll am Samstag ausgetragen werden. «Mit dem Erfolg im Rücken fährt es sich jetzt leichter», konstatierte Brendel.

Fotocredits: Soeren Stache,Soeren Stache,Soeren Stache,Facundo Arrizabalaga,Soeren Stache,Soeren Stache,Soeren Stache,Soeren Stache
(dpa)

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