Schalke bezwingt Leverkusen im Verfolger-Duell und klettert

Leverkusen – Königsblau träumt wieder von der Königsklasse, doch Domenico Tedesco setzte den Begriff Champions League intern auf den Index.

«Die Fans dürfen davon sprechen und träumen», sagte der Trainer von Schalke 04 nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg bei Bayer Leverkusen: «Bei uns ist das aber schlichtweg verboten. Denn erstens ist die Tabelle unheimlich eng und zweitens würden wir Gefahr laufen, den Fokus zu verlieren.»

Die Spieler haben die Weisung ihres Chefs verstanden und schnell umgesetzt. «Wir haben jetzt 40 Punkte. Absteigen können wir nicht mehr», meinte Außenspieler Daniel Caligiuri mit einem breiten Grinsen. Und gab dann zu: «Natürlich schauen wir ab und zu auf die Tabelle.»

Diese führt die Königsblauen nach dem verdienten Sieg in einem mäßigen Westduell der Pokal-Halbfinalisten wieder auf einem Champions-League-Platz. Die Schwächephase nach dem überraschenden zweiten Platz in der Winterpause scheint endgültig überwunden. «Wir sind wieder in der Spur», sagte Guido Burgstaller, der den Sieg einleitete (11. Minute).

Der zuletzt aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader verbannte Nabil Bentaleb beseitigte bei seinem erst zweiten Einsatz in 2018 per Foulelfmeter (89.) alle Zweifel. Schalke zog zumindest vorübergehend mit Erzrivale Borussia Dortmund gleich. Der BVB spielt allerdings zum Abschluss des 24. Spieltags am Montag noch gegen den FC Augsburg.

Bayer entwickelt dagegen fast schon einen Heimkomplex und verliert so wichtigen Boden im Kampf um die Rückkehr in die Königsklasse. Nach einer Hinrunde ohne Heimniederlage verlor Leverkusen 2018 bereits dreimal im eigenen Stadion, zuletzt zweimal hintereinander. «Wir sind jetzt aus den ersten Vieren rausgepurzelt und müssen bald die Kurve kriegen», forderte Sportchef Rudi Völler: «Es sind noch zehn Spiele und wir haben Qualität, aber wir müssen es wieder mehr erzwingen.»

Besonders ärgerlich: Wie schon in den Heimspielen gegen RB Leipzig (2:2) und Dortmund (1:1) schwächte sich Bayer durch einen Platzverweis gegen einen Spitzenklub früh selbst – diesmal sah Dominik Kohr wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot (38.). «Insgesamt waren wir nicht giftig genug. Und er war dann im falschen Moment zu giftig», haderte Völler.

Grund zur Freude hatten die Bayer-Anhänger am Sonntag nur vor dem Anpfiff. Über die Stadion-Leinwand gab der Verein die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Jonathan Tah bekannt. Der am Sonntag wegen einer Grippe fehlende Innenverteidiger stand ohnehin schon bis 2020 unter Vertrag, nun band er sich bis 2023. «Ich will natürlich Titel gewinnen, deshalb habe ich den Vertrag unterschrieben», sagte der 22 Jahre alte Nationalspieler in einer Video-Botschaft.

Überschattet wurde die Partie von einem Unglück auf den Zuschauerrängen: Zwei Schalke-Fans stürzten, einer verletzte sich dabei schwer und musste notärztlich versorgt werden. Er sei in einem «sehr kritischen Zustand», sagte Schalke-Manager Christian Heidel.

Nach Kohrs Platzverweis war Tedesco augenscheinlich darauf bedacht, den nummerischen Vorteil unter keinen Umständen aus der Hand zu geben und wechselte vier Minuten nach der Pause in Max Meyer und Burgstaller seine beiden verwarnten Spieler aus. Tedescos Team hatte weiterhin alles unter Kontrolle, spielte aber nicht mit Vehemenz auf das zweite Tor und ließ Bayer noch lange hoffen.

Fotocredits: Rolf Vennenbernd
(dpa)

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