Schalke nutzt Berliner Fehler – Protest vor Anpfiff

Berlin – Mit eiskalter Fehlerverwertung hat der FC Schalke 04 seine Mini-Krise in der Fußball-Bundesliga beendet und Hertha BSC die erste Heim-Niederlage dieser Saison zugefügt.

Nach drei sieglosen Spielen setzte sich der Revierclub nach mehr als einer Halbzeit in Überzahl verdient mit 2:0 (0:0) durch und schob sich vorerst auf einen Europapokalplatz.

Hertha leitete mit eigenen Aussetzern den Schalker Erfolg selbst ein. Per Foulelfmeter erzielte Confed-Cup-Sieger Leon Goretzka, der sich von anhaltenden Wechselspekulationen unbeeindruckt zeigte, in der 54. Minute die Führung. Guido Burgstaller nutzte einen Patzer von Karim Rekik für die Entscheidung (78.). Und Herthas Genki Haraguchi schwächte sein Team zuvor mit einer unnötigen Roten Karte (44.). Die Berliner müssen sich nach dem vierten Pflichtspiel ohne Erfolg in Serie vorerst Richtung Tabellenkeller orientieren.

Vor dem Anpfiff zeigte das Hertha-Team eine bemerkenswerte Aktion, schloss sich kollektiv dem Protest amerikanischer Sportler gegen Diskriminierung an. Die elf Profis auf dem Platz, die Ersatzspieler, das Trainerteam um Pal Dardai und auch Geschäftsführer Michael Preetz knieten, viele hakten einander an den Armen unter. «Wir leben nicht mehr im 18. Jahrhundert, sondern im 21. Jahrhundert. Es gibt aber einige Leute, die ideologisch noch nicht so weit sind», erklärte der verletzte Innenverteidiger Sebastian Langkamp in der Halbzeit bei Sky. «Wenn wir da etwas Nachhilfe geben können, ist das doch gut.»

Nach Spielbeginn ging es deutlich unspektakulärer weiter. Schalke übernahm früh das Kommando, drängte Hertha zurück, konnte sich jedoch zunächst keine zwingende Szenen herausspielen. Goretzka zeigte gute Ansätze – einzige Chance der ersten Halbzeit blieb jedoch der Drehschuss von Burgstaller aus elf Metern, den Per Skjelbred blockte (30.). Neben Burgstaller brachte Domenico Tedesco auch Franco Di Santo im Vergleich zum 1:1 gegen Leverkusen neu in den Sturm.

«Keine Kontersituationen fangen» hatte Schalkes Coach für die Partie als Defensivstrategie ausgegeben. Und die Berliner konnten ihr starkes Umschaltspiel nicht wie gewohnt aufziehen, immer wieder brachte sich das Team von Dardai mit leichten Ballverlusten aus dem Konzept. So auch vor dem Platzverweis: Nach einem mäßigen Auftritt ließ sich Haraguchi den Ball von Daniel Caligiuri abnehmen und trat Burgstaller an der Mittellinie per eingesprungener Fluggrätsche um.

Dardai reagierte nach der Halbzeit, baute die Offensive um, brachte den zunächst nach kräftezehrender Länderspielreise geschonten Mathew Leckie und Davie Selke für Ondrej Duda und Salomon Kalou.

Sein Pflichtspieldebüt für die Berliner hätte sich Selke nach überstandener Fußverletzung jedoch schöner vorgestellt: Acht Minuten nach Wiederanpfiff brachte Vladimir Darida im eigenen Strafraum Amine Harit zu Fall, den Strafstoß von Goretzka konnte Hertha-Keeper Rune Jarstein nicht mehr entscheidend ablenken. «Professionell» gehe Goretzka mit den stetigen Berichten über das Interesse europäischer Spitzenclubs um, sagte Tedesco. Nach Ballverlust von Rekik sorgte Burgstaller für die endgültige Entscheidung.

Fotocredits: Annegret Hilse
(dpa)

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