Schalkes neue Lust am Fußball

Gelsenkirchen – Mit ihrem ungewöhnlichen Torjubel haben Schalkes leidgeprüfte Profis ihren zurückgewonnen Spaß am Fußball dokumentiert. Nach den Treffern von Guido Burgstaller und Leon Goretzka rannten einige Spieler zur Seitenlinie und warfen imaginäre Dartpfeile ins Publikum.

Was es damit auf sich hatte, erläuterte der deutsche Nationalspieler nach dem souveränen 2:0 (1:0) gegen Hertha BSC mit verschmitztem Lächeln. «Beim Dart haben ich mir die Präzision geholt», sagte Goretzka zu seinem platzierten Schuss ins untere linke Eck von der Strafraumgrenze in der 62. Minute.

Zu seinem 22. Geburtstag am vergangen Montag hatte Goretzka eine Dartscheibe geschenkt bekommen, die er im Umkleidetrakt auf dem Trainingsgelände aufhängte. Als Alessandro Schöpf im TV-Interview behauptete, vier Spieler seien beim Dart etwa auf gleichem Niveau, protestierte Goretzka energisch. «Ich bin der Beste.» Dabei hatten die Mitspieler ihn nach zwei Fehlversuchen mit dem Ball – darunter ein Knaller an den Pfosten – in der Halbzeit noch aufbauen müssen, verriet Goretzka. «Sie haben mir gesagt: Aller guten Dinge sind Drei.»

Neben Goretzka überragte Nabil Bentaleb. Mit einem sehenswerten Lupfer über die gesamte Hertha-Abwehr bediente er Burgstaller, und der kampfstarke Winter-Zugang schoss Schalke mit seinem zweiten Saisontreffer (42.) im vierten Einsatz auf die Siegerstraße.

Markus Weinzierl war voll des Lobes, weil sein Team sich nach dem blamablen 0:1 gegen Eintracht Frankfurt zusammengesetzt hatte und beschloss: So kann es nicht weitergehen. Es folgten starke Auftritte beim 1:1 in München, der souveräne 4:1-Pokalerfolg beim SV Sandhausen – und nun der verdiente Heimsieg gegen Lieblingsgegner Hertha, der neunte in Serie gegen Berlin.

«Das Frankfurt-Spiel war heilsam. Die Mannschaft hat danach die richtige Reaktion gezeigt», befand Weinzierl stolz. Die Woche sei «sehr erfreulich» gewesen: «Die Ergebnisse waren gut, der Inhalt war auch gut. Es hat richtig Spaß gemacht, der Mannschaft zuzuschauen.»

Zwar ist der Rückstand auf die Europapokalplätze nach 20 Spieltagen weiterhin respektabel. Aber der Aufwärtstrend beim Revierclub ist unverkennbar. Manager Christian Heidel ist auch mit Blick auf die nächste, brisante Aufgabe in der Europa League in der Zwischenrunde bei PAOK Saloniki am Donnerstag positiv gestimmt: «Dort wollen wir gut spielen und uns eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel holen.»

Für die Berliner war der «Pott» einmal mehr keine Reise wert. Erst (nach guter Leistung) der unglückliche Pokal-K.o. im Elfmeterschießen in Dortmund, knapp 70 Stunden später und ein paar Kilometer entfernt die sechste Auswärtspleite der Bundesliga-Saison. «Unsere Effizienz ist irgendwo auf der A 40 zwischen Dortmund und Gelsenkirchen auf der Strecke geblieben», meinte Geschäftsführer Michael Preetz.

Sorgen bereiten vor allem die schwache Auswärtsbilanz (9 Punkte aus 11 Spielen) und die nachlassende Torquote des Europapokalaspiranten, der mal wieder eine schlechte Rückrunde fürchten muss. Sinnbildlich ist die Torflaute von Stürmer Vedad Ibisevic, der seit 636 Minuten auf ein Erfolgserlebnis wartet. «Das nervt schon», gab der Kapitän zu. «Ich bin einfach frustriert, weil wir nicht gewinnen.» Pal Dardai mahnt angesichts der hohen Erwartungen alle Protagonisten, nicht in Hektik zu verfallen. «Schalke war heute einfach besser. Wir müssen in Ruhe weiterarbeiten und brauchen Respekt vor der Realität.»

Fotocredits: Guido Kirchner
(dpa)

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