Skyfall: James Bond wird monogam

Erst verknallt sich Daniel Craig, also James Bond, in Eva Green, in der nächsten Folge hilft er der gutaussehenden Russin, aber landet nicht mal mit ihr im Bett und im dritten Teil? Müsste er konsequenterweise entweder eine Vampirdame schwängern oder zumindest mit der (zweiten) Liebe seines Lebens alt werden. Was bitte ist passiert?

Roger Moore durfte pro James Bond schonmal mehr Frauen flachlegen, als man an einer Hand abzählen konnte. Ob im Boot, in der Luxusvilla, in einer Grotte oder, ganz langweilig, im Bett, irgendwo lagen immer ein paar hübsche Frauen in der Gegend herum. Manchmal durften sie sogar etwas sagen oder böse sein, wie im Fall von Grace Jones. Daniel Craig aber liebte bisher nur eine. Der Trend geht zur Monogamie. Aber warum?

James Bond – Vom Weiber- zum Pantoffelheld

Daniel Craig ist ein gutaussehender und charismatischer Held, Schönheitsideal und Traumtyp, da sind sich die meisten Frauen einig. Warum aber hat sich das Bild der Frauen in den James Bond Filmen so dramatisch geändert? Immerhin gibt es überall sonst genau die gleichen standardisierten Frauenbilder, die seit eh und je Geld in die Kassen spülen. Pornostars, halbnackte Frauen in der Werbung, Bunnies auf Rennstrecken und auf Parties als Belohnung oder Dekoration. Der Geheimagent kümmerte sich nie um Banales wie Bürokleidung oder Gefühle. Bis jetzt. Ist James Bond etwa so etwas wie ein Vorreiter? Das klingt fast schon absurd.

Und doch ist etwas dran. Die Menschen gehen heutzutage lieber ins Kino, als sich dicke Wälzer über die Zustände der Gesellschaft reinzuziehen. Alle kennen Dr. House, Mad Men und Avatar, David Foster Wallaces Unendlicher Spaß oder Jonathan Franzens Die Korrekturen allerdings sind eher selten Bestandteil der Freizeitgestaltung. Die großen Antworten möchte man schmackhaft verpackt bekommen. So geht dann auch ein gebildeter Mensch mit Nachdenken aus dem Film „Prometheus“. Hier gibt ein Roboter der gott- und sinnsuchenden Crew eine wohl sehr harte Antwort auf die Frage, warum Gott, was auch immer er ist und wenn es ihn gibt, wohl die Menschen erschaffen hat. Der Roboter fragt seinen Schöpfer, einen Menschen, warum er IHN erschaffen hat. Ganz unbedarft antwortet dieser einfach: „Weil ich es konnte.“

James Bond als Wegweiser der Zukunft

Das Internet hat eine sehr interessante Eigenschaft: Man kann es ständig verändern. Während ein gedrucktes Buch als Beweis einer bestimmten Zeit galt, ebenso wie der Kuli des Arztes auf dem Krankenblatt signalisierte, dass man nichts im Nachhinein änderte, bedeutet ein gedruckter Text im Internet nichts im Sinne des Beweises, da er stets und ständig geändert werden kann.

Früher waren Freigeister die Menschen, die mit den Konventionen gebrochen haben. Das ist heute gar nicht mehr so einfach. Wir haben kaum noch Verbindlichkeiten. Wenn überhaupt, dann setzen wir uns diese selber. Rein theoretisch darf jeden Abend eine neue Frau abgeschleppt werden, oder auch zwei oder drei. Wer fünfmal heiratet und sich doch jedes Mal schnell wieder scheiden lässt, riskiert nicht mal mehr ein müdes Lächeln, es ist einfach zu oft vorgekommen. Schmachtfetzen wie Twilight allerdings, die von der ersten, die auch die letzte großen Liebe bleibt, handeln, sprengen alle Rekorde.

So ist eben das, was in prüden Zeiten so erstrebenswert galt, ein Massenphänomen geworden. Und in einer Zeit, in der sich alles verändert und nichts Bestand zu haben scheint, ist das Beständige die größte Sehnsucht. Auch für einen Mann wie James Bond.

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