Stabhochspringerinnen sauer auf Issinbajewa

Rio de Janeiro – Die Verärgerung über Stabhochsprung-Star Jelena Issinbajewa war groß.

«Ich finde, als Sportlerin mit solchen Weltrekorden und vielen Titeln so etwas zu sagen, das sollte sie nicht tun», kritisierte die deutsche Olympia-Finalistin Lisa Ryzih in Rio die Russin. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Usain Bolt so etwas über seine Rivalen sagen würde.»

Wenige Stunden vor dem Finale hatte Issinbajewa die Olympia-Bühne nicht nur dazu genutzt, um ihren Rücktritt zu verkünden. Zugleich prangerte sie erneut die – aus ihrer Sicht – Ungerechtigkeit des Komplett-Banns der russischer Leichtathleten an und stellte den Wert des Goldgewinns für die Olympiasiegerin von Rio infrage. Peinlich: Issinbajewa hatte 2012 in London selbst nur Olympia-Bronze erkämpft – und war beim Stabhochsprung-Finale in Rio nicht einmal als Zuschauerin im Stadion. 2004 und 2008 wurde sie Olympiasiegerin.

«Ich denke, die Siegerin wird fühlen, dass sie nicht das ganze Gold gewonnen hat, wenn Issinbajewa nicht am Start war», erklärte die 34 Jahre alte Russin. Außerdem hätte sie den Medaillenkampf wohl locker gewonnen, tönte sie – wenn sie dabei gewesen wäre. «Ich habe vor Rio mit meinem Coach über eine Höhe von 5,10 Metern gesprochen, die ich springen könnte», sagte Issinbajewa, die den Weltrekord mit 5,06 Metern hält.

Statt im Stadion ihren Kolleginnen zuzuschauen, wollte sie lieber die Sportler ihres Landes beim Ringen oder anderswo unterstützen. «Die Ergebnisse der russischen Athleten machen mich jeden Tag glücklich», meinte Issinbajewa.

«Das ist absolut überflüssig», schimpfte Martina Strutz. «Außerdem hat Jelena vor vier Jahren gar kein Gold gewonnen.» Die Schwerinerin kam auf Platz neun, Ryzih landete direkt dahinter. Beide konnten nur 4,60 Meter überqueren.

Europameisterin Ekaterini Stefanidi ließ sich im Finale durch Issinbajewas Ausfälle nicht stören. Die Griechin siegte mit 4,85 Metern vor der höhengleichen Sandi Morris aus den USA und meldete sich dann zu Wort. «Ich fühle nicht, dass das Gold nicht komplett ist», betonte sie. «Es ist ein wenig bestürzend, was sie gesagt hat, weil wir nichts mit der Entscheidung zu tun haben.»

Die im russischen Omsk geborene Ryzih kann nicht verstehen, warum Russland es leugnet und nicht wahrhaben will, dass in dem Land systematisch gedopt wurde. «Dass die Russen nicht zu Olympia zugelassen wurden, beruht auf Fakten. Und ich weiß nicht, warum Jelena dies nicht einsehen will und ihre Augen öffnet.»

Fotocredits: Lukas Coch,Lukas Schulze,Bernd_Thissen,Bernd_Thissen
(dpa)

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