„Stil in Berlin“ und Co.: Aufstieg der Mode Blogs

„Stil in Berlin“ ist so ziemlich der wichigste und beliebteste Mode-Blog Deutschlands. Die junge Mary Scherpe, keine 30 Jahre alt, zog ihn 2006 hoch und kann heute mit 200.000 Klicks pro Monat rechnen. Dabei hat sie kaum etwas anderes gemacht als durch Berlin-Mitte zu laufen, sich Geschäfte anzugucken und Menschen auf der Straße zu fotografieren. Das traf allerdings den Nerv der Zeit.

Jetzt darf sie alles sagen und fotografieren, wird für DIE ZEIT interviewt und von Paris bis New York zitiert und gedruckt. Nicht schlecht für ein kleines Mädchen aus Ostdeutschland, dass mit Mickey Maus Pullover über den Bauernhof der Eltern stapfte.

Es war also nicht abzusehen, dass sie einmal unter den ersten in Deutschland sein würde, die einen Modeblog beginnt. Ihre Interviews zeigen dann eine sehr angenehme und auch bodenständige Person, die auch mal dafür plädiert, die ganze Sache nicht zu streng zu sehen, aber doch wichtig zu nehmen.

Die Deutschen haben ein anderes Verhältnis zur Mode als die Italiener und die Franzosen. Dort gibt es Schneidereien, berühmte Labels, die den Stolz der Handwerkskunst in die Welt trägt. Die Deutschen sind bekannt für ihre Sandalen und Socken. Doch schon seit Jahren entdecken viele Menschen den Spaß an der Mode. Dass endlich alle mitmachen dürfen, das ist dem Internet zu verdanken. Und Mode Blogs wie „Stil in Berlin“.

„Stil in Berlin“: Einer der ersten Modeblogs in Deutschland

Man vergleiche nur Paris und Berlin. In Berlin werden von Frauen viele Sackkleider getragen, selbst Latzhosen sieht man noch, in Paris trägt fast jede Frau hohe Schuhe und Stiftrock. Der Berliner brauchts bequem. Und obwohl gesagt wird, dass man hier tragen kann, was man möchte, ist der Stil dann doch ziemlich einheitlich.

Modeblogs sind so wichtig geworden, dass selbst die großen Zeitschriften nicht darauf verzichten können und Bilder übernehmen. Die Vogue hat eben nicht mehr das Modemonopol. Sehr zur Freude der Blogger natürlich, die sogar von ihrer Kunst leben können. Der Wandel zeigt sich eben vor allem auf der Straße und die Blogs übernehmen den Journalismus. Sie dokumentieren den Wandel, das Besondere.

„Stil in Berlin“: Weiß, dünn, modisch

Scherpe wurde übrigens gefragt, warum auf ihrem Blog so viele weiße, dünne Menschen zu sehen sind, die die Trends darstellen. Sie antwortete dass sie gerne auch andere Menschen fotografieren möchte und erst neulich ein paar türkische Frauen fragte, die allerdings kein Interesse hatten. Ebenso ergeht es ihr oft mit fülligeren Personen, die sich eher ungern fotografieren lassen.

So zeigen die Blogs doch noch immer das tief verankerte Mode-Diktat, oder besser das Schönheitsideal. Und stoßen Diskussionen an. Scherpe ist der Meinung dass die Brigitte „normale Frauen statt Models“-Aktion nur eine Marketing Kampagne war. Sie sieht es locker wenn Michalsky super teuer Hosen mit Löcher verkauft und unterstützt trotzdem die Auseinandersetzung mit der Mode. Und genau diese angenehme und differenzierte Sichtweise hat sie zu recht auf den Olymp der Modeblogs gehievt.

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