Ungleichheit in Industrieländern – Vor allem für Kinder bittere Lebensrealität

Ungleichheit in Industrieländern – Vor allem für Kinder bittere LebensrealitätWie ungleich Wohlstand verteilt ist, zeigt sich nicht nur weltweit, sondern auch in den Industrienationen selbst gibt es starke Disparitäten. Das zeigte jüngst auch eine Studie des UNICEF-Forschungszentrums Innocenti. Untersucht wurden akademische Chancen, späteres Einkommen, gesundheitliche Probleme und Zufriedenheit.

Arm unter Reichen – Ungleichheit in Industrieländern

Zu den 41 in der Studie untersuchten Ländern zählen europäische Nationen wie Deutschland, Dänemark oder Großbritannien genauso wie Israel, Kanada oder die USA. Ziel der Studie ist es auch, darauf aufmerksam zu machen, dass reiche Industrienationen keineswegs automatisch zu einer positiven Entwicklung in Sachen Chancengleichheit und Kinderförderung kommen. Hierzu müssten neben den wirtschaftlichen Bedingungen vor allem in der Politik die Weichen gestellt werden.

Dass das nicht immer der Fall ist, zeigen etwa Japan und die USA – die beiden reichsten Länder der Erde landen bei der Einkommensgleichheit nur im Mittelfeld. Bildungsungleichheit und akademische Hürden sind immer noch die größten Faktoren, wenn es um die Ungleichheit beim späteren Erfolg des Kindes geht. Hier schneidet auch Deutschland in Untersuchungen nicht gut ab, auch nach dem ersten PISA-Weckruf konnte die Bundesrepublik sich nur mühselig verbessern. In Bezug auf Bildungsgleichheit machen vor allem Länder wie Chile und Mexiko große Fortschritte, gerade in diesen Ländern war der Zusammenhang zwischen sozialem Status der Eltern und dem schulischen Erfolg des Kindes besonders groß.

Positive Entwicklung bei der Bildung, aber allgemeiner Weckruf

Bei der Kindergesundheit zeigte sich, dass Gesundheitsprobleme zwischen 2002 und 2014 bei Kindern in Industrieländern angestiegen sind, diese Zivilisationskrankheiten aber durch gesunde Ernährung und Sport zu vermeiden sind. Gerade hier fehlt es bei wirtschaftlich schwachen Familien aber an Aufklärung, Zeit oder Engagement. Die Kluft bei gesundheitlichen Problemen Kinder aus wirtschaftlich schwachen ist in den letzten Jahren sogar gewachsen. In Deutschland zeigt sich die soziale und wirtschaftliche Kluft besonders deutlich bei den Kindern von Zuwanderern, in den USA, Irland und Italien zeichnen sich ähnliche Trends ab. Doch es gibt auch gute Nachrichten, denn immerhin sank die Ungleichheit beim Leseverständnis. Deutschland befindet sich beim allgemeinen Kindeswohl im Mittelfeld (Platz 14) der untersuchten Länder, Spitzenreiter bei Chancengleichheit ist Dänemark. Dennoch ist das Ausmaß der Benachteiligung frappierend: Wer aus den unteren zehn Prozent der Gesellschaft kommt, verfügt später statistisch nur über die Hälfte des Einkommens seiner Altersgenossen. Gemeinsam mit den steigenden gesundheitlichen Problemen ist die Studie der UNICEF ein dringender Weckruf für politisches Einschreiten, bessere Bildungschancen und soziale Transfers.

Probleme aufzeigen – politische Lösungen finden

Da seit der Finanzkrise die Einkommensunterschiede in den Industrieländern weiter angestiegen sind, droht die Ungleichheit bei Bildungschancen, Erfolg und Gesundheit von Kindern sich weiter auszuweiten. Dabei, auch das belegt die Studie, profitieren alle Kinder von geringerer Ungleichheit. Eine höhere Durchschnittsgesundheit, eine gesteigerte Lebenszufriedenheit und das Bekämpfen von Kindesarmut sollten zu den wichtigsten Prioritäten der Politik zählen, denn alleine wirtschaftlich ist dieses Problem nicht anzugehen.


Bildquelle: Thinkstock, 124813753, Eyecandy Images RF, Eyecandy Images

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (Artikel bewerten)
Loading...