Volleyball-Coach Guidetti will «außergewöhnliches schaffen»

Rio de Janeiro – Sein Wasserproblem in Rio de Janeiro hat Giovanni Guidetti bewältigt. «Ich musste mich drei Tage lang jeden Morgen kalt duschen, weil etwas mit der Leitung nicht stimmte», erzählte der frühere deutsche Volleyball-Bundestrainer der Deutschen Presse-Agentur lächelnd.

«Mittlerweile habe ich warmes Wasser auf meinem Zimmer.» Der Mann aus Modena lässt sich aber auch von kleinen Widrigkeiten nicht aus seinem Erfolgskonzept bringen. Nach 20 Jahren hat Guidetti die Niederländerinnen wieder zu Olympischen Spielen geführt. Am Zuckerhut wollen sie ihre Sehnsucht nach einer Medaille stillen. «Es ist ein Traum, hier zu sein. Um den Traum auch genießen zu können, wollen wir guten Volleyball spielen. Wir wollen hier Außergewöhnliches schaffen», versicherte er.

Oranje ist jedenfalls ein Team mit enormem Potenzial. Schon das 3:2 zum Auftakt gegen Mitfavorit China war keine Selbstverständlichkeit, doch Guidettis Spielerinnen bewiesen Nervenstärke und Kämpferherz. Die USA, Gewinner von Silber in London und Peking, hatte die Niederlande dann in einem packenden Match am Rande einer Niederlage, verpasste ihren zweiten Sieg beim 2:3 aber knapp.

«Wir müssen immer am Limit spielen, sonst wird es für uns schwer», sagte der 43-jährige Guidetti, der auch schon lange Jahre den türkischen Spitzenverein Vakıfbank Istanbul trainiert.

Den Traum von Olympia konnte sich der begeisterte U2-Fan mit den deutschen Frauen nicht erfüllen. Sie verpassten sowohl die Spiele 2008 als auch 2012. Ohne Guidetti, der den Verband nach mehr als acht Jahren im Januar 2015 verlassen hatte, scheiterten die deutschen Frauen dann auch in der Qualifikation für Rio.

«Ich bin traurig für die Mädels, weil sie so hart gearbeitet haben», sagte Guidetti, dessen Frau Bahar im Oktober das erste Kind erwartet. Alison soll die Kleine heißen. «Das Qualifikationsturnier in Ankara war aber wie ein Roulette.»

Mit Glück und Geschick sicherten sich die Niederländerinnen dort ein Ticket für das Japan-Turnier, wo sie den Sprung an den Zuckerhut schafften. «Wir wollen jetzt einfach unser Bestes geben und nur von Spiel zu Spiel schauen», betonte Zuspielerin Laura Dijkema, die noch als eine von drei Bundesliga-Legionärinnen geführt wird. Allerdings verlässt die 26-Jährige den Dresdner SC.

Aus Brasilien wollen die Niederländerinnen aber nicht so schnell abreisen. Da nimmt Guidetti auch weitere Schäden an seinen lädierten Stimmbändern in Kauf. Schon seit Jahren plagen den lautstarken Coach Polypen, zwei Wochen Sprechpause zum Auskurieren kann er sich aber nicht erlauben. «Sobald ich schreie, wird es schlimmer. Ich weiß gar nicht, wie ich das Turnier durchstehen soll», klagte er schmunzelnd. «Mein Job besteht aber eben darin, mit den Leuten zu reden.»

Guidetti würde sich bei Olympia gerne Golf, Tennis oder Tischtennis ansehen. «Ich denke aber, dass ich dafür keine Zeit haben werde», sagte er. Der Fokus auf den Erfolg raubt ihm jeglichen Freiraum, alle Spiele müssen bis ins kleinste Detail vorbereitet sein. «Brasilien und die USA sind für mich die klaren Gold-Favoriten», erklärte er. Frühestens im Viertelfinale könnten seine Niederländerinnen auf den Olympiasieger der letzten beiden Auflagen treffen.

Fotocredits: Kiyoshi Ota
(dpa)

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