Weinzierl zwiegespaltene Rückkehr zum FCA

Augsburg – Blumen für Markus Weinzierl wären dann doch nicht mehr passend, finden die Augsburger.

Bei der Rückkehr des einstigen Erfolgstrainers, inzwischen auf der Bank von Schalke 04, wollen es die Schwaben am Samstag (15.30 Uhr) bei freundlichen Begrüßungen und dem ein oder anderen Pläuschchen unter alten Bekannten belassen. Für beide Vereine der Fußball-Bundesliga steht das Sportliche im Fokus. Vor allem Weinzierl hat nach nur drei Punkten aus sechs Spielen keine Zeit für Sentimentalitäten und Erinnerungen an bessere Zeiten. Und Augsburg will beim Wiedersehen mit dem Ex keine schlechte Figur machen. Ganz vergessen ist die Trennung im Frühjahr nämlich nicht.

In der Fuggerstadt hatten einige dem Niederbayern übel genommen, nach vier Jahren zum wesentlichen größeren – und finanziell mächtigeren – FC Schalke 04 gewechselt zu sein. Auch Geschäftsführer Stefan Reuter hätte sich einen Verbleib des Trainers gewünscht. Aber der Ex-Profi wusste natürlich um die Mechanismen der Branche, weswegen er auch keine Groll gegen Weinzierl hegt. «Im Grund ist es abgehakt, die schönen Momente bleiben in Erinnerung. Wir haben wirklich tolle Jahre gehabt», betonte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Tatsächlich hatte Weinzierl dem kleinen FC Augsburg ja erst zu kaum für möglich gehaltenen Höhepunkten verholfen, etwa der Teilnahme an der Europa League mit Flutlichtabenden gegen den FC Liverpool.

Eigentlich hätte die kurze Ära ein adäquates Ende verdient, mit offizieller Verabschiedung im letzten Heimspiel, herzlichen Worten und ein paar Tränen. Aber es kam anders. Obwohl der Wechsel zu S04 schon fix war, ließ die Unterschrift auf sich warten. Und bei Fans und einigen Verantwortlichen wuchs der Unmut. «Dass sich das am Ende etwas hingezogen hat, das passiert im Fußball», meinte Reuter dazu.

Als harter Verhandler war Reuter freilich mitverantwortlich an der Hängepartie – und muss durch die Rekord-Ablöse von drei Millionen Euro nicht als Leidtragender des Deals angesehen werden. Deshalb will er seinen langjährigen Wegbegleiter am Samstag als guter Gastgeber auch höflich willkommen heißen und ihm respektvoll die Hand geben. Und auch die Fans dürften ihn freundlich empfangen, hofft Weinzierl, denn «wir hatten viele gute Momente in den letzten vier Jahren».

Auf Schalke lassen sich solche Momente noch an einer Hand abzählen – und vielleicht hat der Coach zuletzt doch hier und da an seine Zeit in Augsburg zurückgedacht. Beim kleinen FCA hatte er nämlich stets relativ unbehelligt seinen Job machen können und auch in Krisen nur leise Kritik abbekommen. In Gelsenkirchen erlebte er gleich zu Beginn nach fünf Liga-Niederlagen Unruhe und Nervosität eines Vereins, der in die Champions League will und nicht gegen den Abstieg spielen mag.

Das 4:0 jüngst gegen Mönchengladbach bescherte ihm immerhin eine kleine Verschnaufpause. «Wir wollen den Schwung mitnehmen», sagte er vor dem Match des siebten Spieltages. «Ich weiß, wie Augsburg spielt. Es wird nicht leicht.» Immerhin muss Weinzierl bei der Reise in die Vergangenheit keine Ablenkung durch Zeremonien oder Reden fürchten.

Fotocredits: Uwe Anspach
(dpa)

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