Wer ist wer? Hahner-Twins und Luik-Drillinge beim Marathon

Rio de Janeiro – Die Zuschauer beim olympischen Frauen-Marathon werden ihren Augen nicht trauen: Sehen sie doppelt? Oder gar dreifach? In Rio de Janeiro gibt es an diesem Sonntag jedenfalls eine Premiere.

Mit Anna und Lisa Hahner aus Gengenbach starten Zwillinge auf der klassischen 42,195-Kilometer-Distanz – und mit Leila, Liina und Lily Luik aus Estland sogar Drillinge! «Cool» finden das die fünf blonden Läuferinnen. Sie haben zwar null Medaillenchancen, werben aber offensiv für sich.

Beim PR-Termin ihres Ausrüsters ist der Zeitplan eng getaktet: Fünf-Minuten-Interviews, dazwischen Foto- und Filmaufnahmen. Mal halten die 26 Jahre alten Hahners und die 30 Jahre alten Luiks einen Schuh, mal eine Sonnenbrille in die Kameras. Harry Lemberg, Trainer der drei Luiks, hat in dem Ambiente im Industrie-Design ein Auge drauf, dass nichts durcheinander geht: Fotos mit dem persönlichen Ausrüster der drei dürften erst nach den Spielen veröffentlicht werden, sagt er. Weil das Team aus Estland einen anderen Sponsor hat. Die Hahners haben es da einfacher: Bei ihnen ist es deckungsgleich.

In den sozialen Netzwerken sind sowohl die «Hahner-Twins», wie sie sich nennen, als auch das estnische «Trio for Rio» omnipräsent. Die Luiks rannten schon bei der EM 2014 in Zürich. Die Hahners, die weitgehend abseits des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) Karriere in Eigenregie gemacht haben, sind erstmals gemeinsam international im Einsatz – nach einigen Querelen.

Coach Lemberg sagt, er kann die drei unterscheiden, alleine vom Laufstil her: «Jede ist Individualistin – wie Frauen halt so sind.» In der estnischen Olympia-Mannschaft gibt es aber ein beliebtes Ratespiel: Wer ist Leila? Wer Liina? Und wer Lily? «Manche machen nicht mal einen Punkt», sagt Lemberg und lacht.

Leila war schon mal alleine bei den Hahners im Schwarzwald zu Besuch. Auch im Trainingslager in Kenia sind sich Duo und Trio schon begegnet. «Wir haben uns super gefreut, als wir die Luik-Sisters im Olympischen Dorf hier das erste Mal gesehen haben», sagt Anna Hahner. «Wir haben eine super Connection mit ihnen – sogar eine Dreifach-Connection.»

Ob die Hahners die Drillinge unterscheiden können? «Wenn wir uns wieder sehen, also, da brauchen wir schon ein bisschen», erklärt Lisa. «Wenn wir uns fünf Minuten unterhalten, sind wir aber wieder drin.» Anna räumt ein: «Manchmal läuft uns eine über den Weg. Da schauen wir uns an und fragen: War das jetzt Lily?»

Bei den Luiks führt Leila mit 2:37:19 Stunden die interne Bestenliste an. Die schnellste Marathonläuferin in diesem Jahr war die Äthiopierin Tirfe Tsegaye mit 2:19:41. Bei den Hahners rannte Anna 2014 schon mal 2:26,44, Lisa im vergangenen Jahr 2:28:39. Ihr Motto: «Run with a smile!». Die beiden lächeln auch dann noch, wenn ihnen längst alles weh tut.

Sie werben damit, dass sie die «weltweit schnellsten Marathon-Zwillinge sind», haben aber ihren eigenen Laufrhythmus. «Die Leistung der Einzelnen steht immer über der gemeinsamen», sagen sie. «Wenn’s hilft und klappt, dann laufen wir hier aber auch ein paar Kilometer zusammen.»

Lisa weist darauf hin, dass es ein Rundkurs in Rio ist: «Da werden die Zuschauer dauernd denken: Hach, die schon wieder!» Die Luiks haben die Devise ausgegeben: «Run good, feel good – and finish». Gut laufen, gut dabei fühlen – und ins Ziel kommen. Am liebsten gemeinsam. Da würden die Zuschauer staunen.

Fotocredits: Michael Kappeler,Michael Kappeler
(dpa)

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