Gomez zu Hass-Tiraden in Braunschweig: «Wie Affen»

Braunschweig (dpa) – Als der Mob den Platz stürmte, gab der mit Hass-Tiraden geschmähte Mario Gomez das Kommando zur Flucht. «Ich habe nur mitbekommen, dass Mario gesagt hat, wir sollen reinlaufen», berichtete Wolfsburgs Profi Christian Träsch nach dem Sieg im Relegations-Rückspiel in Braunschweig.

Die VfL-Profis flüchteten nach dem glücklichen Klassenverbleib vor einer radikalen Minderheit von Eintracht-Fans, die wieder einmal das hässliche Gesicht des Fußballs zeigten. Es war allerdings mehr als eine Minderheit, die vor allem VfL-Stürmer Gomez immer wieder mit Hass-Sprüchen überzog. Der Nationalspieler, spätestens nach dem umstrittenen Handelfmeter-Tor im Hinspiel die Reizfigur der Braunschweiger Fans, gab sich dennoch souverän: «Das macht gar nichts mit mir, es zählt allein das Geschehen auf dem Platz.»

Und der 31-Jährige fügte hinzu: «Ich kann prinzipiell nichts mit dem Hass anfangen, der im Fußballstadion stattfindet.» Er stellte das teils widerwärtige Verhalten in einen größeren Zusammenhang: «Vor ein paar Tagen ist in Manchester etwas Schreckliches passiert – und ein paar Tage danach verhalten wir uns selbst wie Affen. Das ist traurig.»

Braunschweigs Präsident Sebastian Ebel rang nach den Vorkommnissen um Fassung und um die richtigen Worte. Als «unglaubliche Sauerei» bezeichnete der Clubchef die Böller-Attacken am Ende der Pause und das Verhalten einiger hundert Anhänger nach der Partie. Es sei «völlig inakzeptabel». Der DFB-Kontrollausschuss wird wegen der Vorfälle in Braunschweig Ermittlungen einleiten.

Der Böllerwurf in Richtung eines Ordners habe in der Partie «zu einem Bruch geführt – wir haben das gegen Hannover erlebt, wir haben das hier erlebt», meinte Ebel. «Das ist sowas von bescheuert, gegen die eigene Mannschaft.» Wenige Minuten nach dem Vorfall hatte der Portugiese Vieirinha in der 49. Minute das entscheidende Tor zum 1:0 der Wolfsburger in Braunschweig erzielt.

Ebel fand klare Worte zu den Ausfällen der eigenen Fans und wirkte zugleich hilflos. «Das Leben des Ordners aufs Spiel zu setzen, ist etwas, wo ich mir wünschen würde, dass die, die das gemacht haben, mit aller Macht des Gesetzes konfrontiert werden», sagte der Braunschweiger Clubchef.

Immerhin hatte der von einem Knallkörper getroffene Ordner wohl Glück. «Er ist soweit okay», sagte am Dienstag eine Sprecherin des Fußball-Zweitligisten. Der Mann sei nach einer kurzen Behandlung sogar dienstfähig gewesen. Nach Angaben der Polizei erlitt er ein leichtes Knalltrauma. Der Mitarbeiter des Ordnungsdienstes war nach der Attacke zunächst zu Boden gegangen und von Sanitätern behandelt worden.

Im Gegensatz zum Clubchef vermied sein Coach eine klare Verurteilung. «Da mischt sich etwas unter, was nicht unbedingt auf den Platz gehört», sagte Trainer Torsten Lieberknecht zu den Begleiterscheinungen. Er lobte mehr das Auftreten seines Teams und des vernünftigen Teils der Fans. «Ganz Deutschland hat gesehen, was für ein fantastischer Verein wir sind», sagte der Coach.

Dass nicht mehr passierte, lag offensichtlich am Eingreifen der Polizei. Bei dem Platzsturm verhinderten die Beamten, dass der pöbelnde Mob bis zum VfL-Fanblock vordringen konnte. Obwohl Böller flogen und eine Rakete in einer Beamten-Gruppe landete, sei niemand verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher.

Fotocredits: Julian Stratenschulte,Julian Stratenschulte,Julian Stratenschulte,Julian Stratenschulte,Julian Stratenschulte,Peter Steffen,Peter Steffen

(dpa)
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