HSV bezwingt Hoffenheim mit starkem Hunt

Hamburg – Bayern-Bezwinger Julian Nagelsmann war beeindruckt von der besonderen Volkspark-Atmosphäre – und sah darin einen Grund für die Niederlage.

«Wir hatten Probleme, auf das emotionale Niveau des HSV zu kommen. Das war dem Publikum geschuldet», sagte der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim nach dem 1:2 (1:1) beim Hamburger SV. Es war so laut, dass sein Team ihn nicht mehr hörte. «Das kann schon ein paar Prozentpunkte mehr ausmachen, wenn die Emotionen von den Rängen überschwappen», erklärte der hoch gelobte Jungcoach die Stärke der Hamburger, die neun Heimspiele in Serie nicht verloren haben.

Beim 1:0 gegen Bayern München noch diszipliniert, habe sich seine Mannschaft nun nicht an taktische Vorgaben gehalten, so dass es an allem gefehlt habe, konstatierte Nagelmann nach dem Rückschlag im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation. Etwas genervt regierte der 29-Jährige, als er mit der Statistik konfrontiert wurde, dass die letzten sieben Clubs, die den FC Bayern zuvor besiegt hatten, im darauffolgenden Spiel nicht erfolgreich waren. «Was sollen wir machen?» Bis auf den gut geschossenen Foulelfmeter von Andrej Kramaric (35.) zu dessen zwölften Saisontreffer blieb die TSG in der Offensive vieles schuldig.

Bayern habe genauso gepresst wie der HSV, meinte Nagelsmann, der seinem ehemaligen Chef Markus Gisdol, mit dem er in Hoffenheim zusammengearbeitet hatte, ein großes Lob aussprach: «Für Markus freut es mich, für mich weniger. Markus macht einen guten Job hier.»

Seine Spieler hätten «Herz und Seele» und dürften durchaus auch Fehler machen. «Überflieger? Es ist ganz normal dass man mal verliert», fand Nagelsmann. Für Dietmar Hopp ist der Jungtrainer Gold wert. «Ich lege hiermit seine Ablösesumme auf 400 Millionen Euro fest», sagte der Clubbesitzer scherzhaft der «Welt am Sonntag». Er sei fest davon überzeugt, dass Nagelsmann in einigen Jahren einer der gefragtesten Trainer der Welt sein werde: «Auf einer Stufe, auf der heute Pep Guardiola, Jürgen Klopp oder José Mourinho stehen.»

Während Nagelsmann als Bundesliga-Dritter weiter die Champions League im Blick hat, hat Gisdol Abstand zu den Abstiegsplätzen gewonnen. Mit 33 Punkten ist der schon abgeschriebene HSV nun vier Punkte weg von den Abstiegsplätzen. «Hier wird keiner die Spannung verlieren! Wir schauen nicht auf die Tabelle, und der Druck wird weiterhin bleiben.» Nach einer anstrengenden Woche gaben Nagelsmann und Gisdol ihren Teams erst einmal zwei Tage frei.

Gisdol war anzumerken, wie glücklich ihn die Leistungen seiner Mannschaft in den vergangenen Wochen machen. Ausnahmsweise gab es ein Sonderlob für Matchwinner Aaron Hunt. «Ich bin hundert Prozent überzeugt, dass er so gut ist, weil er so gut verteidigt», betonte der Coach nach den Toren (25./75. Minute) des 30-Jährigen. «Man hat ja manchmal Spieler, die auch im fortgeschrittenen Alter noch Entwicklungsschritte machen.»

Für Hunt hat die lautstarke Unterstützung der Fans viel mit der neuen Leistungsfähigkeit zu tun: «Das ist zum großen Teil Kopfsache. Natürlich fühlt man die Müdigkeit. Aber man muss über diesen Punkt hinwegkommen, darf sich damit nicht beschäftigen. In jedem Spiel hat man einmal das Gefühl, total kaputt zu sein. Aber gerade in Heimspielen werden wir durch das Publikum noch einmal beflügelt.» Der sechste Sieg im neunten Heimspiel nacheinander gibt den Hamburgern noch einmal Selbstvertrauen vor dem Nordderby am Ostersonntag bei Werder Bremen. Auch wenn René Adler (Rippenbruch) und Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos gelbgesperrt fehlen werden.

Fotocredits: Christian Charisius
(dpa)

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