Wolf: Fehler in der Bundesliga werden knallhart bestraft

Stuttgart – Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht der Trainer des VfB Stuttgart vor dem Duell mit seinem ehemaligen Club Borussia Dortmund über seine Ziele mit dem VfB, die Lautstärke auf dem Trainingsplatz und das Verhältnis zu Sportvorstand Michael Reschke.

Fühlt sich Bundesliga anders an als die 2. Liga?

Hannes Wolf: Es war in den Stadien der 2. Liga schon so laut, dass das Coachen im Spiel kaum möglich war. Und man kann schon sagen, dass Fehler in der Bundesliga knallhart bestraft werden.

Jetzt spielen Sie am Freitag gegen Ihren Ex-Club Borussia Dortmund. Welchen Bezug haben Sie aktuell noch zum BVB?

Wolf: Ich bin in Dortmund aufgewachsen, habe da bis auf die zwei Jahre in Nürnberg fast mein ganzes Leben lang gelebt. Meine Kinder wurden dort geboren. Dazu war ich sieben Jahre beim BVB, wo ich meine Ausbildung als Trainer machen durfte und tolle Mannschaften trainiert habe. Darum ist der Bezug zum Verein und der Stadt natürlich ganz besonders.

Trainer des BVB: Wäre das ein Traum? Oder was haben Sie für Träume oder Wünsche für Ihre Trainerkarriere?

Wolf: Ich habe jetzt gerade nur den Wunsch, dass wir das hier in Stuttgart gut hinkriegen. Alles andere hängt ja auch davon ab, darum macht es nicht viel Sinn, sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Stuttgart war nie geplant, dann bin ich hier Trainer geworden. Darum würde ich natürlich auch nicht sagen, dass es nicht möglich ist, Trainer des BVB zu werden.

Ihr Präsident hat den Traum, den VfB unter die Top Drei zu führen. Michael Reschke will den Verein innerhalb weniger Jahre unter die besten sechs Teams führen. Erhöht das den Druck auf Sie?

Wolf: Druck ist im Profifußball immer da, aber wir setzen uns selbst bewusst hohe Ziele. Dazu müssen auch die Strukturen des Vereins passen und das tun sie aktuell noch nicht in allen Bereichen. Die Infrastruktur des VfB Stuttgart gehört zum Beispiel nicht ins obere Drittel der Bundesliga.

Die Trainingsbedingungen haben Sie schon früher kritisiert. Wird das denn jetzt besser?

Wolf: Es wird ein neuer Kunstrasen gebaut, grundsätzlich ist das Trainingsgelände aber immer noch verbesserungswürdig. Es ist durch die angrenzende Bundesstraße sehr laut, die Qualität der Plätze nicht gut genug. Nicht nur bei uns, sondern auch bei der Jugend. Da gibt es also noch Verbesserungsbedarf.

Das sind jetzt Themen, die auch Sportvorstand Michael Reschke mitzuverantworten hat. Das gute Verhältnis zwischen Ex-Manager Jan Schindelmeiser und Ihnen ist bekannt. Haben Sie mittlerweile zu Reschke schon ein ähnliches Vertrauensverhältnis entwickelt?

Wolf: Mit Jan war die Zusammenarbeit sehr gut und mit Michael ist sie das auch. Er gibt Gas, bringt sich voll ein und hat uns bis jetzt immer unterstützt. In der Beziehung mit Michael ist alles gut. Und trotzdem müssen wir liefern, das ist ja klar.

Schindelmeiser hat Sie geholt, Sie waren sein Kandidat. Dann kam Reschke. Kann das irgendwann mal eine Rolle spielen, dass nicht er Sie zum VfB geholt hat?

Wolf: Es ist unsere Aufgabe, die Verantwortlichen immer wieder neu zu überzeugen. Michael ist von unserer Arbeits- und Spielweise überzeugt. Und uns wurde ja vorher auch nicht nur von Jan, sondern vom ganzen Verein großes Vertrauen entgegengebracht.

Laut Reschke wird der VfB künftig auch kein Ausbildungsverein mehr sein. Was ist in der Vergangenheit falsch gelaufen, dass so viele heutige Nationalspieler den Verein früh verlassen haben?

Wolf: Wenn du Spieler hast, die top sind, dann musst du als Verein selber sportlich top sein. Bist du das nicht, dann gehen die Spieler irgendwann. Das Problem haben aber fast alle Vereine. Selbst Borussia Dortmund verliert ja regelmäßig die besten Spieler, weil es noch eine Ebene darüber gibt. Wir können als VfB nur versuchen, die Qualität zu steigern und unseren Top-Jungs etwas bieten, was sie hier hält.

Was ist Ihnen als Trainer wichtig?

Wolf: Die Kultur, alles zu geben. Sich ständig an seinem Limit zu bewegen. Nicht nur läuferisch, sondern auf allen Ebenen. Das ist für mich das wichtigste. Daraus entsteht alles andere. Wenn die Menschen sehen, dass man sich in jeden Ball wirft und fightet. Dazu kommen die Prinzipien, wie man miteinander umgeht. Dass man verlässlich ist für die Spieler. Das heißt nicht, dass man bequem ist.

Ein ganz anderes Thema ist der Videobeweis, bei dem sich laut DFB jetzt vieles bessern soll und der Videoassistent nur noch bei Wahrnehmungsfehlern eingreifen soll. Glauben Sie, dass damit vieles besser wird?

Wolf: Entweder werden klare Fehlentscheidungen behoben, oder du lässt es ganz sein. Das ist einfacher zu verstehen als zu wissen, das hat jemand gesehen, aber er darf nicht eingreifen. Da geht es um so viel, da geht es um Jobs, um den Verein. So, wie wir es bislang zum Teil erlebt haben muss man vielleicht noch mal darüber nachdenken.

ZUR PERSON: Hannes Wolf ist seit September 2016 Trainer des VfB Stuttgart. Der Club aus Cannstatt ist die erste Station im Profifußball für den 36 Jahre alten Familienvater. Zuvor trainierte er mit großem Erfolg Jugendteams von Borussia Dortmund.

Fotocredits: Christian Charisius
(dpa)

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