Wolfsburg: Attackierter Allofs und Buhmann Draxler

Wolfsburg – Der Buhmann stand schon vor dem Last-Minute-Schock fest. Doch der auf die Bank des VfL Wolfsburg verbannte und bei seiner Einwechslung ausgepfiffene Fußball-Nationalspieler Julian Draxler wollte sich möglichst wenig anmerken lassen.

«Ich glaube, dass der Verein und die Umgebung hier zur Zeit größere Probleme haben als meine Person», sagte der Sündenbock der Fans nach dem späten Elfmeter-Treffer des Berliners Salomon Kalou. Dieses 2:3 (1:2) gegen Hertha BSC schockte die Wolfsburger – und sie verschärfte die ohnehin köchelnde Debatte innerhalb des Volkswagen-Vereins.

Die Probleme auf dem Platz legten die ballsicheren Berliner offen. Zur sportlichen Niedergang des Pokalsiegers von 2015 kommt aber erschwerend die Diskussion innerhalb der Konzern-Spitze über die Zukunft der VfL Fußball GmbH und des Geschäftsführers Klaus Allofs. Mit einem schriftlichen Ordnungsruf des Aufsichtsrates war am Abend vor dem erneuten Rückschlag diese interne Debatte noch offensichtlicher geworden. Sie wird mit dem neuerlichen Rückschlag kaum verstummen und beschäftigt auch das Rasen-Personal.

«Wir haben ein Kopfproblem», klagte Trainer Valérien Ismaël. Der erst einmal siegreiche Nachfolger von Dieter Hecking ist nicht der einzige, der das glaubt. «Mit den ganzen Nebenschauplätzen glaube ich schon, dass der Kopf eine Rolle spielt», sagte auch Draxler: «Anders kann man sich das nicht erklären.» Schlecht gespielt haben die Profis – und vor allem Draxler – allerdings schon vorher.

Draxler ist für viele VfL-Fans als teuerster Einkauf der Volkswagen-Tochter-GmbH das Sinnbild des gescheiterten Versuchs, mit viel Geld dauerhaft in der Spitze der Liga mitzuspielen. «Was das mit einem als Menschen macht, brauche ich wohl keinem erzählen», kommentierte der geknickte Nationalspieler die Pfiffe.

So wie Draxler wirkt abseits des Rasens auch Klaus Allofs angezählt. Doch der Manager gab sich nach dem Negativ-Rekord mit der vierten Heim-Niederlage in Serie kämpferisch und zeigte sich vom Ordnungsruf des VfL-Aufsichtsrates überrascht. «Ich habe das gar nicht erwartet», sagte der VfL-Manager: «Das war nicht besprochen. Ich hätte darauf gut verzichten können. Ich brauche das nicht.»

Das von VW dominierte Kontrollgremium hatte am Vorabend zur Einigkeit aufgerufen. Dies war in den vergangenen Tagen offensichtlich nicht mehr gegeben, denn aus der VW-Führungsebene gab es in Gesprächen mit der Deutschen Presse-Agentur deutliche Kritik an der Leistung des VfL und an einigen Aussagen von Allofs. Hochrangige Manager des Konzerns hatten gar geunkt, Allofs habe wohl keine Lust mehr.

Allofs sagte dazu: «Eines kann ich versichern, ich habe sehr große Lust. Und ich habe noch mehr Lust, wenn ich so attackiert werde.» Zu den namentlich nicht genannten Kritikern aus der VW-Spitze sagte er: «Ich finde es ein bisschen scheinheilig. Es stellt sich jemand hin, anonym wird etwas gesagt. Egal woher es kommt, das kann man doch nicht gut finden.»

Allofs forderte: «Man muss zusammenstehen, zusammenrücken – das ist das beste Mittel gegen Angriffe von außen.» Das Problem für den Geschäftsführer der Fußball spielenden VW-Tochter ist nur, dass die Attacken ja gar nicht von außerhalb kamen, sondern von innen.

Fotocredits: Peter Steffen
(dpa)

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