Autowerkstätten haben es schwer

Berlin – Für die deutschen Autobauer war 2016 auch auf dem Heimatmarkt ein erfreuliches Jahr. In Deutschland wurden 3,35 Millionen Neuwagen verkauft, so viele wie seit sieben Jahren nicht mehr.

Der Aufschwung in der Branche, ausgelöst durch eine gute Beschäftigung, Einkommenszuwächse und niedrige Zinsen, hat auch die Umsätze des Kfz-Gewerbes noch oben getrieben.

Doch zugleich ist die Zahl der Autowerkstätten im vergangenen Jahr spürbar gesunken – um 1,7 Prozent oder 660 Betriebe auf 37 740. Auch die Mitarbeiterzahl ging zurück, um 1,2 Prozent auf 455 500. Diese Zahlen stellte der Präsident des
Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), Jürgen Karpinski. Der Verband vertritt die Interessen der Kfz-Meisterbetriebe.

Vor 15 Jahren waren es noch 8000 Werkstätten mehr. In den Jahren 2014 und 2015 schien der negative Trend gestoppt, nun hat er sich wieder verstärkt. Als Hauptgründe dafür nennt Karpinski einen «weiter fortschreitenden Konzentrationsprozess» und die «Bereinigung der Händlernetze durch Hersteller und Importeure».

Die Zahlen zeigen in der Tat: Es waren fast ausschließlich Markenwerkstätten, die 2016 geschlossen wurden. 650 solcher Unternehmen, die an ein Fabrikat gebunden sind, gaben auf, aber nur 10 sogenannte freie Werkstätten. Für die Autofahrer bedeutet das unterm Strich, weniger Werkstätten zur Auswahl zu haben, bei denen sie eine Inspektion oder Reparatur machen lassen können.

Für die Unternehmen, die der Schrumpfung nicht zum Opfer fallen, bedeutet das im Umkehrschluss mehr Aufträge und eine höhere Auslastung. Rund 70 Millionen Werkstattaufträge waren es im vorigen Jahr. Lohn, Ersatzteile und Zubehör in den Werkstätten summierten sich auf 32 Milliarden Euro, ein Plus von 5,6 Prozent.

Eine Studie des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) hatte schon 2015 einen Trend zu größeren Werkstätten festgestellt. Es sei zu erwarten, dass in zehn Jahren im Durchschnitt jeder Betrieb sich um ein Fünftel mehr Autos kümmert als heute. Die Werkstätten würden unter anderem deshalb immer größer, weil sie mehr in teure Diagnosegeräte und Spezialwerkzeuge investieren müssten.

Ein anderes Problem sieht der Bundesinnungsmeister des Kfz-Handwerks, Wilhelm Hülsdonk. Nach seinen Worten balgen sich «immer mehr hungrige Katzen um den Milchtopf», will sagen: Internet-Vermittlungsportale, Reifenketten oder Kfz-Versicherer drängen sich in das Werkstattgeschäft hinein. Da werde mit «unauskömmlichen Festpreisen» für Dienstleistungen rund ums Auto geworben. Die Werkstätten ließen sich zum Teil auf eine Zusammenarbeit mit diesen Preisdrückern ein, weil sie sonst ihre Kunden nicht halten könnten. Dagegen helfe nur, die Kunden von der guten Qualität der Meisterbetriebe zu überzeugen.

Fotocredits: A4363 Sebastian Kahnert
(dpa)

(dpa)
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