Bundesliga investiert knapp 90 Millionen

Düsseldorf – Abflug bei 30 Grad in Porto Alegre, Ankunft bei Schneetreiben in Hamburg – HSV-Neuzugang Walace geriet mächtig ins Staunen.

«Ich brauche schon ein paar Tage, um mich hier einzugewöhnen», kommentierte der Brasilianer das für ihn ungewohnte Weiß. Viel Zeit, sich an die großen Temperaturunterschiede zu gewöhnen, wird der Mittelfeldspieler jedoch nicht haben. Schließlich wird er beim Kampf seines Teams um den Klassenverblieb dringend gebraucht. In ihrer Not griffen die Hamburger im Winterschlussverkauf tief in die Vereinskasse.

Walace ist einer von den Profis, die erst kurz vor dem Ende der Transferfrist den Verein wechselten. Ähnlich spät verkündete Bayer Leverkusen die Verpflichtung von Leon Bailey. Für den 19 Jahre alten Jamaikaner vom belgischen Europa-League-Teilnehmer KRC Genk zahlte der momentan im Mittelmaß versinkende Werksclub geschätzte zwölf Millionen Euro. «Er ist ein außergewöhnlich schneller, sehr trickreicher Spieler, der unserer Offensive zusätzlichen Schwung verleiht», kommentierte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler.

Die Transfers von Walace und Bailey passen in das Bild. Wie so oft besserten auch in diesem Winter vor allem jene Clubs nach, bei denen in der Hinrunde viele Wünsche offen blieben. Die jüngste Einkaufstour kostete mehr Geld denn je. Nach einer Erhebung der Deutschen Presse-Agentur investierten die 18 Bundesligisten – ausgenommen der Leihgebühren – fast 90 Millionen Euro für neue Profis und übertrafen damit die zwei Jahre alte Bestmarke (65 Millionen Euro) deutlich. Dem standen Transfereinnahmen von rund 91 Millionen Euro gegenüber.

Nicht nur beim Umsatz, bei dem das Premiumprodukt des deutschen Sports in der vorigen Saison die Schallmauer von drei Milliarden Euro durchbrach, stehen die Zeiten auf Wachstum. Zählt man die Einkäufe im vergangenen Sommer hinzu, stieß die Bundesliga mit knapp über 600 Millionen Euro auch bei den Transferausgaben in neue Dimensionen vor. Die künftig höheren Einnahmen aus der TV-Vermarktung dürften dazu beitragen, dass sich der Trend eher noch verstärkt.

Besonders großen Nachholbedarf sahen die Wolfsburger. Mit 29,5 Millionen Euro führen sie die Einkaufsliste an. Profis wie Yunus Malli (FSV Mainz/12,5 Millionen Euro) und Riechedly Bazoer (Ajax Amsterdam/12 Millionen Euro) sollen dafür sorgen, dass es für den Bundesliga-14. nicht noch weiter abwärts geht. Diese Transfers konnten sich die Norddeutschen locker leisten: Allein der Verkauf von Weltmeister Julian Draxler an Paris Saint-Germain brachte üppige 42 Millionen Euro ein.

Viertteuerster Profi nach Malli, Bazoer und Bailey dürfte der ehemalige Salzburger Dayot Upamecano sein. Für das von anderen Clubs umworbene französische Abwehrtalent zahlte RB Leipzig rund zehn Millionen Euro. Borussia Dortmund investierte neun Millionen Euro in einen 17-Jährigen. Beim für ähnlich perspektivische Transfers bekannten Revierclub ist die Hoffnung groß, dass der Schwede Alexander Isak zum Leistungsträger wird.

Die Personalplanungen für die restliche Saison sind damit abgeschlossen. Innerhalb der Bundesliga dürfen keine Wechsel mehr stattfinden. Allerdings endet die Wechselfrist in einigen anderen Ländern erst später. So sind Transfers nach China noch bis Ende Februar möglich.

Fotocredits: Axel Heimken,Thorsten Wagner
(dpa)

(dpa)
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