BVB auf gutem Weg zum Titelaspiranten

Dortmund – Bei Borussia Dortmund reifen erstmals seit Jahren wieder Meisterträume. Die überbordende Partystimmung im Stadion nach dem mitreißenden 6:1 (3:0) des Tabellenführers über Borussia Mönchengladbach erinnerte an die Jubelfeier im letzten Titeljahr 2012.

Arm in Arm standen die BVB-Profis vor der bebenden Südtribüne und genossen demütig die Ovationen der Fans. Selbst der gegnerische Trainer Dieter Hecking wirkte bei allem Ärger über die Lehrstunde für sein Team mächtig beeindruckt: «Wir haben heute unseren Meister gefunden. Borussia Dortmund war eine Klasse besser.»

Die berauschende Generalprobe macht Mut für das knifflige Champions-League-Duell mit Real Madrid am Dienstag (20.45 Uhr). Nach gleich drei imposanten Siegen binnen einer Woche über Köln (5:0), Hamburg (3:0) und Mönchengladbach scheint der BVB für die Partie gerüstet. «Besser hätte man sich das nicht vorstellen können. Das gibt definitiv Auftrieb», befand Mario Götze voller Vorfreude auf die Reifeprüfung gegen das spanische Starensemble um Cristiano Ronaldo, «wir wissen, dass es eine Mammutaufgabe wird. Aber wir sind in letzter Zeit immer gut gegen Madrid aufgetreten.»

Die Turbulenzen der vorigen Saison mit den Schlagzeilen über den einstigen Trainer Thomas Tuchel und den Sprengstoffanschlag auf den Teambus scheinen ausgestanden. Neuerdings macht der Revierclub mit imposanten Zahlen von sich reden. Niemals zuvor startete er besser in eine Saison, noch nie wies ein anderer Bundesligist nach sechs Spieltagen eine Tordifferenz von Plus 18 auf. Und doch konnte Michael Zorc der naheliegenden Frage wenig abgewinnen, ob der BVB wieder ein Titelanwärter ist. «Schreibt doch, was ihr wollt», antwortete der Sportdirektor, «aber wir denken extrem von Spiel zu Spiel und nicht, was irgendwann im Mai ist. Das ist ganz, ganz weit weg.»

Es spricht für die gewachsene Qualität im Kader, dass gegen Mönchengladbach trotz großer Rotation eine schwarzgelbe Gala gelang. Obwohl Trainer Peter Bosz im Vergleich zum HSV-Spiel gleich fünf andere Profis in die Startelf beorderte, harmonierte das Team prächtig. Mit den Toren des kongenialen Duos Maximilian Philipp (28./38.) und Pierre-Emerick Aubameyang (45./49./62.) sowie dem ersten Bundesliga-Treffer von Julian Weigl (79.) war Mönchengladbach noch gut bedient. So traf Aubameyang, dessen Sohn Curtis den von allen Profis unterschriebenen Spielball auf Papas Arm freudestrahlend aus dem Stadion trug, noch dreimal Aluminium.

Den ersten Gegentreffer in dieser Saison nach 515 Minuten durch Lars Stindl (66.) konnten alle Beteiligten locker verschmerzen. Allerdings hätten es an diesem Abend auch deutlich mehr werden können – trotz aller Dominanz. Denn die mutige Taktik des Niederländers Bosz mit einer hochstehenden Abwehrkette macht den BVB weiterhin anfällig für Konter. Mehrfach musste Torhüter Roman Bürki in höchster Not klären. Nicht zuletzt deshalb riet Sportdirektor Zorc mit Blick auf die kommende Aufgabe zu mehr Vorsicht: «Da ist dann nochmals eine andere Qualität auf dem Platz. Zwei, drei Bälle hätte Real anders bestraft.»

Nicht auszuschließen, dass bei Matthias Ginter ein wenig Wehmut aufkam. Auch der im Sommer aus Dortmund nach Mönchengladbach gewechselte Abwehrspieler konnte nicht verhindern, dass sein Team einen herben Rückschlag erlitt. Der Weltmeister klang ähnlich deprimiert wie seine Mitstreiter: «Wir haben wenig bis nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Jetzt müssen wir uns wieder aufrappeln.»

Fotocredits: Bernd Thissen
(dpa)

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