Der VW Polo früherer Generationen ist kein Musterknabe

Berlin – Der Polo ist eines der wichtigsten Modelle von VW. Er zählt zu den bestverkauften der Marke. Und seine Rolle ist im Dieselchaos nicht unwichtiger geworden, weil der Anteil der Selbstzünder bei Kleinwagen allgemein – so auch beim Polo – generell niedriger liegt.

Absatzeinbrüche treffen ihn nicht so hart. Doch vor allem Gebrauchtwagenkunden sollten sich angesichts drohender Fahrverbote gut überlegen, ob sie zum Diesel greifen. Gut, dass es beim Polo mit den kleinen Turbomotoren kultivierte Alternativen gibt. Allerdings: Trotz guter Fahreigenschaften, solider Verarbeitung und moderner Sicherheitsausstattung gibt es bei Secondhand-Autos einige typische Schwachstellen zu überprüfen.

Die gute Botschaft zuerst: Der Polo ist besser geworden, was auch für die im Herbst 2017 gestartete sechste Generation gilt. Die meisten Interessenten an einem Gebrauchten werden sich aber wohl nach den Vorgängerauflagen Typ 9N und Typ 6R/6C umschauen – wobei es bei dem Erstgenannten, teils auch altersbedingt, noch recht viel zu kritisieren gibt. Vor allem marode Antriebswellen und Achsaufhängungen machen Probleme.

Beim Nachfolger Typ 6R/6C liegen die Beanstandungen der Fahrwerkskomponenten bei der Hauptuntersuchung (HU) dagegen im grünen Bereich. Überdurchschnittlich oft bemängeln die Prüfer laut «TÜV Report 2018» bei beiden Vorgängergenerationen das Abblendlicht, während Blinker und Rücklicht beim neueren unauffällig bleiben – nicht so jedoch die Fußbremse, die schon bei der ersten HU kein gutes Bild abgibt. Ab der dritten HU steht die Handbremse überdurchschnittlich oft auf der Mängelliste.

Als größtenteils «gut» bewertet der ADAC das Pannenverhalten des Polo. Bei Autos, die zwischen 2010 und 2011 gebaut wurden, mussten die Helfer des Clubs laut ADAC-Pannenstatistik häufig wegen Problemen mit der Steuerkette ausrücken – ein Befund, bei dem Halter schnell handeln sollten. Denn reißt die Kette, droht der Motortotalschaden.

Bei den Baujahren 2008 bis 2011 zeigte sich die Zündkerzen als nicht sonderlich haltbar, Batterien streikten bei Autos von 2008, 2009 und 2014 – bei letztgenannten offenbar so oft, dass für diesen Jahrgang die Note für den Polo auf «befriedigend» abrutscht.

Die drei letzten Polo-Generationen trafen laut ADAC ab 2004 insgesamt zwölf Rückrufe. Der zahlenmäßig größte stammt vom März 2012, als insgesamt 160.000 VW-Modelle, darunter auch tausende Polos, zurück in die Werkstätten mussten. Es gab Probleme mit dem Ladedruck im Turbolader. Allein 2018 sah sich VW zu drei Aktionen gezwungen. Zuletzt drohten bei über 40.000 Polos vom Modelljahr 2018 Gurtschlösser der Rückbank unbeabsichtigt aufzuspringen.

Der Evergreen aus Wolfsburg fährt mittlerweile in der sechsten Modellgeneration. Die letzte Frischzellenkur erhielt die für Gebrauchtwagenkäufer wohl interessanteste Vorgänger-Generation im Jahr 2014, als viele moderne Assistenzsysteme an Bord kamen. Der Typ 6R (ab Facelift 6C) war von 2009 bis 2017 am Markt, seinen Vorgänger gab es ab 2001 neu zu kaufen. Beide unterscheidet vom aktuellen Modell: Sie gibt es noch als Zweitürer während der aktuelle Polo ausschließlich als Viertürer zu haben ist. Das Kofferraumvolumen stieg beim Generationswechsel von zuletzt 280 auf 351 Liter.

Wer unter die Motorhaube blickt, entdeckt für fast jeden Geschmack etwas. Als kultiviert, aber teuer gelten die TSI-Benziner, während die älteren Dreizylinder-Saugmotoren eher zäh daher kommen. Auch eine, bei VW BiFuel genannte Autogasversion gab es zu kaufen.

Die Ottomotoren der fünften Generation (Typ 6R/6C) kommen auf 44 kW/60 PS bis 162 kW/220 PS, die beim WRC Street im Datenblatt stehen. Die Diesel leisten von 55 kW/75 PS bis 77 kW/105 PS. Die vierte Auflage (Typ 9N) bietet bei den Benziner 40 kW/55 PS bis 132 kW/180 PS (GTI) sowie dieselseits 47 kW/64 PS bis 96 kW/130 PS.

Auch die Offroad-Mode bedient der Kleinwagen – in Form der Variante Cross Polo. Wer auf der Suche danach ist, muss im Falle eines 1.2 TSI von 2011 mit 77 kW/105 PS laut Eintrag im «DAT Marktspiegel» der Deutschen Automobil Treuhand einen durchschnittlichen Preis von 7200 Euro einplanen – bei 103.000 Kilometern Laufleistung.

Ein GTI (1.4 TSI) mit 132 kW/180 PS von 2014 ist je nach Ausstattung mit mindestens 11.150 Euro vermerkt (66 000 Kilometer) und ein 1.2 mit 44 kW/60 PS von 2012 mit mindestens 5550 Euro und 91.000 Kilometern.

Fotocredits: Volkswagen AG
(dpa/tmn)

(dpa)
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (Artikel bewerten)
Loading...